„Strotzt nur so vor Dummheit“: „D-Day“-Papier sorgt an FDP-Basis für scharfe Kritik

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Christian Lindner (erster links) und seine FDP-Kollegen stehen in der Kritik. © Kay Nietfeld/dpa

Das „D-Day“-Papier der FDP-Basis im Landkreis auf geteilte Meinungen. Der Wolfratshauser Stadtrat Patrick Lechner übt scharfe Kritik.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Eine achtseitige Präsentation sorgt im politischen Berlin für ein Beben. In dem internen Papier mit dem Titel „D-Day Ablaufszenarien und Maßnahmen“ spielt die FDP Strategien zum Ausstieg aus der Ampelregierung sowie Medienkampagnen durch. Außerdem ist von einem „Schlachtruf“ und einer „offenen Feldschlacht“ die Rede. Bei SPD und Grünen sorgte das Papier für einen Aufschrei. An der FDP-Basis im Landkreis gibt es zu dem Papier geteilte Meinungen.

„D-Day“-Papier zum Ampel-Ausstieg: FDP-Kreisvorsitzender hält Erklärung der Parteispitze für glaubwürdig

Kreisvorsitzender Simon Roloff findet die Wortwahl des „D-Day“-Papiers „unangemessen“. „Die Art und Weise, wie darin kommuniziert wird, entspricht nicht unserem Leitbild“, sagt er auf Anfrage. „So spricht man nicht über politische Konkurrenten.“ Er habe sich in mehreren Parteigremien zu dem Papier umgehört, berichtet Roloff. „Weder im Präsidium noch im Bundesvorstand hat jemand zuvor von diesem Papier gehört“, sagt der 22-Jährige. Roloff hält diese Erklärung, an der auch die Parteispitzen um Christian Lindner festhalten, für glaubwürdig. „In der Geschäftsstelle werden viele Papiere erstellt. Die bekommen nicht alle zu Gesicht“, sagt er.

Simon Roloff, Kreisvorsitzender der FDP.
Simon Roloff, Kreisvorsitzender der FDP. © Arndt Pröhl

Der Kreisvorsitzende fordert dennoch, dass das „D-Day“-Papier „intern umfassend aufgearbeitet“ wird. Weitere personelle Konsequenzen seien jedoch nicht notwendig. Generalsekretär Bijan Djir-Sarai und Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann waren am vergangenen Freitag zurückgetreten. „Ich habe keine Zweifel daran, mit Christian Lindner in den Wahlkampf zu ziehen“, unterstreicht Roloff. Der 22-Jährige glaubt nicht, dass das „D-Day“-Papier schaden wird.

„Nicht akzeptabel“, „Schande“: Scharfe Kritik von Wolfratshauser FDP-Stadtrat

Tim Sachs tritt für die FDP bei der Bundestagswahl im Wahlkreis als Direktkandidat an. „Die Rhetorik und der Militärjargon sind deplatziert“, sagt er. Inhaltlich sehe er das Papier jedoch unkritisch. „Es steht nichts Schlimmes drin“, so Sachs. „Man muss sich auf alle Eventualitäten vorbereiten.“ Im Wahlkampf sieht er durch die Veröffentlichung des Papiers „keinen Gegenwind“ auf sich zukommen.

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Patrick Lechner, stellvertretender Kreisvorsitzender und Stadtrat in Wolfratshausen, sieht das ganz anders. „Das Papier strotzt aus meiner Sicht nur so vor Dummheit“, sagt er. „Die Begriffe sind nicht akzeptabel und haben darin nichts zu suchen.“ Es sei eine „Schande“, wie die Todesopfer des „D-Day“ damit verunglimpft werden. „Ich kann es nicht glauben, dass dieses Papier nicht mit der Parteispitze abgestimmt ist“, so Lechner. Die Rücktritte Djir-Sarais und Reymanns hält er für „Bauernopfer“. „Wir brauchen Transparenz und einen Neustart“, fordert der Wolfratshauser. Auch Christian Lindner müsse dafür zurücktreten. „Mit dem Personal in der Parteispitze werden wir bei der Bundestagswahl keine Chance haben.“ (vfi)

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