Sorge vor Putins Armee wächst in Nato-Staat: Massenevakuierungspläne werden vorbereitet
In den baltischen Staaten wächst die Angst vor einer Eskalation des Ukraine-Kriegs. Litauen arbeitet unterdessen für den Notfall an Evakuierungsplänen.
Vilnius – In Litauen bereitet man sich auf alle Möglichkeiten vor, sollte der Ukraine-Krieg eskalieren. Ein Evakuierungsplan soll die Bevölkerung des baltischen Staats auf eine mögliche Invasion Wladimir Putins vorbereiten. Bei einem Treffen verschiedener Ministerien und Institutionen habe das Innenministerium am Donnerstag (25, Juli) die Verantwortlichkeiten verteilt, den Plan auszuarbeiten, wie die litauische Nachrichtenagentur LRT berichtet.
Zuvor hatten die Verwaltungsbezirke Litauens ihre Evakuierungskapazitäten berechnet. Ziel des Innenministeriums ist es, mindestens ein Viertel der Bevölkerung evakuieren zu können, sollte es zu einer Invasion durch Russland über Belarus kommen, wie LRT weiter schreibt.

Spannungen zwischen Russland und baltischen Staaten auf einem Höhepunkt seit Ukraine-Krieg
Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen befinden sich direkt an der Grenze zu Russland beziehungsweise zu Belarus und sehen sich besonders durch den in der Ukraine wütenden Krieg bedroht. In Vilnius, Riga und Tallinn ist man alarmiert, Russland könnte in den nächsten zwei bis acht Jahren einen Angriff auf die drei kleinen Länder an der Ostsee starten, wie die Financial Times berichtet. Und auch in den übrigen Nato-Staaten ist man besorgt vor einem Angriff auf die Nato-Ostflanke.
Doch durch die Nato sei man gleichzeitig so gut geschützt wie noch nie. „Wir sind sicherer als jemals zuvor“, bemerkte Margus Tsahkna, Estlands Außenminister. „Wenn Putin die Nato testet, wird sie funktionieren.“ Russland will unterdessen die Truppenanzahl an der Grenze zu den baltischen Ländern auf 40.000 Mann bis 2026 erhöhen. Für den estnischen Diplomaten Jonatan Vseviov ist klar: „Die Drohungen sind nicht möglich oder theoretisch.“
Russland mit expliziten Drohungen gegen die baltischen Staaten
„Russland hat keinen Hehl daraus gemacht, was seine Ziele in diesem Krieg sind. Es geht darum, die gesamte Ukraine zu kontrollieren und die europäische Sicherheitsarchitektur grundlegend umzugestalten, indem es eine Art Pufferzone an seinen westlichen Grenzen schafft und dabei die Nato und die Europäische Union als effektive Sicherheitsorganisationen vernichtet“, befindet Vseviov.
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Immer wieder stichelt Russland mit kleineren und größeren Provokationen gegen die baltischen Staaten. Im Mai gab es zum Beispiel einen kleineren Affront, als am Grenzfluss Narva zwischen Russland und Estland Bojen entfernt wurden, wie Politico schreibt. EU-Diplomat Josep Borell verurteilte die Aktion Russlands: „Dieser Grenzzwischenfall ist Teil eines umfassenderen Musters hybrider Aktionen Russlands, auch an seinen See- und Landgrenzen im Ostseeraum.“ (sischr)