Wissenschaftler warnen: Finger weg von Light-Getränken – Studie zeigt mögliche Gefahren fürs Herz
Light-Getränke sind nicht unbedingt die bessere Alternative – das legt eine Studie nahe. Schuld sind die Süßstoffe. Auswirkungen zeigen sich schon bei zwei Litern pro Woche.
Shanghai – Wer Zucker sparen möchte oder eventuell gerade auf Diät ist, für den scheinen Light-Produkte verlockend. Ob Riegel, Milchprodukte oder Getränke – inzwischen gibt es von fast jedem Produkt eine „Zero“- oder „Light“-Version. Statt Zucker enthalten sie Süßstoffe. Immer wieder äußern Forscher dazu Bedenken, wie dass Süßstoffe schädlich für den Darm sein könnten. Eine neue Untersuchung stellte nun einen Zusammenhang von Light-Getränken mit kardiovaskulären Krankheiten fest.
Mit Zucker, mit Süßstoffen oder natürlicher Zucker: Was machen Getränke mit unserem Herzen?
Die Studie mit dem Titel „Gesüßte Getränke, genetische Anfälligkeit und auftretendes Vorhofflimmern: Eine prospektive Kohortenstudie“ wurde in der Zeitschrift Circulation: Arrhythmia and Electrophysiology im Auftrag der American Heart Association veröffentlicht.
Die Forschenden untersuchen darin den Zusammenhang von Vorhofflimmern mit dem Konsum von zuckergesüßten Getränken, künstlich gesüßten Getränken und reinem Fruchtsaft. Auch eine genetische Anfälligkeit wurde einbezogen.
Was ist Vorhofflimmern und wie erkenne ich es?
Als Vorhofflimmern wird die in Deutschland häufigste Form eines unregelmäßigen Herzrhythmus bezeichnet. Laut der Deutschen Herzstiftung kann das Herz dann mit einem Puls von bis zu 160 Schlägen pro Minute rasen. Die Symptome sind allerdings unterschiedlich und schätzungsweise überhaupt nur jede zweite Person bemerkt sie. Symptome sind ein unregelmäßiger und beschleunigter Puls, Luftnot, Unruhegefühl, verminderte körperliche Leistungsfähigkeit, Schwindel, Schmerzen in der Brust oder auch eine kurzzeitige Bewusstlosigkeit.
Die Forschung wurde leitend von Ningjian Wang, Forscher am Shanghai Ninth People’s Hospital und der Shanghai Jiao Tong University School durchgeführt. Dafür wurden mehr als 200.000 Gesundheitsdaten von UK-Biobank-Probanden untersucht. Die Wissenschaftler ließen Teilnehmende Fragebogen zu ihrer Ernährung ausfüllen und erstellten daraufhin eine Gruppe, die mehr als zwei Liter künstlich gesüßte Getränke pro Woche konsumierte und eine, die weniger als einen Liter konsumierte. Zu Studienbeginn litt niemand an Vorhofflimmern.
Zusammenhang zwischen reglmäßig hohem Konsum an Süßstoffen und Herzkrankheit gefunden
Die schockierenden Ergebnisse: Konsumenten, die zwei Liter pro Woche zu sich nahmen, hatten ein 20 Prozent höheres Risiko für Herzrhythmusstörungen. Und dabei sind 250-Milliliter-Gläser oder 500-Milliliter-Flaschen als gängige Größen im Verkauf.
Meine news
Die American Heart Association schreibt auf ihrer Website aber auch, dass die Variante mit Zucker genauso wenig eine Option sei. Denn bei Personen, die angaben, ähnliche Mengen an zuckergesüßten Getränken zu sich zu nehmen, war das Risiko für Vorhofflimmern um zehn Prozent erhöht. Die Probanden, die während der Untersuchung dagegen einen Liter reinen Saft pro Woche tranken, hatten ein um acht Prozent geringeres Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln. Während der fast zehnjährigen Nachbeobachtungszeit gab es unter allen Teilnehmenden 9362 Fälle von Vorhofflimmern – unabhängig von einer genetischen Veranlagung.
Süßstoffe als Verursacher von Vorhofflimmern nicht bestätigt – zu weniger Konsum wird aber geraten
Allerdings konnte die Studie nicht bestätigen, ob die gesüßten Getränke Vorhofflimmern auch verursachten. Der Zusammenhang blieb jedoch bestehen, nachdem die genetische Anfälligkeit einer Person für die Erkrankung berücksichtigt wurde. Ningjian Wang erläuterte dazu: „Die Ergebnisse unserer Studie können nicht definitiv schlussfolgern, dass ein Getränk aufgrund der Komplexität unserer Ernährung und der Tatsache, dass manche Menschen mehr als eine Getränkeart trinken, ein größeres Gesundheitsrisiko darstellt als ein anderes.“
Eine klare Empfehlung spricht er aufgrund seiner Ergebnisse aber trotzdem aus: „Aufgrund dieser Erkenntnisse empfehlen wir jedoch, künstlich gesüßte und mit Zucker gesüßte Getränke nach Möglichkeit zu reduzieren oder sogar zu meiden. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Trinken von zucker- und kalorienarmen, künstlich gesüßten Getränken gesund ist. Es kann potenzielle Gesundheitsrisiken bergen.“
Weitere Forschung wird benötigt
Weitere Forschung ist allerdings notwendig, denn die Mechanismen, die gesüßte Getränke mit dem Risiko von Vorhofflimmern verbinden, seien noch unklar. Auch Insulinresistenz und die Reaktion des Körpers auf verschiedene Süßstoffe seien mögliche Erklärungen.
Eine andere Untersuchung wies kürzlich erst darauf hin, dass der oft verwendete Süßungsstoff Aspartam krebserregend sein könnte. Derzeit wird der Stoff durch Teams der WHO und der International Agency for Research on Cancer überprüft. Ergebnisse werden am 14. Juli 2024 veröffentlicht. Der internationale Verband der Süßstoffindustrie erklärte die Bewertung allerdings als „wissenschaftlich nicht umfassend“. (jh)