Trump wählt Alaska als Bühne: Putin feiert vor Treffen bereits russischen Erfolg
Trump und Putin beraten über das Ende des Ukraine-Kriegs. In Alaska wird ein Gipfel stattfinden, Selenskyj bleibt dennoch unbeteiligt.
Washington, DC – 7,2 Millionen US-Dollar. Für diese Summe wechselte 1867 Alaska den Besitzer. Der damalige Millionenbetrag entspricht heute zwischen 120 und 160 Millionen. Der Erwerb der einst russischen Region versetzte die amerikanische Bevölkerung damals in Unruhe, weil das Territorium als entlegen und unerschlossen galt. Nun, fast 150 Jahre später, ist von dieser vermeintlichen Unbedeutsamkeit wenig geblieben: Alaska rückt ins Zentrum eines heiklen diplomatischen Treffens, denn Präsident Donald Trump kommt dort zeitnah mit Wladimir Putin zusammen. Es geht um die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg – doch die Ortswahl selbst birgt politisches Konfliktpotenzial.
Trump und Putin treffen sich in Alaska: Gipfel zum Ende des Ukraine-Kriegs
Am kommenden Freitag will Trump mit Putin in Alaska einen Gipfel abhalten. Die Wahl des dünnbesiedelten US-Bundesstaates als Austragungsort des Spitzentreffens ist bemerkenswert, weil russische Nationalisten den Verlust Alaskas – wie auch der Ukraine – als unfairen Deal betrachten, der korrigiert werden müsse. So warnte Michael McFaul, Professor für Politikwissenschaft an der Stanford University und ehemaliger US-Botschafter in Russland, bereits vor der Ortswahl und der politische Kommentator David Frum schrieb auf X: „Hoffen wir alle, dass Putin nicht darum bittet, Alaska als Souvenir mit nach Hause zu nehmen, sonst verschenkt Trump vielleicht auch das.“
Der britische Independent schreibt, dass bereits mehrere russische Politiker entsprechende Vorschläge zur Rückführung Alaskas an den Kreml vorgeschlagen haben. „Der einzige Ort, der für Putin besser wäre als Alaska, ist Moskau“, urteilte der ehemalige US-Sicherheitsberater und Trump-Gegner John Bolton.
Vor Alaska-Treffen zwischen Putin und Trump: Ukraine kritisiert Zweiergespräch
Bereits vor dem Alaska-Treffen scheinen Trump und Kremlchef Putin bei ihren Überlegungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs von weitreichenden territorialen Zugeständnissen der Ukraine auszugehen, Kiew lehnt dies strikt ab. „Die Ukrainer werden ihr Land nicht dem Besatzer schenken“, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Videobotschaft in Kiew. „Die Antwort auf die territorialen Fragen der Ukraine steht in der Verfassung der Ukraine. Davon wird niemand abweichen, und niemand kann abweichen.“

Zugleich kritisierte Selenskyj, dass die Gespräche über die Lage im Ukraine-Krieg in Alaska geführt würden. „Sehr weit weg von dem Krieg, der in unserem Land tobt, gegen unser Volk, und der sowieso nicht ohne uns beendet werden kann, ohne die Ukraine“, hieß es in einem X-Beitrag. „Jede Entscheidung gegen uns, jede Entscheidung ohne die Ukraine ist auch eine Entscheidung gegen den Frieden.“
Bemühungen um Ende des Ukraine-Kriegs: Gespräche in Alaska geplant
Dass Trump nun in Alaska bei einem Treffen mit Putin zusammenkommt, ist das Ergebnis eines monatelangen diplomatischen Tanzes. Seit seinem Amtsantritt als US-Präsident strebt Trump einen Frieden im Ukraine-Krieg an, doch trotz seiner Bemühungen blieben Ergebnisse bislang aus. Ohne die Ukraine als Teilnehmerin an den Gesprächen gelten Chancen auf einen sofortigen Durchbruch als gering. Doch selbst ohne Sieg hat Putin bereits gewonnen: Ein Gipfel auf US-Boden stellt einen deutlichen Kurswechsel der Trump-Regierung dar.
Nach US-Medienberichten hat Putin vor einem Gipfel mit Trump gefordert, dass Russland die volle Kontrolle über die ostukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk bekommt. Laut Wall Street Journal habe der russische Präsident diesen Vorschlag bei dem Besuch von US-Unterhändler Steve Witkoff am Mittwoch in Moskau unterbreitet. Trump sprach in Washington vage von einem Austausch von Gebieten, die bislang entweder von russischen oder ukrainischen Truppen gehalten würden, „zum Wohl beider Seiten“, so der US-Präsident. Weitere Details nannte er nicht. „Wir schauen auf Territorium, das seit dreieinhalb Jahren umkämpft ist.“
Teilerfolg für Putin bereits vor Alaska-Treffen: Trump öffnet die diplomatischen Arme
Schon die symbolische Einladung auf US-Boden und die strategischen Schachzüge um Gebiete in der Ukraine markieren für Putin einen diplomatischen Erfolg. Der restliche Westen behandelt den russischen Präsidenten nämlich seit seinem Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022, der Hunderttausende Tote und weitreichende Zerstörung in beiden Ländern forderte, als Paria.
Welchen Profit Putin darüber hinaus aus dem Alaska-Gipfel zieht, ist noch unklar. Laut New York Times ist es möglich, dass Russland das Treffen auch als weitere Verzögerungstaktik nutzt. Erwartet wird, dass Putin nach den bisherigen Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs voraussichtlich an bisherigen Maximalforderungen festhalten wird. Russland strebt an, dass die Ostukraine als russisch bezeichnet wird und sich Kiew von der Nato abwendet. Außerdem soll die Größe des ukrainischen Militärs begrenzt und dafür gesorgt werden, dass die ukrainische Regierung Moskau gegenüber freundlich gesinnt ist.
Gespräche in Alaska ohne die Ukraine: Selenskyj bleibt außen vor
Unklar bleibt auch das Schicksal der südukrainischen Gebiete Saporischschja und Cherson. Russland hat sie ebenfalls annektiert, beherrscht sie aber nur zum Teil. Der breite Strom Dnipro trennt beide Seiten. Durch die Eroberungen im Süden hat sich Russland eine Landbrücke zur bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim geschaffen. Trotz ungeklärter Kernfragen hält Trump offenbar an seinem Plan fest, den Ukraine-Krieg einem Ende nahezubringen. Die Kosten und das Fehlen ukrainischer Vertreter bei den Gesprächen scheinen zweitrangig.
Das Weiße Haus hatte bei den ersten Erwähnungen eines Gipfels davon gesprochen, dass auf das Zweiertreffen Trumps mit Putin ein Dreiertreffen mit Selenskyj folgen solle. Moskau lädt dagegen Trump zum zweiten Treffen nach Russland ein – damit ist Selenskyj erneut ausgeladen und Kiew als zentraler Akteur im Ukraine-Krieg außen vor. (fbu)