Streit um Asphalt-Radweg beigelegt: Gemeinderat Kreuth beschließt Kompromiss

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Parallel zur Bundesstraße in Kreuth verläuft der neue Radweg in größten Teilen. Bürgermeister Josef Bierschneider zeigt den Startpunkt in Wildbad Kreuth. © Stefan Schweihofer

Über ein Jahr lang wurde in Kreuth über das Thema „asphaltierter Radweg“ gestritten. Nun hat sich der Gemeinderat auf einen Kompromiss geeinigt: Der neue Weg verläuft überwiegend entlang der Bundesstraße.

Kreuth – Dieser Radweg war keine leichte Geburt. Auch in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend (16. Oktober), als die von Rathauschef Josef Bierschneider (CSU) in der Bürgerversammlung vorgeschlagene Alternativ-Trasse zur Diskussion stand, waren die Nachwehen noch deutlich spürbar. Gegner, ehemalige Gegner und Befürworter einer „alltagstauglichen Radwegverbindung“ zwischen Wildbad Kreuth und Achenpass brachten in einer intensiven Debatte noch einmal ihre Argumente auf den Tisch.

Nur noch ein Teilstück führt über den vorhandenen Kiesweg

Zunächst zu den Fakten: Die in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt, den Staatsforsten und der Unteren Naturschutzbehörde neu entwickelte Asphalt-Route führt in den größten Teilen nicht mehr über den vorhandenen Kiesweg, sondern als neu angelegter Weg entlang der B307. Sogar der Abschnitt zwischen Parkplatz Wildbad Kreuth und Gernberg soll – anders als ursprünglich geplant – direkt parallel zur Bundesstraße verlaufen. Lediglich auf dem Teilstück zwischen Salzstadel und Glashütte wird die Route über den vorhandenen Kiesweg links der Weißach geführt, der in diesem Zuge eine Asphaltschicht erhält. Im weiteren Verlauf bis Stuben geht es über die ehemalige Staatsstraße und ebenfalls entlang der Bundesstraße.

SPD-Gemeinderat plädiert für durchgängigen Weg an der B307

Dass ein Teilstück weiterhin über den Kiesweg an der Weißach führt, war einigen im Gremium ein Dorn im Auge. Er verstehe nicht, warum nicht auch hier ein Weg entlang der Bundesstraße angelegt werde, monierte Martin Walch (SPD). Auch sein Fraktionskollege Robert Gerg plädierte für einen durchgehenden Radweg an der B307. „Dann hätten wir einen großen Wurf und nicht wieder eine Flickschusterei.“

Bürgermeister argumentiert mit finanziellen Vorteilen

Für Bierschneider hingegen lagen die Vorteile der Kiesweg-Variante auf der Hand. Auf diese Weise übernehme der Bund, der die komplette Maßnahme finanziert, auf dem gemeindlichen Abschnitt auch die dringend fällige Sanierung der beiden vorhandenen Brücken, sorge für eine Hangsicherung und zahle zudem eine Ablösesumme von etwa einer Million Euro. Finanzielle Schmankerl, die sich der Bürgermeister angesichts der klammen Gemeindefinanzen nicht entgehen lassen wollte: „Das täte uns wirklich gut“, meinte Bierschneider.

Während einige im Gremium dem Reiz des Geldes nicht verfallen wollten (Walch: „Wir geben also Natur und Landschaft auf, wenn der Preis stimmt“) und darauf hinwiesen, dass das Geld schließlich in Unterhaltsmaßnahmen für den Weg fließen müsse, sahen andere durchaus die Möglichkeit, die Mittel für dringend nötige Infrastrukturmaßnahmen im Ort einzusetzen.

Grünen-Gemeinderat stellt Notwendigkeit des Wegs infrage

Komplett infrage stellte die Notwendigkeit eines asphaltierten Radwegs Christian Weber von den Grünen. „Da findet hauptsächlich Freizeitverkehr statt, warum müssen wir da überhaupt Alltagstauglichkeit schaffen?“, fragte er. Sein Grünen-Kollege Matthias Erhardt bestritt überdies, dass bei der Bürgerversammlung die präsentierte Alternativ-Trasse bei allen Anklang gefunden habe. „Ich fand auch die Sitzungsführung eigenartig“, meinte er an die Adresse des Bürgermeisters. „Gegenargumenten wurde immer sofort der Stecker gezogen.“

Ehemalige Radweg-Gegner loben den jetzigen Kompromiss

Lob für den nun gefundenen Kompromiss gab es hingegen von Markus Wrba (FWG): „Ich finde das eine wunderbare Lösung.“ Auch Zweiter Bürgermeister Wolfgang Rebensburg (FWG) sagte: „Ich war früher dagegen, bin aber jetzt dafür.“ Er sah einen großen Vorteil in der Tatsache, dass der überwiegende Teil des Radwegs nun straßenbegleitend verlaufe. Je weniger Abweichungen es gebe, desto mehr tauge der Weg als echte Verkehrsverbindung.

Gegen zwei Stimmen sprach sich der Gemeinderat am Ende grundsätzlich dafür aus, das Projekt „alltagstauglicher Radweg“ weiterzuverfolgen. Über die einzelnen Abschnitte des Weges wurde gesondert abgestimmt, der von Bierschneider vorgestellte Streckenverlauf inklusive Abstecher zum jetzigen Kiesweg fand letztlich aber die Mehrheit. Bierschneider zeigte sich gestern erleichtert, dass nun ein Kompromiss geschlossen werden konnte, „mit dem viele leben können“.

gab