Der Verein realisiert mit lokalen Partnern neue Schulbauprojekte und fördert Solartechnik-Ausbildung trotz schwieriger Lage in Mali.
Forstinning - Immer wieder geriet der westafrikanische Staat Mali zuletzt in den Fokus der europäischen und der Welt-Presse: Bewaffnete Konflikte zwischen Regierungstruppen und einer Unabhängigkeitsbewegung gibt es dort seit 2012. Die zur Befriedung eingesetzten deutschen und französischen Truppen haben das Land längst wieder verlassen. Die Sicherheitslage ist gegenwärtig kritisch, die humanitäre Situation gekennzeichnet durch Terror, bewaffnete Auseinandersetzungen und politische Instabilität. Kein gutes Pflaster also, um von Europa respektive Oberbayern aus auch noch karitative Arbeit zu leisten.

Doch es gibt ein paar Unerschütterliche. Deutschlandweit etwa 70 zurzeit, die sich zusammengefunden haben zum Verein „Sterntaler für Afrika“. Gegründet wurde der 2007 bzw. 2008 in Forstinning von Jürgen Nagler. Einem Forstinninger, der zuvor Schüler am Franz Marc Gymnasium Markt Schwaben war, später Manager bei Siemens, der für die UNO weltweit als Projektmanager agierte. Auch Tibet und Indien sowie Bhutan gehörten zu seinen Tätigkeitsbereichen. Immer mal wieder berichtete er in seiner oberbayerischen Heimat von seinen Erlebnissen.
Jürgen Nagler gründete Verein 2008
Auf einer Reise durch Afrika im Jahr 2008 lernte Nagler einst das Land Mali kennen, das zu den zehn ärmsten Ländern der Welt gehört. Die Tatsache, dass die Hälfte der Kinder dort und damals keinen Zugang zu einer Schule hatte und 70 Prozent der Menschen Analphabeten waren, war sein Anstoß zur Gründung einer Hilfsorganisation, die er „Sterntaler für Afrika e.V.“ nannte.
Inzwischen ist Nagler verheiratet, mehrfacher Vater und lebt auf Madeira. Aus dem operativen Geschäft, was die Vereinsführung angeht und die damit in erster Linie verbundenen Schulbauprojekte, hat er sich weitgehend zurückgezogen. Gleichwohl ist der Verein aktiv wie eh und je. Erst dieser Tage fand in Trudering die 14. Jahreshauptversammlung statt.
Zwei, die maßgeblich beteiligt sind am aktuellen Wirken, sind Lisa Lohoff aus Grafing (Vorstandsmitglied), sowie Erich Spensberger. Letzterer ein früherer Forstinninger (jetzt Truderinger), Schriftführer und Cousin von Nagler.
Ein Großteil der Mitglieder, berichten die beiden bei einem Treffen mit der EZ, stamme nach wie vor aus dem Landkreis Ebersberg. Im Grunde aber sei man inzwischen verstreut auf alle Bundesländer. Regelmäßige Treffs gibt es seit Jahren online. Was aber das Engagement nicht schmälert. Und auch die politisch turbulente Lage in Mali habe die Spendenbereitschaft nicht negativ beeinflusst, unterstreicht Lisa Lohoff (43), die vor acht Jahren über Köln nach Grafing zog und als Projektmanagerin arbeitet. Mit Stolz können sie und Erich Spensberger (68) berichten, dass inzwischen neun Schulen in Mali und neuerdings auch in Togo in einem Dorf namens Pagala mithilfe des Vereins entstehen konnten. Zudem unterstütze man weiterhin hilfsbedürftige Menschen in Mali, die heuer in der zweiten Jahreshälfte durch eine Flutkatastrophe schwer getroffen wurden.
Spendenbereitschaft ist ungebrochen
Im Fokus aber soll auch weiterhin der Schulbau stehen, für den bislang gut 800000 Euro gesammelt und projektbezogen weitergesetzt wurden. Wesentliche Unterstützung erfährt der Verein durch Partner direkt am Ort, die, wie es heißt, sehr genau hinschauen, dass die ihnen anvertrauten Gelder entsprechend dem Zweck verwendet werden. Eine Schule, so erzählt der ehemalige Finanzbeamte Spensberger, könne in Mali bzw. Togo für rund 75000 Euro gebaut werden. Es gehe dabei um drei Klassenzimmer, eine Toilettenanlage sowie ein Lehrerzimmer für insgesamt 150 Schülerinnen und Schüler.

Die jetzt vorgelegte Jahresbilanz weist zurzeit ein Kontostand von fast 70000 Euro aus, wobei sich die jährlichen Spendeneinnahmen mittlerweile auf knapp über 50000 Euro einpendelten. Nicht unwesentlich sind auch regelmäßige Zuwendungen zweier Stiftungen. Deshalb stehe man nun auch sprichwörtlich in den Startlöchern zum nächsten Schulbau in Mali in der Ortschaft Sirakoro am Rande der Hauptstadt Bamako. Dort gebe es bereits eine Schule, die aber platze aus allen Nähten, wie es heißt.
Nebenbei unterstützt man intensiver auch die Ausbildung junger Menschen an einer Berufschule zu Solartechnikern sowie die Lehrerfortbildung. Zurzeit gibt es Überlegungen, spendenfinanziert auch eine Photovoltaik für eines der Schulgebäude anzuschaffen. Auf Erfolge könne man auch in den Berufen Schreiner und Bürokaufleute verweisen, heißt es. Als geplante Projekte für die nahe Zukunft nennt Lisa Lohoff auch die Durchführung von Workshops zu Solarenergie in ländlichen Gebieten.
Nächster Schulbau ist schon in Planung
Zugleich will man aber auch die Eigenwerbung in der Heimat intensivieren. Durch Kooperationen mit Schulen (erste Klasse bis Abiturjahrgang) etwa im Landkreis Ebersberg. Man komme gerne in die Schulen, um über die eigene Arbeit zu berichten, so die zweifache Mutter. Am Franz Marc Gymnasium habe man das früher regelmäßig gemacht. Interessierte wenden sich per Mail an folgende Adresse: info@sterntaler.org. Ein Spendenkonto gibt es natürlich auch. Der Kontakt lautet: Sterntaler für Afrika e.V., Konto IBAN DE49 7015 0000 1000 2614 44, Stadtsparkasse München.
Internet: www.sterntaler.org