Frankreich sagt au revoir zur Umweltzone: Wo Touristen künftig keine Plakette mehr brauchen
In vielen französischen Städten ist die Crit‘Air-Plakette Pflicht. Doch bald sollen die Umweltzonen Geschichte sein. Und das gegen den Willen der Regierung.
Wer in Deutschland mit dem Auto in die Innenstadt fahren will, braucht in den meisten Fällen eine Umweltplakette. Und auch in Frankreich gibt es mit den „Zones à faibles émissions“ (ZFE) Bereiche, die mit der Umweltzone vergleichbar sind. Doch diese sollen nun abgeschafft werden.
Diese Entscheidung fiel am Mittwoch (26. März 2025) im Rahmen der Beratungen zum Gesetz zur „Vereinfachung des Wirtschaftslebens“ und das gegen den ausdrücklichen Willen der Regierung, wie die französische Tageszeitung La Tribune berichtet. Ein Datum für das Ende der Umweltzonen wurde aber noch nicht genannt.
Frankreich schafft Umweltzone ab: Das bedeuten die Plaketten
Die ZFE wurden 2019 eingeführt und 2021 deutlich ausgeweitet. Ihr Ziel war es, die Luftqualität in französischen Großstädten zu verbessern und die Feinstaubbelastung zu senken. Besonders schadstoffreiche Fahrzeuge wurden aus bestimmten Stadtgebieten ausgeschlossen. Zum 1. Januar 2025 wurde die Reglung sogar nochmals verschärft.

Seither gilt in allen Städten mit mehr als 150.000 Einwohnern eine dauerhafte Crit’Air-Plakettenpflicht. Ähnlich wie in Deutschland haben gibt es bei der 4,76 Euro teuren Umweltplakette verschiedene Kategorien und Farben. Diese teilen sich wie folgt auf:
- Kategorie 0 (grün):
Alle emissionsfreien Fahrzeuge, z.B. Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge - Kategorie 1 (lila):
Mit Erd- oder Autogas betriebene Fahrzeuge und Hybridfahrzeuge
Benzin-PKW: EURO 5 und 6 (Erstzulassung ab Januar 2011)
LKW: EURO 6 (Erstzulassung ab 1. Januar 2014)
Motorräder: EURO 4 (Erstzulassung ab 1. Januar 2017)
Kategorie 2 (gelb): - Benzin-PKW: EURO 4 (Erstzulassung zwischen 1. Januar 2006 und 31. Dezember 2010)
Diesel-PKW: EURO 5 und 6 (Erstzulassung ab 1. Januar 2011)
LKW Benzin: EURO 5 (Erstzulassung vom 1. Oktober 2009 bis 31. Dezember 2013)
LKW Diesel: EURO 6 (Erstzulassung ab 1. Januar 2014)
Motorräder: EURO 3 (Erstzulassung vom 1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2016) - Kategorie 3 (orange):
Benzin-PKW: EURO 2 und 3 (Erstzulassung zwischen 1. Januar 1997 und 31. Dezember 2005)
Diesel-PKW: EURO 4 (Erstzulassung zwischen 1. Januar 2006 und 31. Dezember 2010)
LKW Benzin: EURO 3 und 4 (Erstzulassung zwischen 1. Oktober 2001 und 30. September 2009)
LKW Diesel: EURO 5 (Erstzulassung zwischen 1. Oktober 2009 und 31. Dezember 2013)
Motorräder: EURO 2 (Erstzulassung vom 1. Juli 2004 bis 31. Dezember 2006) - Kategorie 4 (rot-braun):
Diesel-PKW: EURO 3 (Erstzulassung zwischen 1. Januar 2001 und 31. Dezember 2005)
LKW Diesel: EURO 4 (Erstzulassung zwischen 1. Oktober 2006 und 30. September 2009)
Motorräder: ohne EURO-Norm (Erstzulassung vom 1. Juni 2000 bis 30. Juni 2004) - Kategorie 5 (grau):
Diesel-PKW: EURO 2 (Erstzulassung zwischen 1. Januar 1997 und 31. Dezember 2000)
LKW Diesel: EURO 3 (Erstzulassung zwischen 1. Oktober 2001 und 30. September 2006)
Keine Umweltplakette erhalten derweil Pkw, Wohnmobile und Nutzfahrzeuge unter 3,5 t mit EURO 1 bzw. ohne EURO-Norm und Erstzulassung vor dem 1. Januar 1997 (Pkw) bzw. 1. Oktober 1997 (leichte Nutzfahrzeuge). Gleiches gilt auch Lkw, Busse und Wohnmobile über 3,5 t: EURO 1, 2 oder ohne EURO-Norm und Erstzulassung vor dem 1. Oktober 2001 sowie Motorräder ohne EURO-Norm und Erstzulassung vor dem 1. Juni 2000.
Hier brauchen Autofahrer in Frankreich noch eine Umweltplakette
Allerdings sollten Autofahrer dennoch aufpassen, denn es gibt lokale Unterschiede bei den Fahrverboten.
Meine News
Region/Metropole | Fahrverbote |
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Paris und Großraum Paris | Crit’Air 3, 4 und 5 |
Grenoble | Crit’Air 3, 4 und 5 |
Lyon | Crit’Air 3, 4 und 5 |
Straßburg | Crit’Air 4 und 5 |
Montpellier | Crit’Air 3, 4 und 5 |
Toulouse | Crit’Air 4 und 5 |
Rouen-Normandie | Crit’Air 4 und 5 |
Nizza | Crit’Air 5 |
Reims | Crit’Air 4 und 5 |
Aix-Marseille | Crit’Air 5 |
Saint-Étienne | Nur Lkw und Nutzfahrzeuge |
Wer ohne Plakette unterwegs ist, riskiert hohe Strafen. Für PKW und Motorräder beträgt das Bußgeld bei Verstoß 68 Euro, für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen sogar 135 Euro. Noch teurer ist übrigens ein Verstoß gegen das Rautenschild auf der Autobahn. Und auch auf die Sauf-Schilder sollte man in Frankreich achten.
Frankreich schafft Umweltzone ab: Kritiker bemängeln soziale Ungerechtigkeit
Kritiker warfen dem Modell jedoch soziale Ungerechtigkeit vor. Ian Boucard, Abgeordneter der Droite républicaine und Vorsitzender der zuständigen Kommission, erklärte gegenüber Franceinfo: „Das ist ein System, das nicht haltbar war“. Er sprach von einer „echten sozialen Segregation“. Die Kritiker argumentieren, dass Menschen mit niedrigem Einkommen benachteiligt würden, da sie sich oft kein neues, umweltfreundlicheres Fahrzeug leisten könnten.
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Die französische Regierung hatte sich wiederum für den Erhalt der Umweltzonen eingesetzt. „In den beiden Ballungsräumen, in denen die ZFE umgesetzt werden, Paris und Lyon, wurde die Konzentration von Stickstoffdioxid um mehr als ein Drittel gesenkt“, sagte die Ministerin für den ökologischen Wandel, Agnès Pannier-Runacher, der Zeitung Le Monde. Entsprechend hatte sich die Regierung dafür eingesetzt, dass die Kommunen auch weiterhin individuell Umweltzonen ausweisen und anpassen können sollten.