Früchte-Müslis sind gut, Schoko-Cornflakes schlecht? Ein aktueller Bericht von Öko-Test bringt dieses Schwarz-Weiß-Denken ins Wanken. Die Tester untersuchten 40 Früchte- beziehungsweise Beerenmüslis, darunter 25 Bio-Produkte. Und kamen zu dem Ergebnis: Viele sind trotz Hinweisen wie „ungesüßt“ oder „ohne Zuckerzusatz“ echte Zuckerbomben. Am meisten Zucker war im „Bio Früchte Müsli“ von dm enthalten mit 32 Gramm pro 100 Gramm und im Tegut „Bio Müsli Früchte“ mit 31 Gramm. Zustande kommen die Wert durch den enthaltenen Fruchtzucker.
Ach ja, und Pestizide sowie Schimmelpilzgifte fand Öko-Test in manchen Früchte-Müslis auch. Dagegen wirken etwa die schokoladigen „Nesquik“-Cornflakes von Nestle mit 22,1 Gramm Zucker pro 100 Gramm richtig gesund – zumal sie auf ihrer Verpackung mit dem Nutri-Score A werben.
Nutri-Score bewertet Nähr- und Inhaltsstoffe
Den freiwilligen Nutri-Score trägt dagegen nicht mal ein Drittel aller getesteten Früchte-Müslis. Und selbst das „Alpen No Added Sugar Swiss Style Müsli“ von Weetabix darf sich auf dieser Skala, auf die viele Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung achten, mit einem A rühmen – obwohl Öko-Test Spuren von 17 Pestiziden darin fand, darunter besonders bedenkliche wie Glyphosat und das in der EU verbotene Fenvalerat. Der Nutri-Score bewertet eben nur die enthaltenen Nähr- und Inhaltsstoffe wie Kalorien, Ballaststoffe, Eiweiß und Fett– nicht potenziell enthaltene Giftstoffe.
Zu welchem Produkt also beim nächsten Einkauf greifen, um die Kinder oder sich selbst gesund zu ernähren? Eine Antwort hat Ernährungsmediziner Uwe Knop. Er ist nicht nur unabhängiger und evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, sondern auch Vater einer anderthalbjährigen Tochter.
Über Uwe Knop
Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen. Sein neues Buch "ENDLICH RICHTIG ESSEN" erschien im August 2024.
Ernährungsmediziner Uwe Knop - so lautet seine Empfehlung
Liebe Eltern, macht euch bei der Versorgung eurer Kinder keinen Kopf um irgendwelche Nährwerte oder gar unsinnige Verrücktmacher-Buttons wie den „Nutri-Score“ - denn in der Ernährungswissenschaft gibt es weder Beweise für gesunde Ernährung im Allgemeinen noch für ungesunde Lebensmittel.
Fürsorgliche Mütter und Väter sollten sich stattdessen lieber folgende Grundsatzfrage stellen - und absolut ehrlich beantworten: Fühle ich mich richtig wohl mit dem, was ich meinem Kind zu essen anbiete?
Die Antwort sollte ein grundehrliches und glückliches „Ja“ aus tiefem Herzen sein - dann sind Sie auf dem richtigen Weg. In dem Fall konkret: Will ich meinen Kind Vitamin-angereicherte Schokoflocken aus Massenproduktion oder übersüße Fertigmüslis servieren? Fühle ich mich gut dabei? Oder will ich ihm lieber etwas frisch selbst machen, mit hochwertigen (Bio-)Zutaten?
Das geht schneller als man denkt. Als Beispiel:
- Haferflocken
- gehackte Nüsse
- Banane
- Äpfel
- (pflanzliche) Milch
Fertig! Die Zutaten kleinzuschneiden und zu mischen dauert nicht lange. Die Zeit sollte man sich als Eltern nehmen - denn die Zeit haben wir Eltern. Und den Anspruch an sich selbst, sie für gutes Essen für unseren Nachwuchs zu „investieren“, auch den sollte man haben.
Orientieren Sie sich an den drei V
Die Umsetzung ist kinderleicht, da grundsätzlich gilt: Nichts ist verboten, es gibt keine „bösen Lebensmittel“. Orientieren Sie sich an den drei V: Vielfalt, Vorleben, Verfügbarkeit. Eltern sollten vorleben, dass Essen etwas sehr Schönes ist. Darüber hinaus bieten Mama, Papa, Oma und Opa idealerweise immer Vielfalt zum Essen an - das heißt, im Haushalt ist immer abwechslungsreiches, gutes frisches Essen verfügbar.
Beachten Sie dabei auch das Wichtigste: Es muss schmecken - und zwar dem Kind. Ein gutes Frühstück nützt nichts, wenn es nicht gegessen wird.
Tipps für ein natürlich-gesundes Essverhalten Ihrer Kinder
1. Nichts verbieten, alles ist erlaubt. Schöpfen Sie aus dem Vollen und bieten Sie Ihrem Kind alles an: Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot, Eier, Kartoffeln, Nudeln genauso wie Obst, Süßigkeiten und „Exotisches“ oder vermeintlich „Ungesundes“. Je mehr Vielfalt, je mehr es probieren kann, desto besser weiß es zu lernen, was ihm guttut und was nicht.
2. Lernen Sie die Gefühle Ihres Kindes kennen. Wann hat es Hunger, wann ist es satt, wie gut fühlt es sich nach dem Essen? Je besser Sie Ihr Kind kennen, desto besser verstehen Sie sein Essverhalten – und desto besser können Sie es mit dem versorgen, was es wirklich braucht.
3. Geben Sie dem Kind das, was es gerne isst. Wenn es Tomaten und Gurken in der Frühstücksbox verschmäht, dann raus damit. Isst es lieber Käsebrötchen mit Eisbergsalat? Dann rein damit. Wichtig ist, dass Ihrem Kind sein Essen schmeckt, denn nur dann isst es sich satt – und nur so bekommt es genug Energie für den Tag.
4. Ein Tag in der Woche wird zum „Testtag“. Als kleines Ritual gibt es an diesem Tag immer ein neues, frisches kulinarisches Erlebnis. Entweder eine komplette unbekannte Mahlzeit, zum Beispiel vom Thailänder, oder ein neues Lebensmittel. Das erweitert die kulinarische Körperintelligenz.
5. Keine strenge Reglementierung von Süßigkeiten und Fastfood. Auch – wissenschaftlich völlig zu Unrecht – gebrandmarkte „böse Sachen“ sind ganz normales Essen und gehören in den Speiseplan, wenn das Kind sie gerne isst. Denn: Es gibt keine Beweise für gesunde Kinderernährung! Ein entspannter Umgang damit beugt ungehemmtem Konsum des „Verbotenen“ vor.