Schwer bewaffnet: Kiew schickt ersten Kampfroboter gegen Putin an die Front
Propaganda-Offensive der Ukraine? Die Verteidiger wollen den ersten fronttauglichen Kampfroboter übergeben haben. Die Waffe soll allein zielen können.
Kiew – „Die Ukraine ist proaktiv, Russland reagiert, aber wir haben den Nutzen von Innovationen vergessen und müssen ihn neu erlernen“, sagte Philip Ingram. Auch Russland sei innovativ, aber nicht so schnell und nicht so kompetent wie die Ukrainer, zitiert die britische Sun den ehemaligen Offizier und jetzigen Fachjournalisten für Sicherheitsfragen. Ingram lobte die vermeintliche Einsatzbereitschaft einer mit einem Maschinengewehr bestückten fliegenden Drohne. Jetzt soll ein ebensolches Modell auf Ketten fronttauglich sein und gegen Wladimir Putins Invasionsarmee anrollen können.
„Die Ukraine hat das Roboter-Kampfsystem Droid TW 12.7 offiziell in ihre Streitkräfte integriert“ schreibt aktuell das Magazin Defense Express. Bereits im Dezember hatten verschiedene Medien von ersten Tests berichtet. Allerdings fehlen Information über die Zahl der einzusetzenden Systeme und die zu verstärkenden Einheiten oder Frontabschnitte. Es ist durchaus möglich, dass die ukrainischen Medien mit dem Droid TW 12.7 zunächst eine Propaganda-Offensive starten.
Ukraine-Krieg: Kampfroboter Droid TW 12.7 kann jetzt offenbar an Front eingesetzt werden
Die Waffe besteht aus einem quaderförmigen Chassis auf Raupenketten. Da sie auf der Ladefläche eines Standard-Pick-ups verlastet werden kann, ist der Droid wohl maximal zwei Meter lang und eineinhalb Meter breit dürfte maximal eine Tonne wiegen.
Seine Standard-Bewaffnung besteht aus einem Browning-Maschinengewehr Kaliber 12,7 Millimeter mit Optionen für 7,62-Millimeter-Varianten. Sie sei nachtsichtfähig bis zu einem Kilometer und könne ballistische Flugkurven aufgrund Künstlicher Intelligenz selbst berechnen, so Defense Express. Gegen welche Primärziele sie eingesetzt wird, bleibt ungenannt. Luftabwehr-Fähigkeiten wie die eines Flak-Panzers Gepard in Miniatur dürften der Waffe fehlen – noch. Sie scheint eher eher gegen Infanteristen in Marsch gesetzt zu werden.
Es ist schwer, etwas zu treffen, das so schnell fliegt, aber ein Roboter kann das mit moderner Computervision und KI-Steuerungsalgorithmen.
Wie das Verteidigungsministerium der Ukraine aktuell verkündet, sei der Droid TW 12.7 das Ergebnis einer mehrjährigen Entwicklung. Demnach hätten die Kampftruppen explizit ein solches Modell bestellt. „Im Jahr 2023 wurde das System erstmals im Feld getestet und konnte seine Wirksamkeit unter Beweis stellen. Nach strengen Tests wurde die Plattform im Dezember 2024 für die Auslieferung an die ukrainischen Streitkräfte freigegeben“, schreibt das Ministerium. Das klingt, als könnte die Ukraine ihren in der Luft bewährten Drohnenkrieg jetzt auch am Boden fortsetzen.
Roboter-Krieg gegen Russland – Ukraine will offenbar 15.000 Kampfroboter an Front einsetzen
Die Ansprüche sind hoch, die Zeit offenbar günstig: Anscheinend fehlen auch Russland die Kräfte, um weitere Meter zu erobern; oder Wladimir Putin gibt sich vorerst zufrieden mit dem zu erwartenden Zuspruch der Krim durch die USA unter Präsident Donald Trump während der weiter laufenden Friedensverhandlungen. Allerdings will sich die Ukraine offenbar nicht am Verhandlungstisch kalt stellen lassen, sondern selbst schwere Geschütze auffahren – auf dem Sektor, auf dem sie in diesem Krieg führend sind.
Wie das ukrainischen Medium Economichna Prawda berichtet hat, plane die Ukraine im Verlauf dieses Jahres, 15.000 Kampfroboter an der Front einzusetzen – das Magazin beruft sich auf Gleb Kanevsky, den Direktor der Beschaffungsabteilung des Verteidigungsministeriums. John Allen spricht davon, dass „der Hyperkrieg kommen wird“. In einem Interview mit dem Italian Institute for International Political Studies (ISPI) sagte der US-General und politische Analyst, dieser werde „ein Krieg mit einer Geschwindigkeit sein, die wir Menschen uns nicht mehr vorstellen können“.
„Ukrainische Drohnen-Streitkäfte bereit für russische Frühjahrsoffensive“
David Kirichenko geht einen Schritt weiter: „Die ukrainischen Drohnen-Streitkräfte sind bereit für die russische Frühjahrsoffensive“ behauptet der Autor aktuell im Magazin The National Interest. Vermutlich wird Droid TW 12.7 eine Rolle dabei spielen, denn laut dem Hersteller sei das System für defensive wie offensive Aufgaben gleichermaßen gut geeignet. Das System ist ebenso hoch mobil, zum Transport reicht die Ladefläche eines Pick-up. Damit nicht genug, vor einigen Tagen hat das ukrainische Verteidigungstechnologie-Cluster Brave1 offenbar den seit Ausbruch des Ukraine-Krieges größten Test mit Bodendrohnen durchgeführt, wie das Unternehmen auf LinkedIn publiziert hat.
Was Droid TW 12.7 kann:
– Hochpräzise Zielerkennung mittels Künstlicher Intelligenz;
– Fernbedienbar via Tablet;
– Mobil in schwierigem Gelände und bei unterschiedlichen Wetterbedingungen;
– Bewaffnet mit 12,7-mm-Browning-Maschinengewehr;
– Betriebsreichweite: bis zu 14 Kilometer.
– Effektive Reichweite: bis zu 1000 Meter;
– In System integrierbar via Starlink und LTE.
Quelle: DevDroid
Roboter-Rüstung gegen Putin: Ein Mensch soll mehrere Bodenroboter steuern
Demzufolge seien gleichzeitig mehr als 70 ukrainische unbemannte Bodenfahrzeuge (Unmanned Ground Vehicle, kurz UGV) von 50 Herstellern beteiligt gewesen, schreibt Brave1. Die Roboter hätten eine Strecke von zehn Kilometern zurückgelegt und seien auf Nutzlast sowie technische Spezifikationen getestet geworden. Die Tests hätten versucht, Gefechtsbedingungen zu simulieren: auf einer unbekannten Route und gegen elektronische Kampfführung auf ständig wechselnden Frequenzen, heißt es.
Wie Brave1 weiter angibt, rücke der Krieg der Terminatoren insofern näher: Nun sollten Taktiken für den Einsatz von Robotern in der Logistik und Evakuierung von Verletzten ausgearbeitet werden. Darüberhinaus werde am idealen Kampfroboter gefeilt: Ein zu formulierendes Konzept soll für Kampfroboter die optimale Balance zwischen Kampffähigkeit und Mobilität herausarbeiten.
Für die Zukunft arbeite die Ukraine an einem Schlachtfeld, in dem ein Mensch mehrere Bodenroboter steuere – ähnlich den Piloten, die auch First-Person-View-Drohnen mit Schwarmfähigkeiten steuern könnten, schreibt dazu die Euromaidan Press und beruft sich auf Kateryna Bondar. Die Analystin des Thinktanks Center for Strategic and International Studies (CSIS) äußerte sich gegenüber dem Medium aber dahingehend, dass die Entwicklung selbst in einem Umfeld mit hohem Innovationsdruck noch Jahre dauern werde.
Es gibt auch Kritik am Drohnenkrieg an der Ukraine-Front
Aus Neuseeland mischt sich zudem Kritik an dem – wenn auch vielleicht für die Ukraine wünschbaren – Erfolg der Drohnen. Das liegt an dem vermeintlichen Tempo, in dem die Drohnen das Schlachtfeld erobern; egal, ob zu Füßen oder über den Köpfen der Menschen. Mick Ryan „warnt, dass die schnelle Anpassung der Kriegstechnologie ,in einem Tempo erfolgt, das meiner Meinung nach für die Mehrheit der Politiker und Verteidigungsbeschaffungsbürokraten im Westen weitgehend unverständlich ist‘“, wie Radio New Zealand über die Auffassung des ehemaligen Generalmajors der australischen Armee berichtet.
„Mensch-Maschine-Integratoren … werden uns die Initiative geben, die wir brauchen, um auf dem Schlachtfeld der Zukunft zu siegen“, zitiert RNZ aus einem Video der US-Armee, die ebenfalls gerade mit verschiedenen Alliierten die Kooperation mit Drohnen auf dem Schlachtfeld vorantreibt. Aktuell ist Drohnen-Szene unübersichtlich, viele Unternehmen sprießen aus dem Boden. Das Magazin Wired hatte Ende 2024 berichtet, die USA tüftelten am ersten durch Künstliche Intelligenz gesteuerten Maschinengewehr namens „Bullfrog“ (zu Deutsch: Ochsenfrosch) – nach den wenigen Angaben über die ukrainische Droid TW 12.7 könnte die diese Technik schon verbaut haben.
Drohnenkrieg in der Ukraine: Es ist schwer, etwas zu treffen, das so schnell fliegt, aber ein Roboter kann das
„Während der russischen Invasion in der Ukraine sahen wir die Verbreitung von Drohnen auf beiden Seiten des Konflikts und lasen in verschiedenen Nachrichten, dass die Ukrainer mit AK-47-Gewehren auf sie feuerten“, zitiert Wired Steve Simoni. „Wir dachten: Das ist ein gutes Robotik-Problem. Es ist schwer, etwas zu treffen, das so schnell fliegt, aber ein Roboter kann das mit moderner Computervision und KI-Steuerungsalgorithmen“, so der Mitbegründer des Bullfrog-Herstellers Allen Control Systems
Ukraine sieht in Kampfroboter Droid TW 12.7 wichtigen Schritt gegen Russland
RNZ-Autor Phil Pennington bleibt skeptisch. Während die Entwickler und auch die Drohnen-Industrie ihren Fokus auf die Verteidigung richtet, ist Droid TW 12.7, wie Defense Express schreibt, offenbar auch für die Offensive gut. Mit einer Armada dieser Drohnen könnte sich die Ukraine durch die feindlichen Linien schießen und auch einen Keil in Minensperren treiben. Die Bediener sitzen weit ab vom Geschehen am Tablet.
Wie Defense Post bereits im Dezember 2024 geschrieben hatte, glaubt der stellvertretende Verteidigungsminister der Ukraine mit dem neuen „Kampffahrzeug" einen entscheidenden Schritt gegenüber Russland getan zu haben, wie Dmytro Klimenkow gegenüber dem Magazin geäußert hat: „In der modernen Kriegsführung spielt die Technologie eine entscheidende Rolle, um einen Vorteil auf dem Schlachtfeld zu sichern.“