„Brauchen wir ihn?“ – Russlands Staats-TV fantasiert über Chuck Norris

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Montage: Ein Dekret von Russlands Präsident Wladimir Putin stößt eine Debatte über US-Schauspieler Chuck Norris an. © IMAGO / Everett Collection

Putin stößt mit einem Dekret eine Debatte im russischen Fernsehen an. Dort wird spekuliert, wen Putin mit seinem Beschluss aus dem Westen nach Russland locken könnte.

Moskau – Braucht Russland Chuck Norris? Diese Frage wurde anlässlich eines Dekrets im russischen Fernsehen aufgeworfen. Im August hat der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret für Gegner „destruktiver neoliberaler Ideen“ unterzeichnet. Damit soll es einem Bericht der Moscow Times zufolge ausländischen Staatsbürgern und Staatenlosen ermöglicht werden, eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis im Land zu beantragen, wenn sie „traditionelle russische spirituelle und moralische Werte“ teilen. Eine Regelung, die im russischen Fernsehen offenbar für Spekulationen sorgte.

Wen Putins Entscheidung anlocken könnte? Der Vorschlag eines Gastes im russischen Staatsfernsehen: Den britischen Schauspieler Malcolm McDowell oder den US-Schauspieler und Action-Held Chuck Norris. So fragte er den russischen Regisseur und Produzenten Karen Schachnasarow: „Haben Malcolm McDowell oder Chuck Norris angerufen und gesagt: Lieber Karen Schachnasarow, bitte hilf uns, wir wollen nach Russland ziehen?“ Weiter fragte er: „Brauchen wir diese Leute?“. Dabei spielte er auch auf den französischen Schauspieler Gérard Depardieu an und fragte: „Werden wir uns daran nicht verbrennen?“

Chuck Norris im Mittelpunkt: Putin-Dekret löst Spekulation in russischem Fernsehen aus

Im Jahr 2013 erhielt Depardieu von Russlands Präsident Wladimir Putin die russische Staatsbürgerschaft. Putin nannte Depardieu einen Freund. Infolge des Ukraine-Kriegs warf der Schauspieler Putin jedoch „verrückte und inakzeptable Exzesse“ vor. Über Norris und McDowell sagte Schachnasarow, dass sie höchstwahrscheinlich nicht planen, nach Russland zu ziehen. Über Beziehungen zwischen Norris und Putin ist nichts bekannt. Im Jahr 2020 schrieb die russische Nachrichtenagentur Tass lediglich: „Der US-Schauspieler unterhält enge Geschäftsbeziehungen zu Russland.“ Der Schauspieler eröffnete im Jahr 1996 einen Club in Moskau, den „Chuck Norris Enterprise Club Beverly Hills“, berichtete die Nachrichtenagentur.

Chuck-Norris-Sprüche über Putin: „Nicht mal Putins eigener Schatten traut sich, ihm den Rücken zuzukehren“

Im Jahr 2013 titelte Business Insider: „Wie Wladimir Putin der Chuck Norris der internationalen Politik wurde.“ Auf Social-Media-Plattformen kursierten über Norris und Putin zur gleichen Zeit Witze über deren angebliche Unbesiegbarkeit und Allmacht. Über Chuck Norris wurden Sprüche verbreitet wie: „Kinder tragen nachts Superman-Schlafanzüge. Superman trägt nachts einen Chuck Norris Schlafanzug.“ Über Putin gaben Bilder des Präsidenten oben ohne auf einem Pferd Anlass für spöttische Memes. So entstanden in Anlehnung an die Chuck-Norris-Sprüche vor Jahren ähnliche Witze: „Nicht mal Putins eigener Schatten traut sich, ihm den Rücken zuzukehren.“

Auch die Moscow Times fantasierte im Jahr 2015 scherzhaft anlässlich des 75. Geburtstags des Schauspielers: „Chuck ist nicht der Typ, der mit seiner Briefmarkensammlung zu Hause herumsitzt, und da einige den Ausbruch eines zweiten Kalten Krieges ankündigen, wären wir nicht überrascht, wenn er seine Bemühungen dort konzentrieren würde, wo er am meisten gebraucht wird – in Russland.“ Dazu teilte die Zeitung eine Reihe von Memes. „Er mag den roten Platz nicht und malt ihn Pink“, lautet einer der Sprüche.

Dass Putins Dekret US-Schauspieler nach Russland locken wird, scheint höchst unwahrscheinlich. Auch nannte Schachnasarow das Gesetz „symbolisch“. Der russische Regisseur ist seit 1998 Generaldirektor des staatlichen Filmkonzerns Mosfilm. Immer wieder verbreitet er Kreml-Propaganda und zeigt sich Putin-nah. Im Jahr 2018 erhielt er sogar einen Orden von dem russischen Präsidenten. (pav)

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