Sensationsfund aus dem Zweiten Weltkrieg: Forscher entdecken „Geisterwrack“ im Meer
Vor Kalifornien entdeckten Forscher das gut erhaltene Wrack der USS Stewart, einem Schiff mit bewegter Vergangenheit. Der Fund birgt wertvolle Erkenntnisse für Archäologen.
San Francisco – Eine spannende Entdeckung vor der Küste Kaliforniens versetzt Meeresarchäologen in Aufregung. Die Überreste des Zerstörers USS Stewart wurden in der Tiefe des Cordell Bank National Marine Sanctuary entdeckt, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Das Wrack befindet sich in bemerkenswert gutem Zustand für ein Schiff, das vor fast 80 Jahren versenkt wurde. Bei dem Wrack handelt es sich um einen Zerstörer aus dem Zweiten Weltkrieg, der nicht nur aufseiten der USA kämpfte, sondern nach seiner Bergung auch von den Japanern im Pazifikkrieg eingesetzt wurde.

Versunkener Weltkriegs-Zerstörer USS Stewart entdeckt: Hightech-Roboter machen Fund möglich
Entdeckt wurde das Wrack mithilfe autonomer Unterwasserfahrzeuge (AUVs) der Firma Ocean Infinity, einem führenden Unternehmen im Bereich maritimer Robotik. Am 1. August 2023 suchten drei dieser AUVs eine Fläche von etwa 127 Quadratkilometern ab und stießen in rund 3.500 Fuß (1.065 Meter) Tiefe auf das Wrack der USS Stewart, wie die New York Times berichtet. Innerhalb eines Tages kartierten die Fahrzeuge den Meeresboden mit hochauflösenden Sonarbildern, um den exakten Standort des Schiffes zu bestimmen. Diese Technologie hat sich bereits bei anderen Unterwasserfunden bewährt, wie etwa bei der Entdeckung des USS Nevada im Jahr 2020 oder der berühmten Endurance von Ernest Shackleton im Jahr 2022 .
Besonders bemerkenswert an der Entdeckung ist der ausgezeichnete Erhaltungszustand des Wracks. Laut Maria Brown, der Leiterin des Cordell Bank National Marine Sanctuary, ist die USS Stewart eines der am besten erhaltenen Beispiele eines sogenannten „Four-Piper“-Zerstörers aus der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

Die USS Stewart: Ein Kriegsschiff mit bewegter Geschichte
Die USS Stewart (DD-224) wurde 1920 in Dienst gestellt und war ein Teil der U.S. Navy, bevor sie in den Wirren des Pazifikkriegs eine bemerkenswerte Rolle spielte. Während der Schlacht von Bali im Februar 1942 wurde das Schiff durch japanische Angriffe schwer beschädigt und konnte sich nur mit Mühe in den Hafen von Surabaya auf Java retten. Als die Japaner den Hafen angriffen, wurde die Stewart von ihrer eigenen Crew versenkt, um zu verhindern, dass sie dem Feind in die Hände fiel.
Doch die Geschichte des Schiffes nahm eine dramatische Wendung: 1943 hoben die Japaner das Wrack und setzten es als Patrouillenboot für ihre Flotte ein. Über mehrere Jahre war die USS Stewart unter japanischer Flagge im Pazifik unterwegs. Amerikanische Piloten berichteten, ein Schiff ihrer eigenen Flotte hinter feindlichen Linien gesehen zu haben, was ihr den Beinamen „Geisterschiff des Pazifiks“ einbrachte. Nach dem Krieg kehrte die Stewart schließlich in die Hände der USA zurück.
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Nach Kriegsende im September 1945 wurde die USS Stewart wieder von der U.S. Navy in Dienst gestellt. Doch das einst stolze Kriegsschiff war stark beschädigt und nicht mehr einsatzfähig. Am 24. Mai 1946 wurde es schließlich vor der Küste Kaliforniens während eines Manövers versenkt. U.S.-Flugzeuge und Schiffe nutzten das Schiff als Ziel für Schießübungen, bis es nach zwei Stunden unterging .
Erst viele Jahre später, nach mehreren vergeblichen Versuchen, das Wrack zu lokalisieren, gelang der Durchbruch. Lonnie Schorer, ein Kollege des Entdeckungsteams, konnte 1946 ein US-Navy-Kommuniqué ausfindig machen, das die letzten Koordinaten des Schleppschiffs dokumentierte, welches die Stewart an ihre letzte Ruhestätte zog. Mit diesen Informationen und der Hilfe von Ocean Infinity konnte das Wrack schließlich aufgespürt werden .
Das „Geisterschiff des Pazifiks“: Die USS Stewart kämpfte auf beiden Seiten
Die Entdeckung der USS Stewart stellt nicht nur einen archäologischen Fund von historischem Wert dar, sondern liefert auch wertvolle Informationen über den Bau und die Entwicklung von Kriegsschiffen im 20. Jahrhundert. James Delgado, ein führender Meeresarchäologe und Vizepräsident der Firma SEARCH, die an der Entdeckung beteiligt war, hebt gegenüber Live Science hervor, dass die Geschichte der USS Stewart „vom Dienst in der US-Marine bis zur japanischen Gefangennahme und wieder zurück, es zu einem starken Symbol für die Komplexität des Pazifikkriegs“ macht.
Das Wrack gibt Aufschluss über die Technik und den Bau dieser Kriegsschiffe und ermöglicht es Wissenschaftlern, neue Erkenntnisse über maritime Kriegsführung zu gewinnen. Die Geschichte erinnert an die sensationelle Entdeckung von drei Schiffswracks in der Ostsee Ende 2022. (ls)