Prozess um VW-Dieselaffäre: Angeklagte fassungslos über gefordertes Strafmaß – sie sehen sich als Bauernopfer

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Vier angeklagten Ex-VW-Mitarbeitern droht eine lange Gefängnisstrafe. Im Prozess um die Dieselaffäre zeigen sie sich emotional.

Wolfsburg/Braunschweig – Die angeklagten Ex-Manager und Ingenieure von Volkswagen zeigten sich fassungslos. Die von der Staatsanwaltschaft geforderten Haftstrafen überstiegen offenbar die Befürchtungen der Beteiligten am Dieselskandal. Den vier Beschuldigten drohen drei bis vier Jahre hinter Gittern.

Urteil im Abgas-Prozess bei VW könnte am 26. Mai fallen

In emotionalen Abschlussworten zum Betrugsprozess rund um den VW-Dieselskandal machten alle vier Beschuldigten deutlich, dass sie die Sichtweise der Strafverfolger nicht teilen und die Ermittlungen gegen sie ihr Leben seit nahezu zehn Jahren prägen. Sie betonten, wie kräftezehrend und ermüdend sie den fast vier Jahre langen Prozess vor dem Landgericht Braunschweig empfanden.

Die Staatsanwaltschaft fordert für drei der vier Angeklagten Gefängnisstrafen zwischen drei und vier Jahren, da sie nach Überzeugung der Anklagebehörde des Betrugs überführt seien. Im Gegensatz dazu plädierte die Verteidigung auf drei Freisprüche und eine Verwarnung. Das Urteil im Prozess könnte nach der Planung am Montag, 26. Mai, fallen.

Plädoyers für die anderen Angeklagten „irritierend und erschreckend“

Die Betroffenen, denen nun Haftstrafen drohen, äußerten am Freitag ihre Fassungslosigkeit über das geforderte Strafmaß, nachdem nun zehn Jahre seit dem Auffliegen des Skandals hinter ihnen liegen. Sie beschrieben die Plädoyers für die anderen Angeklagten unter anderem als „irritierend und erschreckend“. Zur entscheidenden Frage, wer wann was wusste, blieb der Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer von Beginn an geprägt von der Tatsache: Es steht Aussage gegen Aussage.

Die beschuldigten Ingenieure, die die Abschalteinrichtung vorgeschlagen haben, sagen sinngemäß: Wir haben Bedenken geäußert und vor Konsequenzen gewarnt. Die Vorgesetzten entgegnen: Es sei über Probleme gesprochen worden, nie aber über ungesetzliches Handeln.

Vor zehn Jahren wird in den USA der Abgasschwindel von VW aufgedeckt.
Vor zehn Jahren wird in den USA der Abgasschwindel von VW aufgedeckt. (Symbolfoto) © Inderlied/Kirchner-Media/Imago

Abgasskandal 2015 in den USA aufgedeckt

Im September 2015 war in den USA bekanntgeworden, dass VW in großem Maßstab ein Täuschungsprogramm eingesetzt hatte, das Abgastests erkannte und nur dann die volle Reinigung der Emissionen aktivierte. Die vier Angeklagten in dem Braunschweiger Verfahren wehren sich im Wesentlichen gegen Vorwürfe und sehen sich eher als Bauernopfer.

VW-Prozess in Braunshweig

Jahrelange Haft nach VW-Affäre? Verteidiger üben scharfe Kritik

Kritiker bemängeln seit Prozessbeginn, dass mit dem ehemaligen Konzernchef eine zentrale Person fehlt. Das Verfahren gegen den 77-jährigen Martin Winterkorn war aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt worden. (esa/dpa)

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