Chinas Wirtschaftswachstum lässt nach. Und das, obwohl der Export nach wie vor boomt. Der Grund dafür sind Maßnahmen aus den USA und Europa.
Peking – Einst war China die Werkbank der Welt, jetzt will sich das Land zur neuen Supermacht aufschwingen. Durch strategische Käufe westlicher Unternehmen und enormen Subventionen in eigene Branchen konnte Peking eine Dominanz aufbauen, die jetzt einen enormen Druck auf westliche Industrien ausübt. Damit nicht genug: Die nächsten Pläne, um diese Dominanz auszuweiten, stehen bereits, etwa bei der Biotechnologie. Allerdings zeigen sich erste Risse in Chinas Strategie.
Trotz Export-Boom: Chinas Wirtschaft kühlt ab
Chinas Wirtschaft ist im dritten Quartal 2025 so schwach gewachsen wie lange nicht mehr. Trotz Boom im Export könnte die Regierung in Peking sich jetzt zu drastischen Schritten gedrängt sehen. Wie aktuelle Zahlen des China National Bureau of Statistics zeigen, ist das Bruttoinlandsprodukt im drittel Quartal um 4,7 Prozent gewachsen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. Im Vergleich mit den vorangegangenen drei Monaten aber steht ein Minus um 5,2 Prozent auf dem Papier.

Die Wirtschaft leidet dabei unter mehreren Faktoren. Es gibt zu wenig Investitionen, der industrielle Output schwächelt und auch der Einzelhandel ist nicht mehr so stark wie vorher. Wie Bloomberg berichtete, machen diese Schwächen die hohen Gewinne aus Auslandsverkäufen zunichte. Die Verkäufe im Einzelhandel sollen im September um drei Prozent gewachsen sein, der industrielle Output um fünf Prozent – auch wenn beide Werte positiv sind, soll es sich um die schwächsten Ergebnisse des Jahres handeln.
Ausländische Firmen haben damit begonnen, ihre Investments nach China zu begrenzen. Das direkte Investment aus dem Ausland ging in den ersten acht Monaten des Jahres um fast 13 Prozent zurück – wenn sich das nicht ändert, wäre 2025 am Jahresende das dritte Jahr in Folge mit schrumpfenden Investments.
Hindernisse für Chinas Wirtschaft – USA setzen hohe Handelsschranken ein
China steht dabei vor mehreren großen Problemen, die die aktuelle Wirtschaftslage beeinflussen. Bloomberg zufolge ist dafür auch der Handelskrieg mit den USA verantwortlich. Handelsschranken sorgen für ein „feindliches“ externes Umfeld, das Chinas Wirtschaft schadet. Die ersten Schranken hatten die USA schon vor Jahren eingeführt: Zum Beispiel berichtete das Bureau of Industry and Security des US-Handelsministeriums schon 2022 von einer neuen Regelung, die „restriktive Exportkontrollen für bestimmte Halbleiterchips für moderne Computer, Transaktionen für den Endverbrauch von Supercomputern und Transaktionen“ mit sich brachte.
Diese beschränkten sich auf „bestimmte Unternehmen“, die die US-Regierung vorher gelistet hatte. Zweitens sollte diese Regelung „neue Kontrollen für bestimmte Produkte der Halbleiterherstellung und für Transaktionen für den Endverbrauch von Halbleitern“ festlegen. Das alles teilte die Behörde im Oktober 2022 mit.
Achillesferse KI: Chinas Wirtschaft ist abhängig von Europa
Dabei blieb es jedoch nicht. Im Dezember 2024 hatte die US-Regierung unter Präsident Biden eine drastische Verschärfung dieser Maßnahmen verkündet. Das „Update“ für die Chip-Handelsrestriktionen umfasste acht wesentliche Punkte, die das Center for Strategic and International Studies (CSIS) zusammenfasst. Unter anderem gehörten dazu die Ausweitung der Exportkontrollen auf sogenannte HBMs (High-Bandwidth Memory, eine Art von Speicher, die wichtig für KI-Anwendungen ist) und die Schaffung von Ausnahmeregelungen für bestimmte Länder.
Darunter fielen etwa Japan oder die Niederlande – ihnen sollte es von nun an möglich sein, von den Restriktionen ausgenommen zu werden. Angeblich war dieser Schritt als Anreiz und Belohnung für Länder gedacht, die sich nach den Zielen der US-Politik richten. Die Niederlande sind hier ein besonderer Fall: China ist in einem unglaublichen Maße von niederländischen Exporten abhängig, vor allem auf dem Feld Halbleiter und Computerchips. Das Economics Observatory berichtete, dass China seine Importe aus den Niederlanden in Reaktion auf die US-Beschränkungen drastisch hochgefahren hatte.
Unabhängigkeit in der Wirtschaft – China, EU und USA streben nach eigener Produktion
Nach der Übernahme des Weißen Hauses durch Donald Trump kamen kurz darauf weitere Handelsschranken ins Spiel, allerdings diesmal in Form von hohen Strafzöllen. China drohten dabei zwischenzeitlich die höchsten Zölle von allen. Jedoch war Trump dann wiederholt davon abgerückt oder hatte den Start der Zölle verschoben, was an den internationalen Märkten für Chaos sorgte. „Während die USA hohe Handels- und Technologiebeschränkungen auftürmen, hat sich das externe Umfeld für China feindlich aufgeladen“, erklärte Bloomberg Economics dazu.
Pekings Problem dabei: Es sind nicht nur die USA, die Handelsschranken gegen China aufbauen. Die Europäische Union hat mit den höheren Zöllen gegen Chinas Elektroautos bewiesen, dass auch sie sich gegen die enorme Marktmacht zur Wehr setzen will. In den vergangenen Monaten und Jahren hatte eine chinesische Produktflut ganze Branchen unter Druck gesetzt. Beispiele dafür sind die Photovoltaik, die Textilindustrie und eben der Autosektor.
Alle großen Wirtschaftsräume – die USA, Europa und China – arbeiten derzeit daran, unabhängiger von ausländischen Exporten zu werden. Washington tut das mit erratischer Zollpolitik, während Europa und China versuchen, die heimische Produktion in wichtigen Branchen hochzufahren. (Quellen: Bloomberg, CSIS, Bureau of Industry and Security, Economics Observatory; laernie)