Kurz vor Gipfel mit Trump will Putin nuklear betriebene Rakete in der Arktis testen
Russland steht offenbar kurz vor einem Test der Burewestnik-Rakete, einer mit Atomsprengkopf und Nuklearantrieb ausgestatteten Langstreckenrakete, die Interkontinentalziele erreichen kann. Nach Informationen des "Barents Observer" bereitet Rosatom, die staatliche russische Nuklearenergie-Korporation, den Start am Standort Pankovo auf Novaya Zemlya im russischen Arktisgebiet vor.
Der Test wird unter einer NOTAM-Warnung (Notice to Airmen) durchgeführt, die noch bis Dienstagabend gültig sein soll. NOTAM ist eine wichtige Mitteilung an Piloten und anderes Luftfahrtpersonal, die über kurzfristige Änderungen oder Gefahren im Luftraum informiert.
Burewestnik-Rakete soll Erde mehrfach umrunden können
Die Burewestnik-Rakete zählt zu den strategischen "Superwaffen" Russlands, die Putin im Jahr 2018 präsentiert hatte. Teil dieser Gruppe sind außerdem der Hyperschall-Marschflugkörper Zircon, der luftgestützte ballistische Flugkörper Kinschal und der ballistische Interkontinentalflugkörper Sarmat, Spitzname "Satan II".
Bei der Burewestnik handelt es sich um einen experimentellen, atomgetriebenen Marschflugkörper. Sobald der Kernreaktor aktiviert ist, kann das "fliegende Tschernobyl" laut russischen Angaben problemlos mehrmals die Erde umrunden. Die tatsächliche Reichweite beträgt Schätzungen zufolge etwa 25.000 Kilometer, womit eine mehrfache Erdumrundung nur ober- oder unterhalb der Polarkreise möglich wäre.
Putin bezeichnet Rakete als "unverwundbar"
Durch seine niedrige Flughöhe soll er für feindliche Raketenabwehrsysteme kaum erkennbar und quasi unzerstörbar sein. Kreml-Chef Wladimir Putin, der am Freitag US-Präsident Donald Trump in Alaska trifft, hatte die Burewestnik bereits 2018 als "unverwundbar" und mit "unvorhersehbarer Flugbahn und der Fähigkeit, Abfanglinien zu umgehen" bezeichnet. Burewestnik soll aus völlig überraschender Himmelsrichtung angreifen können.
Vorkehrungen in der Arktis für russischen Raketentest
Die Region Novaya Zemlya ist seit den späten 1950er Jahren ein geschlossener Testbereich für nukleare Waffen und Technologien. Der "Barents Observer" berichtet von mehreren Vorkehrungen und der Positionierung von mindestens vier Schiffen entlang der Küste.
Zwei Rosatom-Flugzeuge sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Rogachevo stationiert, während ein US-amerikanisches Überwachungsflugzeug, bekannt als "nuke sniffer", die Gegend überflogen hat. Diese Maßnahme soll der Erfassung von radioaktiven Isotopen zur Analyse der Raketenantriebstechnologie dienen.
Bedenken über radioaktive Emissionen
Der norwegische Nachrichtendienst bezeichnete Burewestnik-Tests in ihrem Bedrohungsbericht von letztem Herbst als potenziell riskant. Laut dem "Barents Observer" besteht während der Tests die Gefahr lokaler radioaktiver Emissionen und Unfälle. Diese könnten die Stabilität und Sicherheit der umliegenden Gebiete beeinträchtigen, insbesondere in der Region Finnmark in Norwegen, welche in einer Entfernung von etwa 900 Kilometern vom Testgelände liegt.
Britischer Militärexperte warnt vor Putins Atomstrategie
Der britische Militärexperte Bob Seely warnte in einem Kommentar im "Telegraph" vor der Gefahr, dass Russlands Präsident Putin eher bereit sein könnte, Atomwaffen einzusetzen, als viele glauben. Seely erklärt, dass Russlands geheime Nuklearstrategie "Eskalieren, um zu deeskalieren" darauf abzielt, durch den Einsatz von Atomwaffen die Kontrolle über Konflikte zurückzugewinnen und den Gegner zur Kapitulation zu zwingen.
US-Präsident Trump hat sich trotz vorheriger Versuche der Entspannung entschieden, militärische Maßnahmen zu ergreifen, indem er zwei Atom-U-Boote näher an Russland verlegte. Diese Entscheidung folgte provokanten Äußerungen des russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew in sozialen Medien. Bob Seely befürchtet, dass die russische Führung erkannt hat, dass sie Trump durch Social-Media-Beiträge zu militärischen Aktionen drängen kann, was die nukleare Politik zu einem Spiel auf digitalen Plattformen machen könnte.