Es wird eng fürs Klimaziel: Landkreis braucht 37 Windräder und zehnmal mehr Wärmepumpen

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. München Landkreis
  4. Unterhaching

Kommentare

2030 müssten sich 37 Windkraftanlagen im Landkreis drehen, um das Ziel von 2,9 Tonnen CO₂ pro Einwohner zu erreichen © Daniel Karmann, dpa

Im Landkreis München muss in den nächsten fünf Jahren noch einiges passieren, damit das Klimaziel 2030 erreicht und der Ausstoß klimaschädlicher Gase von aktuell 6,1 auf 2,9 Tonnen jährlich pro Einwohner sinkt.

Landkreis - 27 von 29 Kommunen des Landkreises haben das Klimaziel beschlossen, und sie wollen bis 2045 sogar klimaneutral sein. Nach der Präsentation des Treibhausgas-Berichts für den Landkreis im November hatte der Energieausschuss um Vorschläge gebeten, wie die Ziele erreicht werden könnten. Klimaschutzmanager Philipp Schramek untersuchte Szenarien mithilfe des Klima-Tools, die er im Ausschuss vorstellte. Statt den Ausstoß pro Einwohner wie bisher durchschnittlich um 0,23 Tonnen jährlich zu drücken, müsste man Tempo machen und ihn jährlich um 0,4 Tonnen reduzieren. Dann wäre man in fünf Jahren bei 2,9 Tonnen. „Das Ziel ist durchaus erreichbar, aber nur, wenn wir die bisherigen Anstrengungen intensivieren, besonders im Bereich der PV-Freiflächen“, sagte der Projektleiter der Klimaschutzinitiative 29++.

CO₂-Ausstoß

Schramek warf einige Szenarien in den Raum. 2030 müssten sich 37 Windkraftanlagen im Landkreis drehen, um das Ziel von 2,9 Tonnen CO₂ pro Einwohner zu erreichen. „Das ist etwa das Dreifache der Windräder, die im Hofoldinger Forst und Forstenrieder Park geplant sind.“ Bisher dreht sich kein einziges Windrad, das erste soll in diesem Frühjahr im Hofoldinger Forst in Betrieb gehen.

Photovoltaik-Anlagen

Einiges getan hat sich schon auf den Dächern: „Im erreichbaren Bereich“ sieht Schramek die Photovoltaik auf Gebäuden. Hier war der Landkreis 2024 schon bei 200 Megawatt. „Da müssten wir jährlich 28 Megawatt installieren, damit wir in fünf Jahren 370 Megawatt erreichen.“

Bei den PV-Freiflächenanlagen stockt die Entwicklung dagegen. „Hier wird es schwieriger. Notwendig wäre ein Vielfaches“, sagte Schramek. Erst wenige Freiflächen-Anlagen, inklusive Agri-PV, sind am Netz. Eine große Anstrengung wäre nötig, um von bisher 30 auf 370 Megawatt Leistung zu kommen.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Leistung durch Photovoltaik-Anlagen im Landkreis München pro Jahr.
Die Grafik zeigt die Entwicklung der Leistung der Photovoltaik-Anlagen im Landkreis München pro Jahr. © MM/Quelle Landratsamt

Geothermie und Wärmepumpen

Auch im Wärme-Sektor sollten sich der Prozess beschleunigen, damit in fünf Jahren 71 Prozent der Wärme grün ist. Die nachhaltige Fernwärme, insbesondere aus Geothermie, sollte sich verdoppeln: von 18,1 Prozent im Jahr 2022 auf 37 Prozent. Die Zahl der Wärmepumpen müsste sich verzehnfachen: Sie lag 2022 bei 2,3 Prozent, dieser Anteil sollte in den nächsten fünf Jahren auf 25 Prozent ansteigen. So gut wie keine Steigerung ist bei der Biomasse erwünscht, also bei den Kaminen und Kachelöfen. Hier ist mit fünf Prozent der erforderliche Anteil von sechs Prozent fast erreicht.

Mobilität

Bei der Mobilität sieht Schramek den Landkreis „auf einem guten Weg“. 2022 lag der Anteil an E-Fahrzeugen im Landkreis noch bei 9,3 Prozent, im Jahr 2023 fuhren schon 16 Prozent elektrisch. „Laut neuester Daten ist im Jahr 2024 der Anteil alternativer Antriebe um zwei Prozent auf 18 Prozent gestiegen“, verkündete der Klimaschutzmanager. Es müssten jährlich 6000 Fahrzeuge oder zwei Prozent auf alternative Antriebe umgestellt werden, damit in fünf Jahren 30 Prozent klimafreundlich fahren.

Perspektiven

Grünen-Kreisrat Oliver Seth bezeichnet die Szenarien als „sehr ambitioniert“ und fragt, wie die notwendigen Anlagen beschafft werden könnten. Schramek antwortet: Anreize oder Verpflichtungen – dies seien politische Entscheidungen, die Projekte müssten etwa Privatunternehmer oder Genossenschaften umsetzen. Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) berichtet, dass der anfängliche „Hype“ bei Freiflächen-PV durch den Wegfall der landwirtschaftlichen Privilegierung abgeschwächt wurde. Landrat Christoph Göbel (CSU) ist aber zuversichtlich, dass der Tempowechsel gelingen kann: „Es ist schon viel passiert, etwa bei der Geothermie. Auch bei Freiflächen-PV rührt sich etwas.“ Die Kombination mit Agri-PV erachtete er als interessant, und steuerrechtliche Anreize könnten hilfreich sein. Der Ismaninger Landwirt Franz Hartl (FW) schlägt vor, große Parkplätze mit PV zu überdachen: „Da braucht man nicht zusätzliche Flächen.“

Auch interessant

Kommentare