Göring-Eckardt empört mit EM-Tweet – und rudert prompt zurück: „Stellt euch vor, da wären nur weiße Spieler“
Die deutsche Nationalmannschaft zieht bei der Fußball-EM ins Achtelfinale ein. Die Reaktion von Katrin Göring-Eckardt löst einen Shitstorm aus.
Berlin – Kathrin Göring-Eckardt von den Grünen ist Vizepräsidentin des Bundestags. Wie es scheint, wollte sie einfach den 2:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft über Ungarn feiern – doch sie fand nicht die richtigen Worte dafür. Dieser Meinung war wenigstens die Online-Gemeinde auf der Plattform X.
Göring-Eckardt veröffentlichte nach dem Spiel einen Post, in dem sie schrieb: „Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler.“ Sie ließ einen schulterzuckenden Frauen-Emoji und drei Regenbogen-Emojis auf ihre Äußerung folgen, bevor sie den Tweet mit dem Hashtag #GERHUN beschloss.

Rassismus-Vorwurf: Göring-Eckardt empört mit EM-Tweet
Es hagelte prompt Kritik. Göring-Eckhardt musste sich Rassismus vorwerfen lassen. Der Extremismusforscher Ahmad Mansour schrieb auf X: „Wer bei der deutschen Nationalmannschaft die Hautfarbe der Spieler thematisiert, betreibt Rassismus, unabhängig von der Motivation dahinter.“ Ähnlich äußerte sich der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki auf der Plattform, wie Göring-Eckardt ein Mitglied der Ampel-Koalition: „Ich finde es wirklich bedenklich, wenn Menschen in Deutschland nach ihrer Hautfarbe bewertet werden. Die Kollegin sollte diesen Text schnell löschen.“
„Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler.“
Der Post sammelte insgesamt über 8000 Kommentare, von denen viele Unverständnis über die Worte der Bundestagsvizepräsidentin ausdrückten. Unter diesen Stimmen war der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer. Er kommentierte: „Es sollte gerade nicht um die Hautfarbe gehen, sondern allein um die fußballerische Leistung der deutschen Spieler.“ Sein Parteikollege und Vizepräsident der Deutschen Polizeigewerkschaft Manuel Ostermann fragte im Hinblick auf Göring-Eckardts Worte: „Bewerten Sie gerade Menschen nach optischen Merkmalen. Sowas dürfte nach Ihrer eigenen Definition rassistisch sein.“
Kritik von Masala: „Nett gemeint ist nicht gut gemacht“
Der Militärexperte Carlo Masala hob die Kritik an der Grünen auf eine grundlegende Ebene, wobei er betonte, dass es ihm nicht nur um ihren, sondern auch um weitere, vergleichbare Posts ginge: „Solange ihr lobend darauf hinweist, dass Deutsche mit Migrationshintergrund besonders tolle Dinge machen (z. B. Tore schießen), solange sind wir Deutsche mit Migrationshintergrund halt keine Deutschen, sondern Deutsche mit Migrationshintergrund. Nett gemeint ist nicht gut gemacht.“
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Göring-Eckardt versuchte Boden wiedergutzumachen, indem sie ihre ursprüngliche Äußerung auf X einordnete. Sie schrieb dazu: „Nachdem sich nach einer Infratest-Umfrage 1/5 der Deutschen kurz vor der EM mehr ‚weiße‘ Spieler in der Nationalmannschaft gewünscht hatten, sollte das eine Antwort sein. Offenbar missverständlich.“ Damit bezog sich die Politikerin auf eine repräsentative Umfrage aus dem April, die im Auftrag des WDR-Magazins „Sport inside“ für die ARD-Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt – Die Nationalmannschaft zwischen Rassismus und Identifikation“ durchgeführt worden war.
Göring-Eckardt bezog sich auf umstrittene WDR-Umfrage zur Nationalmannschaft
Darin waren 1304 repräsentativ ausgewählte Personen gefragt worden, ob sie der Aussage „Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen“ zustimmen. Das taten 21 Prozent, 65 Prozent lehnten die Aussage ab und der Rest gab keine Antwort. Die Umfrage stieß auf scharfe Kritik, unter anderem von Nationalspieler Joshua Kimmich und dem Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Nach vier Stunden Shitstorm löschte Göring-Eckardt ihren Tweet schließlich. Stattdessen schrieb sie am Donnerstagmorgen auf X: „Tut mir leid, wie ich formuliert habe. Mich hat aufgeregt, dass 21% der Deutschen es besser fänden, wenn mehr ‚Weiße‘ in der Nationalmannschaft wären. Ich bin stolz auf diese Mannschaft und wünsche mir, dass wir auch die 21% noch überzeugen.“ Dem fügte die Grüne ein Foto samt Zitat des Nationalspielers Jonathan Tah aus der „Einigkeit und Recht und Vielfalt“-Doku bei. (Michael Kister)