„Kaputt“: Schwedens Militär empfängt Putins U-Boot am Kattegat – und teilt Bilder

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Schwedens Marine begleitet ein russisches U-Boot durch die Ostsee. Die Fahrt ist an sich kein Affront. Doch die Stimmung ist gereizt. Und eine Frage offen.

Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Russlands Militär und der NATO schürt nicht nur Sorge in Europa. Es treibt bisweilen auch schillernde Blüten. Seit Tagen haben die NATO-Armeen ein an der Wasseroberfläche fahrendes Unterseeboot aus Wladimir Putins Arsenal im Blick. Nun ist es nahe Schweden unterwegs – die „Försvarsmakt“ (deutsch „Verteidigungsmacht“), Schwedens Militär, hat es in Empfang genommen. Der Vorfall erhält eher ungewohnt große Aufmerksamkeit.

Ein schwedischer Kampfjet und ein Marineschiff verfolgen ein russisches U-Boot.
Dieses Foto veröffentlichte Schwedens Militär am Mittwoch: Ein Kampfjet und ein Marineschiff verfolgen ein russisches U-Boot. © Försvarsmakt

„Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe der Försvarsmakt trafen das U-Boot bereits im Kattegat und folgen ihm jetzt“, teilte das Militär in Stockholm am Mittwoch mit. Man habe „ein gutes Lagebild“ der nahen Umgebung Schwedens. Das Kattegat ist der Meeresbereich zwischen dem Nordosten Dänemarks und der Südwestküste Schwedens. Das Unterseeboot befindet sich mutmaßlich auf dem Weg durch die Ostsee Richtung Russland. Nach Informationen des schwedischen Senders SVT handelt es sich um die bereits zuvor gesichtete „Noworossijsk“ – das U-Boot sei „kaputt“.

Russisches U-Boot „Noworossiysk“: Schweden meldet Routine-Einsatz – unter großer Aufmerksamkeit

Die Kieler Nachrichten berichteten, das Schiff sei am Dienstag nur mit sechs bis acht Knoten Geschwindigkeit unterwegs gewesen, das entspricht rund 13 km/h. Technisch könnte das U-Boot aufgetaucht wohl gute 30 km/h schaffen. Den Angaben zufolge begleitete der russische Marinerettungsschlepper „Jakow Grebelskij“ die „Noworossijsk“ durch den Großen Belt zwischen den dänischen Inseln Fünen und Seeland.

Von der Försvarsmakt veröffentlichte Fotos zeigten die schwedische Eskorte: In kurzer Sichtdistanz folgten ein Gripen-Kampfjet und ein Marineschiff dem U-Boot – dessen Turm und Oberseite deutlich aus dem Wasser ragen. Es handle sich um einen „Routineeinsatz“, heißt es in der Pressemitteilung. Das bestätigte zuletzt indirekt auch ein Experte auf Anfrage des Münchner Merkur von Ippen.Media.

„Die Russen halten sich an sämtliche Vorgaben, die sie einhalten müssen. Wie etwa, aufgetaucht in Hoheitsgewässern zu operieren. Daran ist nichts provokant – das ist gängige Praxis“, sagte Johannes Peters, Abteilungsleiter für maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, schon am Dienstag unserer Redaktion. Das U-Boot war zuvor bereits von der französischen Marine entdeckt und verfolgt worden. Hoheitsgewässer der Staaten reichen 12 Seemeilen – rund 22 Kilometer – von der Küstenlinie ins Meer. Die Noworossijsk durchfuhr zuletzt internationale Gewässer.

Mit russischen Drohnen- oder Kampfjetflügen über dem Gebiet von NATO-Staaten sei die Fahrt des U-Boots nicht gleichzusetzen, betonte Peters. Auch die Fahrt durch Großen Belt und Kattegat ist erlaubt. Allerdings dürften Russlands Provokationen im Luftraum der vergangenen Wochen und Monate die Aufmerksamkeit für das Geschehen massiv erhöht haben. Schwedens Militär ging nun ebenso wie die Kollegen in Frankreich sehr offen mit Informationen zur U-Boot-Sichtung um.

„Jagd nach dem nächsten Mechaniker“: Warum Putins U-Boot vor Europas Küsten aufkreuzt

Auch deutsche Politiker diskutierten zuletzt die Option, russische Flugkörper – samt Kampfjets – notfalls abzuschießen. Angesichts von Drohnenflug-bedingten Sperrungen an europäischen Flughäfen wuchs die Sorge vor einer schleichenden Eskalation im russischen Vorgehen. Debattiert wird auch, wie eine symbolisch sinnvolle Reaktion der NATO und ihrer Partner aussehen kann.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte setzte im Fall der „Noworossijsk“ auf Spott: „Derzeit gibt es praktisch keine russische Marinepräsenz mehr im Mittelmeer. Es gibt nur ein einsames, kaputtes russisches U-Boot, das von seiner Patrouille nach Hause humpelt“, sagte er am Montag auf Besuch in Slowenien. Statt abenteuerlichen Geschichten wie in Tom Clancys Kalter-Krieg-Roman „Jagd auf Roter Oktober“ ähnele die Lage eher einer „Jagd nach dem nächsten Mechaniker“.

Ob das Unterseeboot tatsächlich defekt ist, ist unklar. Wladimir Putins Schwarzmeerflotte dementierte das laut Euronews – das U-Boot habe im Ärmelkanal (wo es zuvor gesichtet worden war) lediglich die Navigationsregeln befolgt. Das Schiff befinde sich auf einem „planmäßigen Transit zwischen den Flotten“. Da die Türkei im Ukraine-Krieg den Bosporus für Durchfahrten gesperrt hat, muss Putins Flotte einen Umweg um Europa herum nehmen, um etwa in St. Petersburg eine Heimatwerft zu erreichen, wie auch Peters erklärte. (Quellen: Försvarsmakt, SVT, Gespräch mit Johannes Peters, Euronews/fn)