Der Hals kratzt, die Nase läuft und der Kopf pocht – gerade in der Erkältungssaison suchen viele nach schnellen Lösungen, um wieder fit zu werden. Vitamin C, Zink oder pflanzliche Präparate wie Echinacea sind besonders beliebt. Doch was sagt eigentlich die Wissenschaft? Helfen Hausmittel wirklich – oder ist alles nur ein Mythos?
Wir fassen für Sie die Studienlage zusammen, nennen bewährte Tricks für den Alltag und räumen mit typischen Irrtümern auf.
Vitamin C: Klassiker mit begrenzter Wirkung
Vitamin C gilt seit Jahrzehnten als Wundermittel gegen Erkältungen. Doch die Forschung zeigt:
- Zur Vorbeugung: Wer täglich Vitamin C nimmt, ist nicht automatisch besser geschützt. Studien belegen nur bei sehr hoher körperlicher Belastung (zum Beispiel bei Extremsportlern) einen kleinen Effekt.
- Im Krankheitsfall: Wenn Sie bereits erkältet sind, kann Vitamin C die Dauer der Beschwerden um etwa einen halben Tag verkürzen – mehr aber nicht.
- Unser Tipp: Eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse deckt den Bedarf. Hochdosierte Vitamin-C-Präparate bringen den meisten Menschen keinen zusätzlichen Nutzen.
Zink: Das unterschätzte Mineral
Zink gilt als eines der wenigen Mittel, das bei einer Erkältung tatsächlich helfen kann – vorausgesetzt, es wird früh genug und in der richtigen Form eingenommen.
- Timing ist entscheidend: Studien zeigen, dass Zink am wirksamsten ist, wenn Sie innerhalb von 24 Stunden nach den ersten Erkältungssymptomen beginnen. So lässt sich die Dauer der Beschwerden im Schnitt um ein bis zwei Tage verkürzen.
- Darreichung und Dosierung: Besonders geeignet sind Lutschtabletten, da das Zink direkt im Mund- und Rachenraum freigesetzt wird, wo viele Erkältungsviren angreifen. Empfehlenswert sind Tagesdosen von etwa 75 mg Zink, verteilt über den Tag.
- Wichtig: Zink ist nicht für die dauerhafte Einnahme gedacht. Eine Langzeit- oder Überdosierung kann Nebenwirkungen wie Übelkeit verursachen und den Kupferstoffwechsel stören.
Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Pflanzliche Präparate wie Ingwer und Salbei
- Echinacea (Sonnenhut): Manche Studien zeigen eine leicht vorbeugende Wirkung, andere finden keinen Effekt. Die Datenlage ist uneinheitlich.
- Holunderextrakt: Kann die Symptome einer Erkältung oder Grippe möglicherweise abschwächen. Erste Studien sind vielversprechend, aber noch nicht eindeutig.
- Ingwer, Salbei, Thymian: Sie wirken vor allem lindernd – zum Beispiel gegen Halsschmerzen oder Hustenreiz. Heilung beschleunigen sie nicht, aber sie machen die Beschwerden erträglicher.
- Fazit: Pflanzliche Mittel können unterstützend wirken, sind aber kein Ersatz für Ruhe und eine gute Basisversorgung.
Bewährte Hausmittel und Alltagstricks
Auch wenn sie keine Wunder bewirken: Hausmittel helfen, den Körper zu entlasten und die Symptome zu lindern.
- Viel trinken: Tee oder Wasser halten die Schleimhäute feucht und unterstützen die Abwehr.
- Nasenspülungen mit Kochsalz: Reinigen die Atemwege und machen das Atmen leichter.
- Inhalationen mit heißem Wasserdampf: Befeuchten die Schleimhäute und lösen Schleim.
- Hühnersuppe: Studien deuten an, dass sie entzündungshemmend wirkt – und sie spendet Flüssigkeit, Wärme und Nährstoffe.
- Ruhe und Schlaf: Die wichtigste "Medizin". Der Körper braucht Energie, um Viren zu bekämpfen.
Hartnäckige Irrtümer rund um "schneller gesund werden"
- "Antibiotika helfen gegen Erkältungen." Falsch. Erkältungen werden fast immer durch Viren ausgelöst, Antibiotika wirken nur gegen Bakterien.
- "Fieber sofort senken." Nicht immer nötig. Leichtes Fieber ist eine natürliche Abwehrreaktion. Erst bei höheren Temperaturen oder starkem Krankheitsgefühl ist ein Fiebersenker sinnvoll.
- "Sport schwitzt die Erkältung aus." Im Gegenteil: Wer krank trainiert, riskiert Herzprobleme. Besser Pause machen und erst nach vollständiger Genesung langsam starten.
- "Je mehr Vitamine, desto besser." Überdosierungen bringen keinen Vorteil, können aber schaden (zum Beispiel bei fettlöslichen Vitaminen wie A oder D).
So bleiben Sie auf der sicheren Seite
- Setzen Sie auf eine gesunde Ernährung statt auf Hochdosis-Präparate.
- Reagieren Sie frühzeitig, wenn die ersten Symptome auftreten (zum Beispiel mit Zink).
- Greifen Sie bei Bedarf zu Hausmitteln, um Beschwerden erträglicher zu machen.
- Suchen Sie einen Arzt auf, wenn Beschwerden ungewöhnlich stark sind, lange anhalten oder hohes Fieber auftritt.
Fazit
Vitamin C, Zink und pflanzliche Mittel sind keine Wundermittel, können aber unterstützend wirken – vor allem, wenn sie frühzeitig und richtig eingesetzt werden. Hausmittel helfen, den Krankheitsverlauf erträglicher zu machen, ersetzen aber nicht die wichtigste Maßnahme: Ruhe und Geduld. Erkältungen verschwinden in der Regel nach einigen Tagen von selbst – Sie können den Körper dabei nur bestmöglich unterstützen.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.