In einer Region, die für Wladimir Putins Russland interessant ist: Deutschland und Island vereinbaren eine enge militärische Zusammenarbeit. Berlin hat Bitten an Reykjavík.
Reykjavík – Die NATO treibt ihre Bemühungen, den internationalen Imperialismus des Kreml-Chefs Wladimir Putin einzudämmen, weiter voran. Mittendrin: die deutsche Bundeswehr. So bauen Deutschland und Island nun ihre militärische Kooperation aus, angesichts der Bedrohung aus Russland. Der Ukraine-Krieg dient als Mahnung. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) war an diesem Montag (20. Oktober) in Reykjavík und brachte konkrete Maßnahmen mit dem skandinavischen NATO-Partner auf den Weg.
Konkret soll die Bundeswehr auf der Vulkaninsel in Skandinavien einen Anlaufpunkt für Kampfschiffe, U-Boote und Versorgungsschiffe der Deutschen Marine bekommen. Das geht aus einer in der Hauptstadt Reykjavík unterschriebenen Absichtserklärung beider Seiten über maritime Logistik hervor, von der Pistorius bei einem Treffen mit der isländischen Außenministerin Thorgerdur Katrin Gunnarsdóttir erzählte.
Arktis und Grönland: Wladimir Putin und Donald Trump interessieren sich dafür
Pistorius bezeichnete Island als wegen seiner geografischen Lage als Brücke über den Nordatlantik hinweg zu den Partnern in den USA und in Kanada, es sei zugleich ein Tor zur Arktis. Zu eben jener Arktis, die wegen ihrer strategischen Lage und zu erwartender Bodenschätze wiederum seit Längerem im Visier des Moskauer Regimes um den willfährigen Außenminister Sergei Lawrow stehen soll. Wiederholt hatte Putin Territorialansprüche auf die Arktis verstärkt. Zum Beispiel Grönland rückt in den Fokus.
Was Grönland angeht, hatte in den vergangenen Monaten auch US-Präsident Donald Trump Besitzansprüche formuliert. Pistorius warf laut dpa in Island dagegen Russland vor, die Arktis zu militarisieren und alte Militärbasen in der Region wieder auszubauen. Russische U-Boote würden die Gewässer rund um Island „als Eintrittspunkte in den Atlantik“ nutzen, schilderte der SPD-Politiker, der in Deutschland ordentlich mit der Debatte um Wehrdienst und Wehrpflicht zu tun hat.
„Diese Maßnahmen sind in unserem gemeinsamen Interesse. Die Sicherheitslage macht es nötig, dass wir unser Engagement verstärken“, erklärte Pistorius in der isländischen Hauptstadt: „Russlands Schattenflotte bedroht unsere kritische maritime Infrastruktur jeden Tag.“ Er verwies etwa auf mutmaßliche Sabotage an Unterseeleitungen, derer das Moskau-Regime seitens der NATO-Staaten beschuldigt wird. Zuletzt provozierte Russland die NATO immer wieder, zum Beispiel in Estland.
| Island | |
|---|---|
| Einwohnerinnen und Einwohner: | rund 400.000 |
| Fläche: | 103.125 km² |
| Hauptstadt: | Reykjavík |
| Staats- und Regierungsform: | parlamentarische Republik |
| in der NATO seit? | 4. April 1949 |
NATO-Interessen in der Arktis: Deutschland will Bundeswehr-Flugzeuge in Island stationieren
Die schwarz-rote Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD will ferner deutsche Seefernaufklärer vom Typ P-8A Poseidon künftig in Island stationieren. Die Bundeswehr hatte eigenen Angaben zufolge im Juni 2021 einen Vertrag über die Beschaffung von zunächst fünf P-8A Poseidon des US-Flugzeugherstellers Boeing für die Deutsche Marine unterzeichnet. Wie viele der Maschinen bislang ausgeliefert sind, ist (zumindest öffentlich) nicht bekannt.
Die Besatzungen können mit der P-8A Poseidon große Meeresgebiete überwachen. Island war im April 1949 zwar Gründungsmitglied der Verteidigungsallianz NATO, der kleine Inselstaat hat selbst jedoch keine Streitkräfte, sondern nur eine kleine Küstenwache mit etwas mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Seit Jahren stellt Island deshalb seine Infrastruktur immer wieder NATO-Partnern zur Verfügung.
Arktis
Die Arktis, auch Nordpolargebiet und Nordpolgebiet, bezeichnet die Region um den Nordpol und damit eines der beiden Polargebiete. Zur Arktis zählen die nördliche Polkappe, das im Winter größtenteils von Eis bedeckte Nordpolarmeer und die nördlichen Ausläufer der Kontinente Nordamerika, Asien und Europa.
So werden die Seefernaufklärer vermutlich auf der Naval Air Station Keflavik nur rund 30 Kilometer westlich von Reykjavík stationiert, die entsprechend große Hangar für solche Flugzeuge hat. Pistorius reiste indes weiter nach Kanada und nach Großbritannien. Zuvor hatte er die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den NATO-Verbündeten im Norden bekräftigt.
Besuche in Kanada und Island: Boris Pistorius warnt vor Wladimir Putin und Russland
„In der Arktis und im Nordatlantik verlaufen wichtige Handelsrouten und Kommunikationslinien“, sagte er der Bild am Sonntag: „Diese müssen wir schützen. Heute mehr denn je. Denn Putin fordert unsere Sicherheit auch dort heraus. Er remilitarisiert die Arktis.“ Grönland und die Arktis liegen geografisch zwischen dem Vereinigten Königreich, Skandinavien und Kanada. (Quelle: dpa, AFP) (pm)