„Ich geb‘ auf“: Gericht kämpft mit wirren Aussagen – Raufbolde versöhnen sich mit Handschlag

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Das Amtsgericht in Ebersberg. © Peter Kees

Wegen einer Rauferei muss sich ein 19-jähriger Azubi vor dem Ebersberger Jugendgericht verantworten. Dort sorgen widersprüchliche Zeugenaussagen jetzt für mehr Verwirrung als Aufklärung.

Ebersberg – Mit einem brüderlichen Handschlag besiegelten zwei Burschen im Sitzungssaal des Ebersberger Jugendgerichts das Ende ihrer hitzigen Fehde. Deren Höhepunkt mündete im April dieses Jahres in einer Rauferei, weshalb sich einer der beiden jungen Männer – ein mittlerweile 19-jähriger Azubi aus Ebersberg – jetzt vor Jugendrichter Dieter Kaltbeitzer auf der Anklagebank wiederfand. Doch vor Gericht sorgten konfuse Zeugenaussagen und das sonderbare Verhältnis der beiden Burschen für mehr Verwirrung als Aufklärung.

Rauferei in Altstadtpassage: Beteiligte hätten Streit „schon geklärt“

Laut Staatsanwaltschaft soll der Azubi jedenfalls an einem späten Frühlingsabend in der Ebersberger Altstadtpassage auf einen heute 17-Jährigen losgegangen sein, ihn zunächst geschubst und dann zu Boden geschlagen haben. Grundsätzlich gab der junge Mann sein eher aggressiveres Verhalten und die körperliche Auseinandersetzung auch zu – „aber wir haben uns gegenseitig verletzt“, betonte er mit kräftigem Nicken und schob gleich hinterher: „Das ist alles nicht schlimm. Wir haben das schon geklärt.“

Dass es zwischen den Beteiligten eine zwar von Drohungen geprägte, aber letztlich doch erfolgreiche Aussprache gab, bestätigte kurz darauf das als Zeuge geladene Prügel-Opfer. So wirklich daran erinnern, wie der schürfwundenträchtige Streit damals ablief, konnte oder wollte sich der 17-Jährige jedoch nicht. Einmal sei er von hinten geschubst, ein anderes Mal mit der Faust geschlagen worden und wieder ein anderes Mal „kam es zur Schelle“. Bei den vielen verschiedenen Schilderungen blickten Richter Kaltbeitzer und Staatsanwältin Vera Hörauf letztlich nicht mehr so wirklich durch. „Ich geb‘ auf“, erklärte die Anklagevertreterin nach der undurchdringlichen Zeugenaussage.

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Zu viele verschiedene Versionen: Richter stellt Verfahren gegen 19-Jährigen ein

Zumal sich die Beteiligten nicht einmal beim Grund ihrer Schlägerei einig waren: Ob harmloser Rempler oder provokant-blockierte Türe in der S-Bahn, die Meinungen drifteten auch hier weit auseinander. Zu einer Verurteilung konnte sich Richter Kaltbeitzer deshalb nicht durchringen. Er stellte das Verfahren gegen eine Geldauflage von 300 Euro ein – und sorgte so für eine freundschaftliche Versöhnung und ein erleichtertes Lächeln bei beiden Burschen.