Wer soll für die Union als Kanzler kandidieren? Die Frage schwebt auch an Tag zwei über dem CDU-Bundesparteitag.
Berlin – „Natürlich ist ein CDU-Vorsitzender immer der Favorit“, hat Markus Söder jetzt wieder einmal mit Blick auf die K-Frage gesagt, dieses Mal zum BR. Kannte er am Morgen schon diese Insa-Umfrage? Der Erhebung zufolge favorisieren die Bürger ihn, den CSU-Chef, als Unions-Kanzlerkandidaten.
29 Prozent der im Auftrag von Bild Befragten gaben an, dass die Union mit Bayerns Ministerpräsidenten die meisten Stimmen holen würde. Auf Platz zwei folgte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mit 19 Prozent. CDU-Parteichef Friedrich Merz erreichte nur den dritten Platz (17 Prozent).
An Wüst glauben laut Insa am stärksten die Anhänger folgender Parteien:
- SPD (38 Prozent)
- FDP (34 Prozent)
- Grüne (32 Prozent)
16 Prozent der Befragten befürworteten einen gänzlich anderen Unions-Kanzlerkandidaten als die drei Genannten, und 18 Prozent wollten oder konnten keine Auskunft erteilen. Dem Insa-Institut antworteten vom Freitag bis Sonntag (3. bis 5. Mai) 1003 Befragte. Sie wurde an diesem Dienstag (7. Mai) veröffentlicht.
Wüst vs. Merz? „Wir haben uns sehr ausgiebig ausgesprochen“
Einen Tag zuvor hatten fast 90 Prozent der CDU-Delegierten Merz als Parteichef bestätigt. „Merz ist nach dem Berliner Parteitag der weiter ungekrönte König der CDU und der Reservekanzler“, urteilte der Münchner Merkur in einem Kommentar. „Für Friedrich Merz ist die Kanzlerkandidatur zum Greifen nah“, befand auch der Spiegel vor wenigen Tagen in einer Titelstory. „Aber der CDU-Chef hat eine dunkle Seite, die seine Leute beunruhigt.“
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Als Beleg führte der Spiegel etwa dieses Beispiel an: Wüst hatte 2023 mit einem Gastbeitrag in der FAZ mit pointierten Aussagen für Aufsehen gesorgt, die teils als Abgrenzung von Merz verstanden worden waren – anschließend soll Merz den Rücktritt erwogen haben.
„Es war das Aufbäumen der Merkel-CDU gegen den konservativeren Merz-Kurs“, ordnete der Münchner Merkur – der über dem CDU-Parteitag ganz klar die K-Frage schweben sieht – die Sache ein. Auf den FAZ-Beitrag angesprochen, wiegelte Wüst in der ARD jetzt ab: „Wir haben uns sehr ausgiebig ausgesprochen. Wir sind uns einig: Das Thema ist erledigt.“
Merz: CDU will mit neuem Grundsatzprogramm Wechselwähler überzeugen
Die CDU-Delegierten wollen an diesem Dienstag ein neues Grundsatzprogramm auf den Weg bringen, das nach den Worten von Merz vor allem Wechselwähler überzeugen soll. „Er hat die Union wieder zusammengeführt nach Streitereien von CDU und CSU“, sprach Wüst in der ARD Merz ein Lob aus. Söder wird auf dem CDU-Parteitag am Nachmittag für eine Rede erwartet. (frs)