Feuer auf Gelände der UN-Klimakonferenz
18.12 Uhr: Auf dem Gelände der Weltklimakonferenz in Belém ist laut einem Reporter der Nachrichtenagentur AFP ein Feuer ausgebrochen. Mittlerweile sei es wieder unter Kontrolle, berichtet die Agentur. Die Feuerwehr sei zügig im Einsatz gewesen.
Juan Carlos Monterrey, Sonderbeauftragter für Klimawandel in Panama, veröffentlichte auf X ein Foto von der Evakuierung und vom Rauch über der Bluezone – dem Bereich auf dem COP-Gelände, in dem die Verhandlungen stattfinden. Auch Sicherheitskräfte bestätigten gegenüber AFP, dass das Konferenzgelände evakuiert wurde.
Die Reporter beobachteten am Donnerstag große Flammen am Eingangsbereich in der Nähe der Länderpavillons. Menschen rannten durcheinander, Sicherheitskräfte setzten Feuerlöscher ein, und Sirenen sowie Hubschraubermotoren waren zu hören. Über die Brandursache ist bislang nichts bekannt.
In der letzten Phase spitzt sich der fossile Streit zu
17.12 Uhr: Braucht die Welt einen Plan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle? Das ist zu einer der entscheidenden Fragen bei der Weltklimakonferenz in Brasilien geworden. Deutschland und gut 80 andere Staaten werben eindringlich dafür. Auf der Bremse stehen dagegen Beobachtern zufolge unter anderem reiche Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die weiter Milliarden mit ihrem Öl und Gas verdienen. Sie haben eine Blockademacht, denn Beschlüsse müssen einstimmig fallen.
„Jetzt ist Führung gefragt. Seien Sie mutig. Folgen Sie den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Stellen Sie den Menschen über den Profit“, drängte UN-Generalsekretär António Guterres, der erneut nach Belém gereist war. Lula warnte, enttäuschte Erwartungen könnten Vertrauen in die Politik zerstören. Er warb für den diskutierten Ausstiegsplan aus Kohle, Öl und Gas und betonte, man müsse überlegen, „wie wir ohne fossilen Brennstoff leben können“.
Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren, eine Einigung über den fossilen Ausstieg könnte erstmals konkrete Ziele und Fristen bringen, während die letzten Stunden des Gipfels anbrechen.
Verdächtige Ruhe in Belém: Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten
15.36 Uhr: Niemand weiß genaues: 194 Delegationen sitzen gerade auf glühenden Kohlen. Die gesamte Weltklimakonferenz wartet auf den neuesten Entwurf für den finalen Beschluss, den die brasilianische Präsidentschaft eigentlich schon am Mittwochabend beschließen wollte. Als dieses Ziel dann geplatzt war, sickerte plötzlich zehn Uhr morgens brasilianischer Zeit als neue Deadline über die Flure des Klimagipfels – das wäre allerdings 14 Uhr hier in Deutschland gewesen.
Auffällig: Die Unruhe auf dieser Klimakonferenz hält sich noch in Grenzen. Hinter den Kulissen laufe noch die „Shuttle-Diplomatie“, heißt es – Diplomaten laufen noch zwischen den verschiedenen Gruppen hin und her, um Hindernisse auszuräumen. Letztes Jahr, bei der Klimakonferenz in Belém, war der Frust schon größer, die Gruppe der kleinen Inselstaaten (AOSIS) wagte schon den ein oder anderen Aufschrei.
Eine solche Gelegenheit hätten die Inselstaaten am Nachmittag gehabt, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Entwicklungsländer und Inselstaaten. „Die Uhr tickt auf dieser COP der Wahrheit“, sagte dort zwar Steven Victor, Umweltminister des Inselstaats Palau. In den Verhandlungen gebe es Widerstände beim Versuch, das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Aber Victor sagte auch: „Wir sprechen der brasilianischen Präsidentschaft unseren Dank für ihre überzeugende und wirksame Führung aus.“
Das klang vor einem Jahr in Baku noch ganz anders, wenn es um die aserbaidschanische Ratspräsidentschaft ging. Liegt also eine Einigung ganz nah? Das kommt darauf an. Die Ruhe kann bedeuten, dass eine Einigung kurz bevorsteht; sie kann aber auch bedeuten, dass man noch gar nicht an dem Punkt angelangt ist, an dem man sich streiten könnte.
Die Streitpunkte und „roten Linien“ jedenfalls sind klar – zumindest aus Sicht der arabischen Staaten, die dank ihrer großen Öl- und Gasvorräte oft als Klimabremser gelten. Jeder Versuch, in die nationalen Energie-Strategien einzugreifen – etwa in Form eines verpflichtenden Ausstiegs aus fossilen Energien – sei zum Scheitern verurteilt, warnte die Delegation Saudi-Arabiens eben im Plenum als Sprecherin der arabischen Staatengruppe. „Ein Versuch, hier etwas zu ändern, wird zur Folge haben, dass es keine Einigung geben wird.“
100 Millionen pro Jahr: Deutschland sagt Waldfonds-Gelder „ohne Renditeinteresse“ zu
14.45 Uhr: Mit etwas Verspätung hat Deutschland angekündigt, eine Milliarde Euro für den neuen Waldschutz-Fonds Tropical Forests Forever Facility (TFFF) bereitzustellen. Die Auszahlungen sollen über zehn Jahre erfolgen: Deutschland stellt pro Jahr 100 Millionen Euro aus den Haushalten des Entwicklungsministeriums und des Umweltministeriums bereit.
Der Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) betonte bei einer Pressekonferenz im German Pavillon, dass Deutschland bewusst ohne Rendite-Interesse in die Partnerschaft gehe. Das habe Schneider auch gegenüber Brasiliens Präsident Lula erklärt: „Das ist kein Kredit, sondern eine langfristige Beteiligung – mit Mitspracherecht.“
Da es sich um einen Zuschuss handelt, muss der TFFF keine Zinszahlungen an Deutschland leisten. So können die Mittel für die Regenwaldländer deutlich größere Wirkung entfalten als bei einem gleich großen Kredit.
Schneider unterstrich die globale Bedeutung der Tropenwälder: „Wir spüren die grüne Lunge der Erde auch in Freiburg oder Karlsruhe. Wenn sie verschwindet, wäre das fatal.“ Die zugesagten Gelder seien zukünftige, bislang nicht belastete Ausgaben – das Umweltministerium habe die Mittel bereits eingeplant.
Mit der deutschen Milliardenzusage reiht sich die Bundesregierung unter die zentralen Geber ein, die den Erhalt der tropischen Regenwälder vorantreiben wollen.
Weltklimakonferenz, Tag elf: 15 Punkte entscheiden alles
13.26 Uhr: Herzlich willkommen zum elften Tag der Weltklimakonferenz! Noch ist alles ruhig, die brasilianische COP-Präsidentschaft konnte bis Mittwochabend keinen Entwurf für eine finale Einigung auf dem Klimagipfel präsentieren, anders als geplant. Hinter den Kulissen mehren sich jedoch die Anzeichen, dass heute ein wesentlicher Durchbruch gelingen könnte.
Da ist zum Beispiel die Bürotür von Präsident Lula. Der brasilianische Regierungschef ist am Mittwoch wieder in Belém eingetroffen, um die Verhandlungen höchstpersönlich über die Bühne zu bringen. Beobachtern zufolge ließ Lula den ganzen Tag über die wichtigsten (und schwierigsten) Verhandlungspartner in sein spontan eingerichtetes Büro zitieren, um einen Deal auszuhandeln: Die EU, China, Indien, Russland, Saudi-Arabien.
Von seinen Ambitionen will Lula nicht abrücken, sein Wunsch nach einem Fahrplan zum Ausstieg aus den fossilen Energien bleibe immer noch auf der Agenda, sagte er in einer Rede am Mittwochabend. Gleichzeitig konkretisierte er seine Forderung – oder schwächte sie ab, je nach Lesart. Der Ausstieg solle erfolgen, „ohne irgendjemandem etwas vorzuschreiben, ohne eine Frist festzulegen, damit jedes Land Dinge entscheiden kann, die es in seinem Rhythmus machen kann“, so Lula. „Alles muss sich auf Konsens gründen. Wir wollen nur sagen, dass es möglich ist. Es ist möglich, lasst es uns versuchen.“
Tatsächlich besteht Grund zum Optimismus. Das Branchenmedium „Carbon Brief“ verfolgt detailgenau alle 121 Streit- und Agendapunkte, Ergebnis: 50 Punkte sind schon geklärt, für 38 gibt es schon einen Entwurf, 18 Punkte wurden vertagt. Bleiben genau 15 Streitpunkte, die laut „Carbon Brief“ noch in einem frühen Stadium stecken.
Wie es immer so ist: Die letzten offenen Fragen sind die schwierigsten. Es geht um Themen wie die Finanzierung von Maßnahmen zur Klimaanpassung, es geht um den Ausstieg aus fossilen Energien, es geht auch um Genderfragen. Präsident Lula jedoch bleibt zuversichtlich. Er sei „sehr glücklich“ über diese COP, sagte Lula am Mittwochabend – so als sei der Klimagipfel schon zu Ende.
Deutschland gibt eine Milliarde für Tropenwaldfonds
01.03 Uhr: Update aus der Nacht: Für einen neuen Fonds zum Schutz des Regenwalds stellt Deutschland eine Milliarde Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren bereit. Dies teilten Umweltminister Carsten Schneider und Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan auf der Weltklimakonferenz in Belém mit. „Es geht um den Schutz der tropischen Regenwälder, der Lunge unserer Welt“, erklärten beide SPD-Politiker.
COP30 in Belém: Türkei nächster Gastgeber, Lula mischt kräftig mit
Der zehnte Tag der Weltklimakonferenz geht langsam zu Ende - auch, wenn die Delegationen und Verhandler noch eine lange Nacht voller Diskussionen und Verhanldungstexte vor sich haben. Das ist alles heute passiert:
- Türkei übernimmt COP31: Nach langem Wettstreit mit Australien wird die nächste UN-Klimakonferenz im November 2026 wohl in Antalya stattfinden. Die Türkei übernimmt den Vorsitz, Australien die Verhandlungen, heißt es laut Nachrichtenagentur Afp.
- Lula packt wieder an: Brasiliens Präsident mischt sich aktiv in die Verhandlungen ein, um einen globalen Fahrplan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und das Ende der Abholzung voranzubringen. Er hat BRICS-Staaten, EU-Delegierte, Afrikagruppe, kleine Inselstaaten sowie Vertreter indigener Gruppen getroffen. Ziel: COP30 nicht nur erfolgreich, sondern erstmals seit über 20 Jahren pünktlich am Freitag beenden. Auch der UN-Generalsekretär António Guterres unterstützt in Belém die bilaterale Gespräche, um die Staaten auf einen Kompromiss einzuschwören.
- Die „Fantastischen Vier“: Brasilien will die zentralen, schwierigen Themen bereits heute klären – statt wie üblich am Ende. Im Fokus stehen Klimafinanzierung, Handel (EU-CO2-Grenzausgleich), Transparenzpflichten und nationale Klimapläne (NDCs). Diese Themen sollten in einem "Umschlagstext" festgehalten werden, den die 194-Länder dann verabschieden. Ein neuer Entwurf dafür steht noch aus.
- TAFF-Plan gewinnt Rückenwind: Mehr als 80 Länder drängen auf einen geordneten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Überraschend: Unter den Unterstützern sind auch fossile Staaten wie Bahrain, Norwegen und die Slowakei.
- Keine Rückschritte bei Gender: Einige Länder wollen die Definition von „Gender“ in Texten wie dem Gender Action Plan und Just Transition auf „biologisches Geschlecht“ einschränken. Minister verhandeln weiter, um Rückschritte zu verhindern.
Streit mit Australien beigelegt - nächster Klimagipfel findet in der Türkei statt
22.44 Uhr: Die Türkei wird wohl im kommenden Jahr die nächste UN-Klimakonferenz ausrichten und setzte sich dabei nach einem langen Wettstreit gegen Australien durch. Die COP31 soll im November in Antalya stattfinden, wie Insider vom diesjährigen Gipfel in Belém der Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichten. Auch die französische Nachrichtenagentur afp habe aus Verhandlerkreisen erfahren, dass Australien mit der Türkei als Austragungsort einverstanden ist. Es würden aber weiter Gespräche darüber geführt, die COP31-Präsidentschaft zwischen den beiden Ländern aufzuteilen.
Laut Bloomberg übernimmt die Türkei den Vorsitz des Gipfels, während Australien die Verhandlungen leiten wird. Eine formelle Annahme des Plans durch die Mitgliedsländer wird nach einem Treffen am Mittwochabend beim COP30 erwartet. Zuvor hatte Australien den Vorschlag, mit der Türkei die Weltklimakonferenz zu co-hosten, abgelehnt.
Zuvor hatten die beiden Länder sich monatelang gestritten, wer 2026 die nächste Weltklimakonferenz ausrichten darf. Der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth, der die Sitzung der Gruppe in Belém leitete, sagte, es gebe in der Gruppe keine grundsätzlichen Bedenken gegen diesen Kompromiss. Es sei "außergewöhnlich, dass zwei Länder von sehr unterschiedlichen Enden der Erde, die aber in einer Gruppe sind, eine Einigung erzielen", hob er hervor.
Flasbarth sprach von einer "innovativen" Lösung. Und weil sie so ungewöhnlich sei, bräuchten die Mitglieder der Gruppe noch mehr Informationen, was genau sie beinhalte. Wenn diese Informationen schriftlich vorlägen, werde er ein weiteres Treffen einberufen - "und dann werden wir sehr schnell entscheiden", fügte Flasbarth hinzu.
Die Entscheidung über den nächsten Ausrichtungsort der COP21 muss bis Freitag gefällt sein. Hätten sich die Türkei und Australien nicht einigen können, hätte die COP31 automatisch in Bonn stattgefunden, dem Sitz des UN-Klimasekretariats. Diese Lösung wegen eines fehlenden Konsenses wäre ein beispielloser Vorgang gewesen.
mit Agenturmaterial
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