Nach Signa-Insolvenz: Diese Hoffnung besteht für ehemalige Kaufhof- und Karstadt-Filialen

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Nach der Insolvenz von René Benkos Signa Prime droht vielen Städten weiterer Leerstand in erstklassiger Lage. Doch es gibt mutmachende Vorbilder.

München – Einst waren die großen Kaufhäuser die Anziehungspunkte in deutschen Innenstädten. Karstadt, Kaufhof und Co. haben große, mehrstöckige Immobilien mit riesengroßen Verkaufsflächen eingenommen. Doch ihre Strahlkraft haben die großen Ketten verloren, was nicht zuletzt die Insolvenzen der einstigen Big Player zeigen. Zurück bleiben viele Geschäfte in bester Innenstadtlage.

Signa-Insolvenz reißt Wunden in beste städtische Lagen

Die Hoffnungen, Nachnutzer aus der Branche zu finden, scheinen aussichtslos. „Es wird bei den meisten Immobilien, die Galeria schließt, nicht möglich sein, sie wieder in gleicher Form als Warenhaus zu nutzen“, sagt Johannes Berentzen, geschäftsführender Gesellschafter der BBE Handelsberatung, in einem Bericht, den das Handelsblatt veröffentlicht hat. Die Zukunft liege in einer Mischnutzung.

In Recklinghausen gibt es ein mutmachendes Beispiel. Als Karstadt die Filiale in der Ruhrgebietsstadt im Mai 2016 endgültig schloss, kümmerte sich Bürgermeister Christoph Tesche selbst um die Zukunft der traditionsreichen Immobilie. Schließlich bestand die Gefahr einer dauerhaften „städtebaulichen Wunde in zentraler 1a-Lage“. Es dauerte zwei Jahre, bis er einen Investor mit dem nötigen Kapital fand.

Marktquartier in Recklinghausen, ehemalige Karstadt-Filiale
Die ehemalige Karstadt-Filiale in Recklinghausen ist inzwischen das Marktquartier © IMAGO/

Heute blüht das Gebäude, das laut der Stadt Recklinghausen aus dem Jahr 1928 stammt, als Marktquartier neu auf. In den Verhandlungen mit den Investoren setzte sich der Bürgermeister dafür ein, dass die historische Fassade erhalten bleibt. Nunmehr gibt es nicht nur einen, sondern zahlreiche Mieter aus unterschiedlichen Branchen. Das verringert das Risiko für den Eigentümer.

Inzwischen sind auf 30.300 Quadratmetern Bruttogebäudefläche unter anderem ein Café, ein Discounter, ein Hotel, eine Zahnarztpraxis und eine Apotheke untergebracht. Die städtische Kindertagesstätte befindet sich ganz oben und nutzt die Dachterrasse als Freifläche.

Mischnutzung für ehemalige Filialen von Karstadt und Kaufhof

Spätestens nach den Insolvenzen von Signa Prime und Signa Development brauchen vermutlich weitere Städte ähnliche Nachnutzungskonzepte. Denn zu Signa Prime gehören 18 Immobilien von Galeria Karstadt Kaufhof.

Galeria Karstadt Kaufhof
In vielen Städten droht weiterer Leerstand durch geschlossene Kaufhof- und Karstadt-Filialen. © Thomas Banneyer/dpa

In Leverkusen wurde die Stadt selbst aktiv. Eine Tochtergesellschaft kaufte eine ehemalige Kaufhof-Immobilie von Eigentümer Branicks. „Voll vermietet“ ist die Einzelhandelsfläche, teilt der vormalige Eigentümer mit. Doch die Sache hat einen Haken. Mieter ist die Dortmunder TEH Textilhandel GmbH (Modehaus Aachener). Auch diese Handelskette ist inzwischen insolvent. Nach dem „Karstadt-Retter“ Friedrich-Wilhelm Göbel läuft eine Fahndung per Haftbefehl. Hier zeigt sich, wie riskant es sein kann, bei der Nachnutzung alleine auf den Einzelhandel zu setzen.

Karstadt- und Kaufhof-Filialen führen zu Immobilienflut

Hinzu kommt, dass die Anzahl der vakanten Immobilien wohl die Anzahl der Interessenten deutlich übersteigt. In der ersten Schließungswelle infolge der Kaufhof-Insolvenz kamen zunächst 40 Immobilien auf den Markt. Im Jahr 2023 kamen bei der zweiten Insolvenz 19 Häuser dazu. Im Januar 2024 erleiden weitere 18 Filialen ihren Exitus. Noch weitere könnten folgen.

Im Vergleich zur ehemaligen Karstadt-Filiale in Herne legten die Investoren in Recklinghausen einen Turbo ein. Denn das 2009 geschlossene Warenhaus stand lange leer. Erst 2021 zogen nach aufwendigen Umbauten die ersten Mieter ein. Es mussten zwei Innenhöfe ins Gebäude geschnitten werden, damit ausreichend Licht in alle Etagen fällt.

Radikal sind auch die erforderlichen Arbeiten, um ein ehemaliges Kaufhof-Warenhaus zu Büros, Wohnungen und Einzelhandel umzubauen. Im Zuge der Modernisierung bauen die Verantwortlichen das Gebäude bis auf das erste Obergeschoss zurück.

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