Typ-1-Diabetes tritt oft unvorhergesehen auf – typische Symptome wie großer Durst, Gewichtsverlust oder Erschöpfung können unbemerkt bleiben, bis es zu einer gefährlichen Stoffwechselkrise (Ketoazidose) kommt. Das Projekt Fr1da („Früherkennung von Typ-1-Diabetes“) setzt genau hier an: mit einem Screening, das ein mögliches Frühstadium der Erkrankung bereits vor Symptombeginn erkennt.
Das Programm ist bereits in mehreren Bundesländern aktiv, darunter Bayern, Sachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Hamburg, und richtet sich an Kinder zwischen 2 und 10 Jahren. ( Typ-1-Diabetes Früherkennung und Phänotypisierung)
Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
So funktioniert das Screening
Für die Teilnahme genügt eine kleine Blutprobe aus der Fingerkuppe. Diese wird auf sogenannte Inselautoantikörper untersucht – Marker, die einem beginnenden Autoimmunprozess gegen insulinproduzierende Zellen vorausgehen. Wird ein positiver Befund festgestellt, werden die Familien in ein Konzept für weitere Betreuung und Monitoring eingebunden.
Die Teilnahme ist freiwillig und kostenfrei. Alle Kinder zwischen 2 und 10 Jahren in den beteiligten Bundesländern dürfen mitmachen.
Das Screening kann über teilnehmende Kinder- und Jugendarztpraxen erfolgen.
Milderer Krankheitsbeginn – weniger Notfälle
Ergebnisse aus bisherigen Fr1da-Untersuchungen zeigen, dass Kinder mit präsymptomatisch erkannten Autoantikörpern bei späterer Diagnose oft mildere Stoffwechselwerte haben und seltener eine Ketoazidose erleben. Damit verbunden sind geringerer Blutzucker, niedrigere HbA₁c-Werte und eine bessere Ausgangssituation für eine begleitende Therapie.
Nach Angaben der Helmholtz-Forscher lagen die Screeningkosten pro Kind in Studien bei rund 28 €, mit Potenzial, sie bei großflächiger Anwendung auf etwa 22 € pro Kind zu senken.
Was Eltern wissen sollten
- Zielgruppe: Kinder im Alter von 2 bis 10 Jahren
- Kosten: Das Screening ist freiwillig und kostenlos
- Ort: Kinder- und Jugendarztpraxen in den beteiligten Bundesländern
- Ausweitung: Seit Mai 2025 werden auch Hessen und Rheinland-Pfalz einbezogen
Verläuft ein Test positiv, werden Familien in ein besonderes Betreuungsprogramm aufgenommen. Dort lernen sie, wie sie frühzeitig Symptome überwachen und sich auf mögliche Therapien vorbereiten können.
Chancen und Herausforderungen
Die große Vision ist, dass Fr1da künftig Teil der regulären medizinischen Versorgung wird. Doch es bestehen Herausforderungen: Wie lässt sich die Finanzierung in ganz Deutschland organisieren? Wie gehen Eltern und Kinder mit einer Vorabdiagnose um, wenn noch keine Krankheitssymptome vorliegen? Gesundheitsökonomen prüfen derzeit, inwiefern ersparte Kosten durch vermiedene Stoffwechselkrisen eine solche Ausweitung rechtfertigen könnten.
Fazit: Mehr Sicherheit für Familien
Die Fr1da-Studie belegt, dass gezielte Früherkennung das Risiko schwerer Komplikationen deutlich senken und den Start einer Therapie erleichtern kann. Mit der geplanten Ausweitung des Programms auf weitere Bundesländer wächst die Chance, Kinder mit Typ-1-Diabetes künftig bundesweit besser zu schützen – und Familien mehr Sicherheit im Alltag zu geben.