„Kleptokratie“ im Weißen Haus: Trump umgarnt die Geldgeber beim Krypto-Dinner
Ein Krypto-Galadinner mit Trump als Gastgeber sorgt für Kontroversen und tritt eine weitere Debatte über mögliche „Korruption“ des US-Präsidenten los.
Washington, D. C. – Der US-Präsident Donald Trump steht wegen mutmaßlicher Korruption in der Kritik. Ein „unvergessliches Galadinner“, das am Donnerstagabend (22. Mai) mit Trump als Gastgeber stattfinden soll, heizt die Debatte an. Um an dem Abend teilzunehmen, mussten die über 200 geladenen Gäste einen Platz durch Investitionen in Trumps eigene Kryptowährung gewinnen.
So war ein Ticket für den „Abend, den es nur einmal gibt im Leben“ teuer. Insgesamt sollen laut Informationen des Krypto-Informationsunternehmen Inca Digital, auf die Reuters sich berief, umgerechnet 148 Millionen US-Dollar für die Chance auf eine Teilnahme bei dem Galadinner investiert worden sein. Die Trump-Kryptowährung ging dabei durch die Decke.

Trump veranstaltet Krypto-Dinner der Superlative – über Gäste ist wenig bekannt
Nur wer unter den 220 Top-Käufern der Meme-Kryptowährung $TRUMP gelandet ist, darf an dem privaten Dinner der Superlative teilnehmen. Die Top-25 Spender sollen außerdem einen „ultra-exklusiven VIP-Empfang“ und eine Führung durchs Weiße Haus bekommen. Auch wenn das ultra-teure Gewinnspiel bereits vorbei ist, weiß man über die Teilnehmer des Galadinners bisher wenig.
Das wird wahrscheinlich auch so bleiben, denn die meisten der Gäste wollen anonym bleiben. Journalisten und Kameras sind laut ARD nicht zugelassen. Der chinesische Kryptounternehmer Justin Sun ist laut Reuters einer der wenigen, die sich offen zu dem Dinner äußerten. Er gewann mit einer Wallet, die umgerechnet 18,5 Millionen US-Dollar wert ist, den ersten Platz.
Die 80 Prozent der $TRUMP-Coins, die in dem Gewinnspiel nicht gekauft wurden, halten zwei Firmen, eine davon wird von der Trump-Familie kontrolliert. Diese soll durch die Dinner-Ansage laut der Analysefirma Chainalysis mindestens 1,35 Millionen US-Dollar gewonnen haben. Ein Großteil der Galadinner-Gewinner soll von außerhalb der USA kommen.
Trump macht Kehrtwende bei Kryptopolitik – in den USA wird gegen Krypto-Dinner protestiert
Das Dinner findet in einem großen Ballsaal in Trumps Golfklub in der Nähe von Washington statt. Dort wolle der Republikaner „über die Zukunft von Krypto“ reden. Der Investitionsleiter des taiwanesischen Krypto-Marktunternehmens Kronos Research, Vincent Lui, gab laut Reuters an, mit der Hoffnung auf Networking und ein mögliches Treffen mit dem US-Präsidenten anzureisen.
Das Galadinner ist von dem familieneigenen Krypto-Unternehmen organisiert, US-Präsident Donald Trump soll angeblich nicht direkt davon profitieren. Dennoch reiht sich die Veranstaltung in ein Muster ein: Bezeichnete Trump Kryptowährungen laut Politico früher noch als einen „Schwindel“, schränkt er als US-Präsident regulierende Maßnahmen ein und schließt beispielsweise Justizabteilungen, die Kryptobetrug untersuchen. Auch Geschenke aus dem Ausland nimmt Trump an: Bei seinem Besuch in den Golfstaaten bekam er beispielsweise einen Jumbo-Jet geschenkt. Eigentlich dürfte Trump laut US-Verfassung Geschenke aus dem Ausland nur mit Genehmigung vom US-Kongress akzeptieren.
In den USA wird gegen das Gala-Dinner protestiert. Demokratische Abgeordnete wollen am Donnerstag eine Pressekonferenz gegen das Event halten und forderten eine Bekanntgabe aller Gäste. Der Deal mit Kryptowährung erlaube dem US-Präsidenten, aus einer unregulierten Branche Profit zu schlagen, so die Kritik weiter. Vor dem Veranstaltungsort des Gala-Dinners planen mehrere aktivistische Organisationen und auch demokratische Politiker zu protestieren.
Trump als US-Präsident wohl bereits drei Milliarden Dollar reicher geworden
Es ist nicht der einzige Zusammenhang, in dem Trumps fragwürdige finanzielle Machenschaften auffallen: Laut dem Trump-Kritiker und US-Marketingprofessor Scott Galloway sei Trump seit Amtsantritt „um drei Milliarden Dollar reicher“ geworden. Auch die New York Times ging schon vor Trumps Reise in drei reiche Golfstaaten von mindestens zwei Milliarden US-Dollar aus. Damit könnte sich Trumps Vermögen verdoppelt haben. „Wir sind im Prinzip zu einer Kleptokratie geworden“, meinte Galloway im Gespräch mit MSNBC.
Das Ganze geht so weit, dass sich auch in Trumps Familie mittlerweile Personen von dem US-Präsidenten distanzieren. Bei einer Investorenkonferenz in der katarischen Hauptstadt Doha behauptete der Trump-Sohn Donald Trump Jr., er habe „mit diesen Dingen nichts zu tun“. Bei dem vom Familienunternehmen organisierten Galadinner ist das Distanzieren allerdings schwierig.
Internationale Kritik an Trumps „offener Korruption“ – Appell an Europa
International erregen die Geschäfte von Donald Trump ebenfalls Aufmerksamkeit, auch in Deutschland. Anton Hofreiter (Grüne), Vorsitzender des Europaausschusses, warnte in der RTL/ntv-Sendung „Frühstart“ zunächst vor faschistischen Zügen des US-Präsidenten. Weiter kritisierte der Grünen-Politiker: „Und dann ist er auch noch hochgradig korrupt, wie man gerade an seiner Reise in die Golfstaaten gesehen hat, der ist ein überhaupt nicht verlässlicher Partner mehr“. Deswegen müsse Europa militärisch aufholen.
In den sogenannten „Five Eyes“, eine Geheimdienstallianz aus den USA, Kanada, Großbritannien, Neuseeland und Australien, sollen „engste Diplomaten“ mittlerweile schockiert über „das Ausmaß an offener Korruption“ sein. Das berichtete die NBC-Korrespondentin Andrea Mitchell in der The Altantic-Sendung „Washington Week“. (lismah)