Das Krankenhaus Agatharied wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft als Viszeralonkologisches Zentrum zertifiziert. Die Auszeichnung gilt als Beleg für hohe Behandlungsqualität.
Landkreis – Das Krankenhaus Agatharied darf sich ab sofort als Viszeralonkologisches Zentrum der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) bezeichnen. Neben der Rezertifizierung des Darmkrebszentrums erhielt das Haus erstmals die Zertifizierung als Pankreaskrebszentrum – ein Nachweis für hohe medizinische Qualität, vernetzte Abläufe und patientennahe Versorgung.
„Es geht grundsätzlich um die Behandlung von Krebspatienten, die interdisziplinär erfolgt“, erklärte Klinikvorstand Benjamin Bartholdt bei einem Pressegespräch. Entscheidend sei das Zusammenspiel aller Fachbereiche. Das Zentrum verstehe sich als Teil eines regionalen Netzwerks, das die Kräfte im Oberland bündele und eine wohnortnahe Versorgung ermögliche. Für Bartholdt ist klar: „Krebs ist keine seltene Erkrankung.“ Gerade weil sich Therapien oft über Jahre erstrecken, brauche es verlässliche Anlaufstellen, die gut erreichbar und qualitativ stark seien.
Auch Landrat Olaf von Löwis würdigte die Zertifizierung als wichtigen Schritt. Kooperationen wie diese seien, sagte er, „eine Allianz gegen Krebs“. Der Landkreis trage als Eigentümer Verantwortung dafür, dass die Menschen in der Region auf höchste Versorgungsqualität zählen können.
Prof. Dr. Jan D’Haese, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Endokrinen Chirurgie, erklärte, wie anspruchsvoll der Zertifizierungsprozess ist: „Zwei unabhängige Fachleute prüfen Abläufe, OP-Berichte, Entlassbriefe und Behandlungsergebnisse.“ Die freiwillige Prüfung umfasse rund 80 Seiten Antragsunterlagen, zwei Tage Audit sowie Begehungen und Gespräche mit allen beteiligten Partnern. Teil der Anforderungen seien auch klar formulierte Kooperationsvereinbarungen, etwa mit Selbsthilfegruppen und Sozialdiensten. Diese müssten nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch „gelebte Praxis“ sein.
Wie Dr. Mark op den Winkel, Chefarzt des Zentrums Innere Medizin II, betonte, sei die gemeinsame Haltung im Team entscheidend. „In unseren Meetings ist die gleiche Wellenlänge wichtig“, sagte er. „Zuweiser und Kooperationspartner spielen dabei eine zentrale Rolle.“ Ihm liege besonders daran, hochwertige Medizin direkt vor Ort anzubieten – mit kurzen Wegen und frühzeitiger Diagnostik.
Dr. Clemens Gießen-Jung, leitender Oberarzt der Hämatologie und Onkologie, hob hervor, dass in Agatharied jeder Patient individuell betrachtet werde. „Einmal pro Woche besprechen wir jeden einzelnen Fall in der Tumorkonferenz“, erklärte er. „So entsteht für jeden Erkrankten ein abgestimmtes Therapiekonzept.“
D’Haese ergänzte, dass moderne, minimalinvasive Operationstechniken und regelmäßige Schulungen wesentliche Bestandteile des Qualitätsanspruchs seien. Auch die Pflege spiele dabei eine zentrale Rolle. Pflegedienstleiter Hannes Töpfer betonte, wie wichtig eine gute interne Kommunikation sei. „Das wird hier täglich gelebt.“
Mit Blick auf die bundesweite Krankenhausreform machte Bartholdt deutlich, dass Agatharied bereits heute viele der künftigen Anforderungen erfülle. „Wir sind bestens aufgestellt“, sagte er. „Für uns ist das eine Bestätigung unserer Arbeit, aber auch eine Verpflichtung, diesen Weg konsequent fortzusetzen.“
Landrat Löwis über die Klinikreform
Im Zuge der Krankenhausreform plant der Bund große Struktur- und Sparmaßnahmen: Allein bei den Kliniken sollen etwa 1,8 Milliarden Euro eingespart werden. Landrat Olaf von Löwis sieht die Lage kritisch. Er unterstützt den Kurs des Bayerischen Landkreistags, der die Krankenhäuser zu Klagen gegen den Bund ermuntert, sollten die Pläne in der vorliegenden Form umgesetzt werden (wir berichteten im überregionalen Teil). An der Qualität der Versorgung, so Löwis, dürfe keinesfalls gespart werden. Zugleich warnte er mit Blick auf den Landkreis: „Der Anspruch an Qualität muss auch vor Ort erfüllt werden.“ Bei hoher Belastung der Kliniken müssten andere Projekte in den Hintergrund treten – etwa der ÖPNV-Ausbau.