CSU-Bürgermeister gesteht: Ja, es war Kokain – Pardeller macht Therapie

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Befindet sich die kommenden vier Wochen in professioneller, therapeutischer Hilfe – und möchte dann ins Rathaus zurückkehren: Bürgermeister Thomas Pardeller. © brouczek

Nach dem Drogenfund in München nimmt Thomas Pardeller eine Auszeit, ihn vertritt der Vize-Bürgermeister – der Ortsverband hält dennoch zu ihm.

„Ich habe einen Riesenfehler, eine Riesendummheit gemacht“: Mit diesen Worten eröffnet Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) sein erstes, ausführliches Statement, das er am Montag verschickte, nachdem er vor gut einer Woche vor einem Münchner Club von der Polizei mit Drogen erwischt worden war. In der Stellungnahme gesteht Pardeller auch: Ja, es war Kokain – laut CSU-Ortsverband 0,2 Gramm. Und er räumt auch indirekt den Konsum ein. Nach dem Tod seiner Großeltern sei es ein Versuch gewesen, „seelischen Druck zu entladen – aber es war der falsche Weg“. Pardeller zieht nun die Konsequenzen aus seinem Fehltritt: Er zieht sich zurück, hat sich professionelle, therapeutische Hilfe gesucht. Für die kommenden vier Wochen leitet Zweiter Bürgermeister Kilian Körner (Grüne) die Amtsgeschäfte. Doch Pardeller will ins Rathaus zurückkehren – auch nach der Kommunalwahl 2026. Der Rückendeckung seines Ortsverbands kann er sich sicher sein.

Es war ein Versuch, seelischen Druck zu entladen – aber es war der falsche Weg. Ich habe daraus gelernt und möchte diesen Fehler nicht nur eingestehen, sondern auch aufrichtig aufarbeiten.

Wie berichtet, war Pardeller am Samstag, 11. Oktober, gegen 4.30 Uhr im Münchner Nachtclub Palais in der Arnulfstraße von der Polizei mit einem verdächtigen Päckchen mit weißem Pulver erwischt worden. Kokain! Bei der Kontrolle weigerte sich Pardeller zunächst, das Päckchen der Polizei zu übergeben. Deshalb brachten die Beamten ihn zu Boden und fuhren ihn gefesselt zu einer Polizeidienststelle. Pardeller wurde wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt. Das K11, auch zuständig für Amtsdelikte, ermittelt in dem Fall.

Die Tat bedauere er zutiefst, schreibt Pardeller in seiner Stellungnahme und versucht darin zu erklären, wie es so weit kommen konnte: Für ihn waren „die vergangenen eineinhalb Jahre eine sehr schwierige Zeit“. Er suchte Ablenkung vom Verlust seiner Großeltern – und flüchtete sich in exzessive Partynächte. „Dabei habe ich mich selbst verloren. In diesem Umfeld kam ich schließlich auch in Kontakt mit Kokain.“

Wähler entscheiden, ob Pardeller noch Bürgermeister wird

Trotz des Drogen-Skandals sichert der CSU-Ortsverband Pardeller „volle Rückendeckung“ zu und steht geschlossen hinter ihm. „Wir halten seine Nominierung als Bürgermeisterkandidat für Neubiberg aufrecht und unterstützen unseren Bürgermeister in der aktuellen schwierigen Zeit uneingeschränkt“, heißt es in einem Schreiben vom Montagnachmittag. „Entscheidend für unseren Ort und entscheidend für unseren CSU-Ortsverband sind in erster Linie seine hervorragende Arbeit als Bürgermeister und sein beispiellos engagierter Einsatz zum Wohl unserer Gemeinde.“

Man stehe zwar zu einer restriktiven Drogenpolitik, Pardeller habe aber eine zweite Chance verdient. „Er hat in einem schwachen Moment und inmitten einer Krise in seinem Privatleben einen Fehler gemacht – das steht außer Frage. Ein Fehler, bei dem eine allzu schwere Strafe nicht zu erwarten ist, und ein Fehler, mit dem er niemandem außer sich selbst geschadet hat.“ Ob Pardeller sein Fehler verziehen wird und ob ihm weiterhin das Vertrauen ausgesprochen wird, werden am Ende einzig und allein die Wähler entscheiden müssen, so der Ortsverband.

Landrat Christoph Göbel sieht in Pardeller einen der begabtesten Nachwuchspolitiker

Der CSU-Kreisverband betont, dass er „in den letzten fünf Jahren zweifelsohne eine herausragende und äußerst engagierte Arbeit in seiner Gemeinde als Bürgermeister, aber auch als Kreisrat geleistet“ hat. „Wir glauben, es ist fair und menschlich, ihm als Partei und Gesellschaft diese Zeit einzuräumen“, heißt es auf die Pause bezogen. Landrat Christoph Göbel (CSU) sagt: „Als Bürgermeisterkandidat der CSU Neubiberg und Kreistagskandidat der CSU München Land ist Thomas Pardeller bereits aufgestellt. Ob er seine Kandidatur aufrechterhält, ist eine persönliche Entscheidung, die allein ihm obliegt. Es wäre bedauerlich, wenn er aus der Kommunalpolitik ausscheiden müsste, da er einer der begabtesten Nachwuchspolitiker ist, den ich kenne.“

 Ich persönlich würde nicht nochmal kandidieren.

Neal Weber, Bürgermeisterkandidat der SPD und Pardellers Konkurrent in Neubiberg, hat aus der Zeitung von den Drogen-Vorwürfen gegen Pardeller erfahren. „Ich war schockiert. Mit sowas habe ich nicht gerechnet“, sagt der 24-Jährige. Auch im Ort seien die Bürger verwundert. „Ich denke, er hat mit der Aktion viel Vertrauen eingebüßt. Ob er weiter das Amt bekleidet, muss Thomas Pardeller selbst wissen. Ich persönlich würde nicht nochmal kandidieren.“

Trotz der Schwere des Falls hat Weber Mitgefühl für Pardeller. „Ich möchte mir nicht ausmalen, in welcher Situation er aktuell steckt. Das wird nicht einfach sein.“ Er sagt: „Als SPD haben wir kein Interesse daran, den Vorfall im Wahlkampf aufzugreifen. Wir wollen uns auf eigene Themen fokussieren.“ Er hält es allerdings für möglich, dass „der ein oder andere Bürger seine Wahl nun nochmal überdenkt. Das müssen wir nutzen“.

Seit diesem Montag führt Vize-Bürgermeister Kilian Körner die Amtsgeschäfte. Auch die für 23. und 29. Oktober geplanten Bürgerversammlungen in Neubiberg und Unterbiberg soll er leiten, teilt das Rathaus mit.