„Kostenexplosion“ in der Gastronomie – Verband gibt Warnung ab

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Die Umsätze im Gastgewerbe gehen zurück. Aus der Branche kommen deutliche Warnungen. Die Bundesregierung soll aushelfen.

Berlin – „Die Kosten explodieren“: Mit deutlichen Worten warnte Guido Zöllick, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), vor der Entwicklung im Sektor Gastwirtschaft. Die Kunden seien preissensibler als vorher. Die Belastungen brächten „viele Betriebe an ihre Grenzen.“ Deutschlands Gastgewerbe stehe unter erheblichem Druck. Jetzt ziehen die Betriebe Bilanz.

„Stehen mit dem Rücken zur Wand“ – drastische Warnung für deutsches Gastgewerbe

Während die Kosten für die Aufrechterhaltung der Betriebe deutlich gestiegen sind, schrumpfen die Umsätze. In Konsequenz rechnet das Gewerbe mit dem sechsten Verlustjahr in Folge. „Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand“, erklärt Zöllick am Dienstag (2. September). Er fordert die Bundesregierung dazu auf, den Mehrwertsteuersatz auf Speisen im Restaurant abzusenken – und zwar so schnell wie möglich und dauerhaft.

Ein Biergarten mit Besuchern.
Ein Biergarten mit Besuchern (Symbolfoto). Die Umsätze im Gastgewerbe gehen zurück. Aus der Branche kommen deutliche Warnungen. Die Bundesregierung soll aushelfen. © IMAGO / Wolfgang Maria Weber

„Die Leute gehen seltener essen, sie bestellen günstigere Gerichte oder verzichten auf die Vorspeise“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP Zöllick. Gleichzeitig seien die Kosten seit Januar 2022 stark gestiegen. Für Personal liegt das Plus etwa bei rund 34 Prozent, für Lebensmittel um rund 27 Prozent. „Manche Gastwirte bringen kein Kalbsschnitzel mehr auf den Tisch.“

Eine Umfrage des Dehoga unter etwa 4.000 Mitgliedsbetrieben zeigte, dass 40 Prozent fürchten, im laufenden Jahr in die Verlustzone zu geraten. Zwischen Januar und Juli war hier ein Nettoumsatzrückgang um 8,9 Prozent zu beobachten. Die Buchungen für August und September seien für die Mehrheit „befriedigend“ oder eher schlechter. „Unsere Branche braucht jetzt Planungssicherheit“, mahnt Zöllick. Die Entlastung müsse bis spätestens 1. Januar 2026 in Kraft treten.

Umsatzrückgang für Hotels und Gastgewerbe – deutliche Einbrüche gegenüber 2024

Zahlen des Statistischen Bundesamts untermauern die Warnungen aus dem Gastgewerbe. Nach vorläufigen Ergebnissen soll der Umsatz der deutschen Gastgewerbeunternehmen im ersten Halbjahr real um 3,7 Prozent geschrumpft sein. Nominal steht hier ein Minus von 0,1 Prozent auf dem Papier.

Hotels und sonstige Beherbergungsunternehmen erlitten einen realen Rückgang beim Umsatz von 2,6 Prozent. Die Gastronomie machte real 4,1 Prozent weniger Umsatz als in der ersten Jahreshälfte 2024. Nominal liegt hier jedoch ein Plus um 0,1 Prozent vor. Zwischen Mai und Juni lag ein realer Rückgang um 2,5 Prozent vor, nominal um 3,9 Prozent. Verglichen mit dem Juni 2024 war der Umsatz um 5,9 Prozent (real) zurückgegangen.

Weniger Steuern für das Gastgewerbe – Merz-Plan soll ab Januar greifen

Wie geht es weiter? Die Bundesregierung unter Friedrich Merz (CDU) will die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie tatsächlich senken. Im Koalitionsvertrag steht geschrieben, dass sie zum 1. Januar 2026 dauerhaft auf sieben Prozent fallen soll. Ursprünglich hatte diese Maßnahme schon während der Coronavirus-Pandemie gegriffen. Damit wollte die Regierung verhindern, dass Lockdown-Maßnahmen die Gastronomie zu sehr schwächten.

Allerdings sind bereits jetzt Berichte von Gastronomen zu hören, die ihre Preise trotzdem nicht senken wollen. So könnten die gestiegenen Preise an die Kunden durchgereicht werden.

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