Wie viel Beschäftigte verdienen sollten, um als Rentner abgesichert zu sein

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Als Rentner abgesichert: Wie viel Beschäftigte für die Rente verdienen sollten

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Viele Rentner in Deutschland sind auf zusätzliche Finanzierungen angewiesen. Doch ab wann reicht die Rente für den Lebensunterhalt aus?

München – Aktuellen Prognosen zufolge könnten Renten in diesem Jahr um 3,5 Prozent steigen. Aber dennoch reicht die Rente vieler gegenwärtig nur kaum für ihren Lebensunterhalt aus. Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamts auf Nachfrage vom Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch (Die Linke), müssen 42,3 Prozent der Rentner in Deutschland mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 1250 Euro auskommen. Das betrifft etwa 7,5 Millionen Menschen im Ruhestand, davon mehr als 5,2 Millionen Frauen. 

Mit insgesamt 26,4 Prozent der Rentner bekommt demnach sogar jeder Vierte weniger als 1000 Euro Rente im Monat. Auch hier sind es mehr Frauen als Männer: 36,2 Prozent der Rentnerinnen stehen weniger als 1000 Euro monatlich zu, von den Rentnern sind es 13,9 Prozent. Dem Rentenatlas 2023 der Deutschen Rentenversicherung zufolge, erhielten Männer 2022 durchschnittlich 1728 Euro Bruttorente. Frauen bekamen durchschnittlich 1316 Euro. Und auch die Zahl der Rentner, die 2023 Grundsicherung bezogen, stieg im Vorjahresvergleich an. 

Trotz jahrzehntelanger Arbeit muss ein großer Teil der Rentenempfänger von einer vergleichsweise niedrigen Rente leben. Um das zu vermeiden, ist es für Beschäftigte wichtig, sich früh genug um ihre Altersvorsorge zu kümmern. Dabei empfiehlt sich immer auch ein Blick auf das aktuelle Gehalt, das bekanntlich ein Faktor für die Höhe der Rente ist. Doch wie viel sollte man mindestens verdienen, um im Alter versorgt zu sein? Und für wen eignet sich welche Rentenart am ehesten? 

So können Beschäftigte ihre potenzielle Rente berechnen

Die Rentenformel der Deutschen Rentenversicherung kann helfen, einzuschätzen, welche Rentenhöhe Beschäftigte im Alter erwartet. Sie setzt sich wie folgt zusammen: monatliche Rentenhöhe = Entgeltpunkte x Zugangsfaktor x aktueller Rentenwert x Rentenartfaktor.

Entgeltpunkte sind der wichtigste Wert der Berechnung. Sie hängen von der Einkommenshöhe der Beschäftigten ab. Hierzu werden individuelle Einkommen jedes Jahr mit dem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt aller Personen verglichen, die Beiträge in die deutsche Rentenkasse einzahlen. Ein Entgeltpunkt von 1,0 entspricht dabei exakt dem Bruttodurchschnittsgehalt. Verdient man doppelt so viel wie der Durchschnitt, liegt der Entgeltpunkt bei genau 2,0. 2023 betrug das jährliche Durchschnittsgehalt 43.142 Euro im Westen und 41.967 Euro im Osten. 

Der Zugangsfaktor liegt zwischen 0,86 Punkten und 1. Je früher das Renteneintrittsalter, desto niedriger wird der Faktor bemessen. Der aktuelle Rentenwert ist der Gegenwert, der einem Entgeltpunkt entspricht. Er wird der wirtschaftlichen Situation angepasst – in West- und Ostdeutschland liegt er aktuell gleichermaßen bei 37,60 Euro. 

Festgelegt ist dagegen der Rentenartfaktor: Er bestimmt das Sicherungsziel der Rentenart im Verhältnis zu einer Altersrente und liegt zwischen 0,1 bis 1. Etwa bei Altersrente und Rente wegen voller Erwerbsminderung beträgt der Faktor 1. Bei Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung beträgt er 0,5 und bei Halbwaisenrente 0,1.

Wie hoch das Gehalt sein sollte, um im Rentenalter versorgt zu sein

Ob die Rente für den Lebensunterhalt ausreicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben Rentenart und -alter gehören dazu etwa auch Preisentwicklungen, die Situation des Wohnungsmarkts und Energiepreise. Aber auch Ersparnisse und zusätzliche Formen der Altersvorsorge können zu einem gesicherten Lebensunterhalt im hohen Alter beitragen.

Zur besseren Orientierung schickt die Rentenversicherung jährlich einen aktuellen Stand der Rente an Beschäftigte. Darin aufgelistet ist die zu erwartende Rente, vorausgesetzt man arbeitet wie gegenwärtig weiter und zahlt Beiträge in die Rentenkasse ein. Außerdem wird der bereits erreichte Rentenbetrag genannt.

Ein Ehepaar im Rentenalter bei einem Strand-Spaziergang auf Usedom
Spaziergänger am Strand auf Usedom © IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Ansonsten kann man aber auch die Rentenformel der Deutschen Rentenversicherung zurate ziehen. Ein Beispiel: Verdient man in Westdeutschland in einem 45-jährigen Berufsleben genau das Durchschnittsentgelt von 43.142 Euro, kommt man am Ende auf 45 Rentenpunkte. Geht man weder von Zu- noch Abschlägen aus, beträgt der Zugangsfaktor 1. Und auch der Rentenartfaktor beträgt 1, wenn man von der Altersrente ausgeht. Multipliziert man also 45 Entgeltpunkte mit dem Rentenwert von 37,60 Euro, ergibt das 1692 Euro Rente im Monat.

Für wen eignet sich welche Altersvorsorge am besten?

Eine Yougov-Umfrage im Auftrag des Versicherungskonzerns Axa vom September 2023 zeigt: Jeder dritte Volljährige in Deutschland sorgt nicht für das Alter vor. Viele Rentner in Deutschland sind allerdings auf eine zusätzliche Absicherung angewiesen. Doch wie findet man heraus, welche Form der Altersvorsorge zu einem selbst passt?

Als Klassiker gilt die private Rentenversicherung. Einige Experten raten jedoch inzwischen von ihr ab. Denn hohe Kosten, intransparente Anlagemodelle und niedrige Verzinsung lassen die Rentenversicherung oft unattraktiv werden. „In der Auszahlphase kalkulieren die Versicherer mit einer so hohen Lebenserwartung, dass die Rentner teils über 100 Jahre alt werden müssen, um ihr Geld ausgezahlt zu bekommen“, erklärt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Einen schlechten Ruf dagegen hat mittlerweile die Riester-Rente. Laut Experten führt diese nämlich fast nie zur versprochenen Rendite. Darüber hinaus decken Riester-Angebote überwiegend nicht den aktuellen Inflationsausgleich ab. Dennoch bleiben Beschäftigten einige weitere Möglichkeiten der Altersvorsorge, etwa die betriebliche Altersvorsorge oder das Zukaufen von Rentenpunkten. 

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