Mit falsche Karte gezahlt - 72-jährige Kassiererin gefeuert, weil sie Diebstahl nicht aufhielt

Eine 72-jährige frühere Mitarbeiterin des Baumarktes Home Depot wirft dem Unternehmen Altersdiskriminierung und ungerechtfertigte Kündigung vor. Carleen Acevedo behauptet, sie sei entlassen worden, weil sie einen Diebstahl von 5000 Dollar (etwa 4500 Euro) nicht verhindert habe, wie ABCberichtet.

Kassiererin holte Hilfe: "Ich war verängstigt"

Die 72-jährige Carleen Acevedo, die sieben Jahre lang als Kassiererin bei Home Depot in San Ramon arbeitete, wurde nach einem unerwarteten Vorfall gefeuert. 

Die betroffene Mitarbeiterin Acevedo fühlte sich laut einem Bericht von ABC von einem Kunden eingeschüchtert, der mit einer verdächtigen Karte Einkäufe im Wert von über 5000 Dollar tätigte. Trotz des unguten Gefühls, das sie nach der ersten Transaktion verspürte, reagierte ihr Vorgesetzter nicht, als sie ihn zur Unterstützung rief.

Der Kunde kam mehrfach zur Kasse zurück, wohl wissend, dass Acevedo sich unsicher fühlte. Der Druck auf die Kassiererin stieg, als der Mann zunehmend wütender wurde. Trotz der klaren Warnsignale griff niemand ein, und so gelang es dem Mann, mehrere Tausend Dollar zu erbeuten.  „Ich war verängstigt“, sagte Acevedo ABC. Nur vier Tage später wurde die langjährige Mitarbeiterin entlassen.

Acevedo war bekannt für ihre Zuverlässigkeit und hatte in der Vergangenheit für ihre gute Arbeit Auszeichnungen erhalten. "Ich liebte es, hier zu arbeiten", so die 72-Jährige. Der unerwartete Vorfall und ihre anschließende Entlassung werfen nun Fragen zur Reaktion des Managements und der internen Prozesse auf.

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Manager reagierte nicht

Ihr Anwalt betont gegenüber ABC, dass Angestellten von Home Depot beigebracht werde, ihre sich nicht in Gefahr zu bringen. „Sie können ihr Leben nicht für Waren riskieren“, sagte Acevedos Anwalt. Außerdem habe sie alles richtig gemacht: Sie habe die Rechnungen doppelt ausgedruckt und behalten sowie ihren Manager gerufen, der aber nicht reagierte.

Der Vorfall passierte, berichtet ABC, nur drei Monate, nachdem ein anderer Angestellter der Baumarktkette beim Versuch, einen Diebstahl aufzuhalten, erschossen wurde. Die Kassiererin wusste von dem Fall.

Zahl der Diebstähle steigt auch in Deutschland drastisch

Auch in deutschen Supermärkten steigt die Zahl der Diebstähle drastisch an. Laut einer Analyse von Polizeiberichten haben Kunden im letzten Jahr Waren im Wert von 2,8 Milliarden Euro gestohlen – ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders häufig gestohlen werden teure Produkte wie Kaffee, Alkohol, Waschmittel, Babynahrung und Schokolade. Die Händler investieren über eine Milliarde Euro in Sicherheitsmaßnahmen, um Diebstahl, Betrug und Raub vorzubeugen.

Organisierte Diebesbanden gehen oft besonders dreist vor, indem sie ganze Einkaufswagen mit teuren Waren durch den Kassenbereich schieben. Die leeren Verpackungen von gestohlenen Produkten wie tiefgekühlten Riesengarnelen finden die Mitarbeiter später in den Regalen. Chris Becker, ein pensionierter Ladendetektiv, betont, dass auch die Steuerzahler für die Polizeieinsätze und Gerichtskosten aufkommen müssen. Trotz der umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen reißen die Diebstähle weiterhin große Löcher in die Budgets der Händler und erhöhen letztlich die Preise für ehrliche Kunden.