Russischer Soldat vor US-Kapitol: Pro-Putin-Kalender schürt Aufregung

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Der Verkauf eines bizarr anmutender Kalenders soll FSB-Veteranen unterstützen – und sagt einiges aus über Großmachtfantasien unter Putin-Anhängern.

Moskau – Knapp zwei Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges ist die Gesellschaft in Russland auf einem strammen Kriegskurs. Das zeigt nun auch ein staatsnaher, inoffizieller Kalender für 2024, der gerade international für Aufsehen sorgt. Er wird laut der Moscow Times von einer Wohltätigkeitsorganisation zur Unterstützung von Veteranen des russischen Geheimdienstes FSB verkauft.

Muskelbepackter Wladimir Putin und Kreml-Soldaten in den USA – Kalender schürt Kriegsstimmung

Zunächst hatten britische Medien Mitte Dezember über den bizarr anmutenden Kalender berichtet, der auf russischen Online-Marktplätzen für umgerechnet rund 50 Euro zu kaufen ist. Seine Bilder scheinen Einblick in die Auswirkungen des Propaganda-Dauerfeuers auf Teile der russischen Gesellschaft zu geben.

Der Kalender strotzt regelrecht vor romantisierender Kriegsverherrlichung und Putin-Glorifizierung. Unter anderen hat auch Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministers, auf X auf das Produkt hingewiesen. Neben der Zeichnung eines bis zum Platzen virilen und muskelbepackten Wladimir Putin, auf dessen T-Shirt das russische Kriegssymbol Z prangt, und fürsorglichen russischen Soldaten, die sich um Kinder und Katzen kümmern, stellt der Kalender auch politisch brisantere Fantasien dar.

Russische Invasions-Fantasien sorgen für Aufregung in sozialen Medien

Das Kalenderblatt für November, dem Monat der US-Wahlen 2024, ziert ein russischer Soldat, der in voller Kampfmontur vor den Stufen des Kapitols in Washington steht. Um den Sitz des US-Parlaments wabert auf diesem Bild dichter Rauch, Flugzeuge und Hubschrauber kreisen. Die Hauptstadt der USA ist in dieser Szenerie offenbar gerade Ziel eines militärischen Angriffs. Völlig unverblümt wird dort also eine Invasion Amerikas durch russische Truppen imaginiert.

Diese russische Kriegsfantasie sorgte in den sozialen Medien für Empörung. Der Kanadier Ian Garner, ein Experte für russische Propaganda kommentierte dieses Bild trocken: „Viel Glück für November 2024, Amerika...“ Ein kleinerer Account wandte sich unter Verweis auf diese Bilder direkt an den neuen republikanischen Sprecher im US-Repräsentantenhaus, Mike Johnson: „Putin ist nicht unser Freund. Hört auf, ihm in die Hände zu spielen.“

Die Republikaner blockieren im Kongress schon länger neue US-Finanzhilfen für Kiew, was die Ukraine aktuell in schwere Bedrängnis im Abwehrkrieg gegen Russland bringt.

Russland-Propaganda in Kalenderform: „Es ist nicht wichtig, wer gegen dich ist!“

Andere Bilder des Kalenders sollen wohl in ähnlicher Weise den Durchhaltewillen der russischen Bevölkerung heben. Der Dezember ist mit dem Bild eines russischen Bären illustriert, der vor einer Windhose steht. Laut der Kyiv Post steht auf einem Banner vor der Brust des Bären: „Es ist nicht wichtig, wer gegen dich ist, es ist wichtig, wer auf deiner Seite ist!“ Damit wird offenbar auf den schwindenden Rückhalt für die Ukraine aus dem Westen angespielt.

Der Erlös aus dem Verkauf des kriegsverherrlichenden Kalenders soll laut dem US-Magazin Newsweek an Veteranen des FSB gehen. Urheber der Idee für diesen Kalender soll russischen Medienberichten zufolge Nikolai Gurjew sein, der Vorsitzende eines Veteranen-Unterstützungsfonds. Die Moscow Times zitiert Kommentare Gurjews, die er in dieser Sache gegenüber dem russischen Internetportal Bloknot gemacht hat.

Russland: Urheber des FSB-Kalenders spricht von Dingen, die den USA „passieren könnten“

„Ich wollte dem Publikum vermitteln, dass wir ein starkes Land sind und einen starken Führer haben“, sagte er demnach über seine Kalender-Idee. Das Bild des angegriffenen US-Kapitols sei aber nicht als direkte Bedrohung gedacht. Gurjew merkte aber an, dass „diese Sache für die Vereinigten Staaten nicht gut ausgehen“ werde, und sprach von Dingen, die dem Land „passieren könnten, wegen der Leute, die sie so inkompetent regieren“.

Ein Jahr nach dem Sturm auf das Kapitol – Das Kapitol leuchtet am späten Nachmittag in der Sonne. Am 06.01.2021 fand der Sturm auf das Kapitol statt. Dazu finden zum Jahrestag Gedenkveranstaltungen statt.
Der Sitz des US-Parlaments. In den Köpfen mancher Putin-Anhänger ist ein Angriff darauf offenbar ein mögliches Ziel russischer Großmachtpolitik. (Archivfoto) © Kay Nietfeld/dpa

Der kriegsverherrlichende Kalender wird zu einer Zeit bekannt, da der russische Machthaber Wladimir Putin mal wieder den Westen scharf attackiert und ihn für den Ukraine-Krieg verantwortlich macht. „Der Westen versucht uns zu vernichten“, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti. „Aber es wird ihnen nicht gelingen“, fügte er hinzu. (rowa)

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