Der erste F-16-Kampfjet „bald“ im Ukraine-Krieg: Nato-Land mit finalem Schritt für Flugzeug-Lieferung
Die Niederlande machen der Ukraine einmal mehr Hoffnung auf eine zeitnahe Lieferung von F-16-Jets. Ein anderes Land soll aber den Anfang machen.
Den Haag – Diesen Brief wird Wolodymyr Selenskyj gerne lesen. Auch wenn er gar nicht an ihn adressiert ist. Sondern an die Zweite Kammer der Generalstaaten, eine der beiden Kammern des niederländischen Parlaments. Inhalt: die bevorstehende Entsendung von F-16-Kampfjets an Kiew, um diese im Ukraine-Krieg gegen Russland einsetzen zu können.
Verfasserin ist Kajsa Ollongren, die seit Januar 2022 als Verteidigungsministerin der Niederlande unter Ministerpräsident Mark Rutte agierte. Die Nachricht stammt vom 1. Juli, einen Tag danach übergab das Kabinett die Amtsgeschäfte an die neue Regierung von Dick Schoof.
F-16-Kampfjets für die Ukraine: Niederlande machen Weg für erste Lieferung frei
Ollongren, Politikerin der linksliberalen D66, informiert die Parlamentsmitglieder in dem Schreiben über den aktuellsten Stand hinsichtlich der insgesamt 24 Flugzeuge, die übergeben werden sollen. Demnach wird „die Lieferung des ersten Flugzeugs bald erfolgen“. Die „erforderliche Genehmigung für den Export von Rüstungsgütern in die Ukraine“ sei erteilt worden.
Darüber hinaus würden keine weiteren Einzelheiten zu dieser Lieferung bekanntgegeben werden. Denn im Vordergrund stünden die operative Sicherheit und „Vereinbarungen innerhalb der internationalen Koalition“. Daher werde über weitere Fortschritte vertraulich informiert.

Für Selenskyj und die Ukraine ist es aber nach einigen Rückschlägen zuletzt ein gutes Zeichen, dass der Einsatz von F-16-Kampfjets gegen Russlands Flieger näherrückt. Kürzlich hatte Dänemark verkündet, dass ab dem neuen Jahr keine ukrainischen Piloten mehr in Deutschlands Nachbarland an den Flugzeugen aus US-Produktion ausgebildet werden können.
Ukraine hofft auf F-16-Kampfjets: Sind die Flieger aus US-Produktion ein Gamechanger gegen Russland?
Zudem gibt es einem Bericht zufolge mehr ukrainische Bewerber für einen F-16-Trainingslehrgang in den USA als Plätze zur Verfügung gestellt werden. Hier droht also wertvolle Zeit verloren zu gehen. Obendrein werden immer häufiger Zweifel daran geäußert, ob die F-16-Jets wirklich den ihnen anfangs zugeschriebenen Einfluss auf das Kriegsgeschehen haben könnten. Sogar von einem mögliche Gamechanger war einst die Rede gewesen.
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Besonders große Hoffnungen hatten die Ukrainer beispielsweise auch in die deutschen Leopard-Kampfpanzer gesetzt. Schnell soll sich im Kampfgebiet aber offenbart haben, welchen Unterschied es doch ausmacht, ob die Militärfahrzeuge erst nach ausgiebiger Ausbildung oder nach einem dem Krieg geschuldeten Schnellkurs gesteuert werden.

F-16-Kampfjets noch im Sommer an die Ukraine?
Wie beim Leopard drängen Selenskyj und andere ukrainische Führungspersonen auch bei den F-16-Jets regelmäßig darauf, dass die Zeit drängt. Immerhin haben die ersten Piloten mittlerweile die Ausbildung abgeschlossen. Neben den Niederlanden haben auch Dänemark, Norwegen und Belgien ihre Bereitschaft zu Lieferungen erklärt. Allesamt sind Nato-Gründungsmitglieder. Trainings finden auch in Rumänien, einem der Nachbarländer der Ukraine, statt.
Ollongren hatte bereits Mitte Juni im Gespräch mit European Pravda erklärt, dass die Niederlande die ersten Flieger noch im Sommer der Ukraine zur Verfügung stellen werden. Dänemark, das eigentlich schon zu Jahresbeginn loslegen wollte, werde Vorreiter sein, in einer gemeinsamen Anstrengung werde ihr Land dann folgen. Alles in allem erwarten Beobachter, dass Kiew eine hohe zweistellige Zahl an F-16-Jets erhalten wird. Zu den 24 aus den Niederlanden sollen sich 19 aus Dänemark, 22 aus Norwegen und 30 aus Belgien gesellen.
Da droht also eine ungleich größere Herausforderung für die russische Luftwaffe von Kreml-Chef Wladimir Putin als in den ersten gut zwei Kriegsjahren. Bislang schien Moskau im Himmel ganz klar die Oberhand zu haben. Und nahm es mit den Grenzen nicht immer so genau. (mg)