Wie Sie Ihren Cholesterinspiegel senken – und wann ein Check beim Arzt sinnvoll ist

Cholesterin spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Körper und ist unverzichtbar für zahlreiche lebenswichtige Funktionen. Es dient als essenzieller Baustein für Zellmembranen, die jede Zelle umgeben und deren Stabilität und Funktionalität sicherstellen. 

Darüber hinaus ist Cholesterin ein Grundstoff für die Produktion wichtiger Hormone wie Sexualhormone und Kortikosteroide sowie für Gallensäuren, die bei der Fettverdauung eine Schlüsselrolle spielen. 

Was "gutes" und "schlechtes" Cholesterin unterscheidet

Allerdings kommt es auf die Balance an: Während LDL-Cholesterin (Low-Density-Lipoprotein), auch als "schlechtes" Cholesterin bekannt, in hohen Mengen schädlich sein kann, da es sich an den Gefäßwänden ablagert und Arterienverkalkung (Atherosklerose) begünstigt, hat HDL-Cholesterin (High-Density-Lipoprotein) eine schützende Funktion. Es transportiert überschüssiges Cholesterin aus den Gefäßen zurück zur Leber, wo es abgebaut wird. 

Ein gesundes Verhältnis von LDL zu HDL ist daher entscheidend, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu minimieren. Wichtig ist jedoch nicht nur der Gesamtcholesterinspiegel, sondern vor allem das Verhältnis zwischen LDL und HDL sowie individuelle Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rauchen. 

Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein gesunder Lebensstil können helfen, das Cholesteringleichgewicht zu wahren und so langfristig die Gesundheit zu fördern.

Wann ein Cholesterin-Check sinnvoll ist

Ein zu hoher Cholesterinspiegel bleibt oft lange unbemerkt – und kann dennoch gefährlich werden. Deshalb gehört die Kontrolle der Blutfette zur wichtigen Gesundheitsvorsorge. Wann der Test sinnvoll ist, hängt von Alter und persönlichen Risikofaktoren ab.

Für alle gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren ist der Cholesterin-Check Teil des sogenannten „Check-up 35“. Die Krankenkassen übernehmen alle drei Jahre die Kosten für diese Untersuchung, bei der neben Blutdruck und Blutzucker auch die Blutfettwerte überprüft werden. Doch auch jüngere Menschen können betroffen sein. Wer bereits ab dem 18. Lebensjahr Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen oder eine familiäre Vorbelastung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, sollte früher testen lassen. Eine frühzeitige Kontrolle hilft, Probleme rechtzeitig zu erkennen und gezielt gegenzusteuern.

Engmaschige Kontrollen bei Vorerkrankungen

Bei Kindern und Jugendlichen ist eine Cholesterinmessung nur in Ausnahmefällen nötig – etwa bei familiärer Hypercholesterinämie oder starkem Übergewicht. Hier kann eine gezielte Diagnostik helfen, spätere Gefäßschäden zu vermeiden.

Nach einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder bei bestehenden Gefäßerkrankungen gilt: Die Werte müssen engmaschig kontrolliert werden – meist alle drei bis sechs Monate. So kann die Therapie optimal angepasst und das Risiko für erneute Komplikationen deutlich gesenkt werden.

Wie oft ein Cholesterin-Test sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Am besten entscheidet man gemeinsam mit dem Hausarzt, wann und wie regelmäßig die Kontrolle erfolgen sollte – vor allem, wenn weitere Risikofaktoren vorliegen.

Diese Cholesterinwerte gelten als normal

Cholesterinwerte sind ein wichtiger Indikator für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Dabei spielt nicht nur der Gesamtcholesterinwert eine Rolle, sondern auch das Verhältnis der verschiedenen Bestandteile: LDL (Low-Density-Lipoprotein), HDL (High-Density-Lipoprotein) und Triglyzeride. Was als „normal“ gilt, hängt zudem vom individuellen Risiko ab, das durch Faktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht oder familiäre Vorbelastung beeinflusst wird. 

  • Gesamtcholesterin Ein Wert unter 200 mg/dl gilt als optimal. Werte zwischen 200 und 239 mg/dl werden als grenzwertig erhöht eingestuft. Ab 240 mg/dl steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich an.
  • LDL-Cholesterin („schlechtes“ Cholesterin): Bei gesunden Menschen sollte der LDL-Wert unter 115 mg/dl liegen. Bestehen Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck, wird ein Zielwert von unter 100 mg/dl empfohlen. Nach einem Herzinfarkt strebt man sogar Werte unter 55 mg/dl an.
  • HDL-Cholesterin („gutes“ Cholesterin): HDL schützt die Gefäße, indem es überschüssiges Cholesterin zur Leber zurücktransportiert. Bei Männern sollte der Wert über 40 mg/dl liegen, bei Frauen über 50 mg/dl.
  • Triglyzeride: Diese spiegeln den Fettstoffwechsel wider. Optimal sind Werte unter 150 mg/dl; ab 200 mg/dl gelten sie als erhöht.

Die genannten Richtwerte dienen als Orientierungshilfe. Eine individuelle Bewertung ist jedoch essenziell, da Faktoren wie Alter, Lebensstil und Begleiterkrankungen das Risiko erheblich beeinflussen können. Eine ärztliche Beratung hilft dabei, die persönlichen Werte richtig einzuordnen und gegebenenfalls geeignete Maßnahmen zur Senkung einzuleiten.

Der Einfluss von Ernährung und Lebensstil

Ein gesunder Lebensstil spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Cholesterinspiegels. Besonders die Ernährung bietet zahlreiche Ansätze: Der Verzehr von weniger gesättigten Fetten, wie sie in Wurst, Käse und Butter vorkommen, kann helfen, den LDL-Cholesterinwert (das "schlechte" Cholesterin) zu senken. Stattdessen sollten ungesättigte Fette bevorzugt werden, die in Olivenöl, Nüssen und fettem Fisch enthalten sind. Diese fördern das "gute" HDL-Cholesterin. 

Regelmäßige Bewegung ist ein weiterer entscheidender Faktor. Bereits 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche können dazu beitragen, den LDL-Wert zu senken und gleichzeitig den HDL-Wert zu erhöhen. 

Auch der Verzicht auf das Rauchen zeigt positive Effekte, insbesondere durch die Verbesserung des HDL-Spiegels. Darüber hinaus wirken sich Gewichtsreduktion und eine Reduktion des Zuckerkonsums günstig auf das Cholesterinprofil aus. Übergewicht und eine zuckerreiche Ernährung stehen oft im Zusammenhang mit erhöhten LDL-Werten und anderen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bei genetisch bedingten Cholesterinerhöhungen alleinige Lebensstilmaßnahmen oft nicht ausreichen. In solchen Fällen kann eine medikamentöse Therapie erforderlich sein, um das Risiko für Folgeerkrankungen effektiv zu senken.

Medikamentöse Einstellung des Cholesterinspiegels

Medikamente zur Senkung des Cholesterins kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn der LDL-Cholesterinwert trotz konsequenter Lebensstiländerungen wie gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Gewichtsreduktion deutlich über den empfohlenen Zielwerten bleibt. Besonders streng sind diese Zielwerte bei Menschen mit bestehenden Gefäßerkrankungen, wie zum Beispiel einer koronaren Herzkrankheit, oder bei Patienten mit Diabetes, da sie ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen haben. 

Die Standardtherapie zur Senkung des LDL-Cholesterins sind Statine. Diese Medikamente wirken, indem sie die körpereigene Cholesterinproduktion in der Leber hemmen und so den LDL-Spiegel effektiv senken. 

Sollten Statine nicht vertragen werden, stehen alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu gehören Ezetimib, das die Aufnahme von Cholesterin im Darm reduziert, sowie PCSK9-Hemmer, die gezielt den Abbau von LDL-Rezeptoren in der Leber verhindern und dadurch den LDL-Spiegel weiter senken können. 

Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem individuellen Risikoprofil des Patienten sowie der Höhe des LDL-Cholesterins im Verhältnis zu den Zielwerten. Eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Arzt ist entscheidend, um die optimale Behandlungsstrategie festzulegen.

Warum  der regelmäßige Cholesterin-Check beim Hausarzt so wichtig ist

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen und entwickeln sich oft über Jahre hinweg unbemerkt. Ein erhöhter Cholesterinspiegel spielt dabei eine zentrale Rolle, da er die Bildung von Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arteriosklerose) fördert. Diese können die Durchblutung einschränken und das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall erheblich steigern. 

Ein regelmäßiger Cholesterin-Test ermöglicht es, gefährliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern – insbesondere, wenn weitere Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes oder eine familiäre Vorbelastung vorliegen. Bereits kleine Anpassungen im Lebensstil, wie eine gesündere Ernährung oder mehr Bewegung, können in vielen Fällen helfen, die Cholesterinwerte zu senken und das Risiko langfristig zu minimieren. 

Die Devise lautet daher: Lieber einmal zu viel messen als zu spät. Ein einfacher Test kann entscheidend dazu beitragen, Ihre Herzgesundheit zu schützen und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern.

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.