Wer wird Trumps „Running Mate“? Falsche Entscheidung könnte ihn die Wahl kosten

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Mit seinem ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence herrscht seit dem Kapitol-Sturm vom 6. Januar 2021 eisige Stimmung. Doch wer wird nun Trumps neue Nummer zwei?

Washington – Es sind bewegte Wochen für den abgewählten US-Präsidenten Donald Trump. Zuerst ein langwieriger Prozess in einem New Yorker Gerichtssaal, der dem 77-Jährigen sichtlich einiges abverlangte, dann die Verurteilung in 34 von 34 Anklagepunkten – die erste in der Geschichte gegen einen ehemaligen Präsidenten der USA. Und nun steht Trump auch noch eine wichtige Entscheidung bevor, die in der Frage um seine Präsidentschaftskandidatur im November zwischen Alles und Nichts entscheiden könnte.

Bei dieser Entscheidung, die voraussichtlich Mitte Juli auf dem Parteitag der Republikaner im Bundesstaat Wisconsin bekannt gegeben werden soll, geht es um die Frage nach Trumps „Running Mate“ im Rennen um die Gunst der US-Staaten, die in der Wahl im Vordergrund stehen. Denn wie bei einigen Wahlkämpfen in der US-Geschichte könnte auch in diesem ein möglicher Vizepräsident oder eine Vizepräsidentin über die Mehrheit entscheiden.

Nach seiner Verurteilung lässt sich Trump schon wieder bei Wahlkampfveranstaltungen von seinen Fans feiern.
Nach seiner Verurteilung lässt sich Trump schon wieder bei Wahlkampfveranstaltungen von seinen Fans feiern. © Jim Watson/AFP

US-Präsidentschaftswahl: Darum spielt Trumps Vize eine so wichtige Rolle

Doch Hinweise darauf, wer in diesem Jahr Trumps neue Nummer zwei werden könnte, gibt es bislang kaum – dafür jedoch reichlich Spekulationen, sowie einige Kandidatinnen und Kandidaten, die bereits als ausgeschlossen gelten. So hatte Trump sich zuletzt klar gegen seine republikanische Mitbewerberin bei den Vorwahlen, Nikki Haley, ausgesprochen. Eine weitere Favoritin, Kristi Noem, hat sich mit einer umstrittenen Passage in ihrer Autobiografie, die von der Tötung ihres Haustiers handelte, wohl selbst ins Aus geschossen.

Auch Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence steht nach den Geschehnissen vom 6. Januar 2021, als Trump-Fans beim Sturm auf das Parlamentsgebäude in der US-Hauptstadt Washington D.C. „Hang Mike Pence“ skandierten, nicht mehr zur Verfügung. Dabei wird dem christlich geprägte Konservativen, ein großer Anteil an Trumps erstem Wahlsieg zugeschrieben. Pence galt bei vielen republikanischen Stammwählenden als willkommener Gegenpol zu dem heftig polarisierenden ehemaligen Geschäftsmann, der schon vor seiner Verurteilung für Skandale, Pleiten und Ausbrüche bekannt war.

Wahrscheinliche Running Mates in Trumps Wahlkampf: Mit diesen Kandidaten rechnen Experten

Eine Person zu finden, die 2024 einen ähnlichen Effekt haben wird, um Trump erneut zur Präsidentschaft zu verhelfen, sollte aktuell auch die Hauptaufgabe seines Wahlteams sein. Dabei galt bislang unter Fachleuten vorrangig die Annahme, dass Trump diesmal auf eine Frau als Running Mate setzen würde. Das berichtete etwa die US-Zeitung Newsweek. So war neben Haley und Noem auch die New Yorker Parlamentsabgeordnete Elise Stefanik als mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin gehandelt worden.

Dass Trump aber wahrscheinlich einen Mann als Vizepräsidentschaftskandidaten aussuchen wird, dafür sprechen laut Newsweek neben aktuellen Experteneinschätzungen auch Wettplattformen wie Oddschecker. Diese nannte in der vergangene Woche als die wahrscheinlichsten Running Mates die drei Senatoren Tim Scott (South Carolina), J.D. Vance (Ohio), Marco Rubio (Florida), den Gouverneur Doug Burgum (North Dakota) und Trumps ehemaligen Wohnungsbauminister Ben Carson.

Möglicher Fehler im Präsidentschaftswahlkampf: Braucht Trump eine Vizekandidatin?

Bislang galt jedoch unter vielen die Meinung, dass Trump – gerade nach den Vorwürfen und Details, die in seinem kürzlich mit einer Verurteilung abgeschlossenen Prozess ans Licht kamen – in den Swing States vor allem mit einer Vize-Kandidatin punkten könnte. Das betonte laut Newsweek neben Noem, die sich womöglich selbst immer noch Chancen auf die Vize-Präsidentschaft ausrechnet, auch mehrere Politikwissenschaftler, die sich explizit für Haley als vernünftigste Wahl ausgesprochen hatten.

Während Noem kürzlich argumentiert hatte, dass laut einer Statistik noch ein Viertel aller republikanischen Wählerinnen unschlüssig seien, Trump zu wählen, weil sie sich wünschten, dass sich eine Frau ihrer Probleme annimmt, ist die Einschätzung des Politik-Professors Thomas Whalen noch deutlicher: „Trump wäre ein absoluter Idiot, wenn er sich nicht für Nikki Haley entscheidet“, betonte er gegenüber Newsweek und begründet das damit, dass jemand wie Haley das misogyne Verhalten des abgewählten Präsidenten ausgleichen könne. Auch der Londoner Politikwissenschaftler Thomas Gift betont im Gespräch mit der Zeitung, dass Haley all das mitbringt, was Trump helfen würde, um seine Politik auszubalancieren und mit dieser Aussicht seine Wählerschaft zu vergrößern.

Dass eine Zusammenarbeit mit Haley als unwahrscheinlich gilt, räumen jedoch beide ein, da Trump, der gemeinhin als nachtragend gilt, es nicht einfach hingenommen haben sollte, dass Haley sich mehrfach gegen ihn gestellt hat. So hatte Haley Trump etwa als „toxisch“ bezeichnet und ihm ein Fehlen „moralischer Klarheit“ attestiert. (saka)

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