Neues Lenggrieser Pflegeheim: Patienten sollen im Sommer einziehen – Eigenanteil bis zu 5200 Euro pro Monat
Das neue Pflegeheim in Lenggries nimmt Formen an. Im Juli sollen die ersten Patienten einziehen. Die Kosten pro Platz sind jedoch beträchtlich.
Lenggries – Auf allen Etagen wird gewerkelt. Der Fliesenleger ist auf der Zielgeraden, der Schreiner baut in den Zimmern die Wandelemente ein, auch die erste Küchenzeile steht schon. Die Brandmeldeanlage wird installiert, die Deckenverkleidungen verbergen an vielen Stellen bereits die Kabel und Rohre, die dahinter verlaufen, der Anschluss ans Nahwärmenetz ist erfolgt. Im obersten Stockwerk sind die ersten Zimmertüren eingehängt. „Unsere Firmen sind wirklich auf zack und liefern super Qualität. Mit den Handwerkern haben wir Glück gehabt“, sagt Bürgermeister Stefan Klaffenbacher beim Rundgang über die Baustelle des neuen Pflegeheims. Zum 1. Juni will die Gemeinde Lenggries das Haus mit seinen 90 Plätzen an den Betreiber, die Caritas, übergeben. Die ersten Patienten sollen einen Monat später in St. Jakob einziehen.
Neues Lenggrieser Pflegeheim: 64 Vollzeitstellen geplant
Das ist dann auch der Moment, in dem die derzeit etwa 40 Bewohner des jetzigen Kreispflegeheims in den Neubau umsiedeln. Natürlich sei das immer eine Herausforderung, sagt Doris Schneider, im Caritasverband verantwortlich für alle 28 Heime. „Aber wir haben das schon öfter gemacht.“ An der Leitung der Einrichtung ändert sich nichts. Sigrid Gmeiner wird auch das neue Haus führen. Auch dem übrigen Personal habe man Übernahmeangebote unterbreitet, sagt Schneider. Geplant sind in der neuen Einrichtung 64 Vollzeitstellen, 42 davon in der Pflege, elf im Bereich Küche/Hauswirtschaft. Dazu kommen Stellen in der Alltagsbegleitung, der Verwaltung und der Haustechnik. Die Akquise beginne jetzt, sagt Schneider. „Ich bin noch zuversichtlich, dass wir eine ausreichende Anzahl an Personal finden.“

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Ein wichtiger Faktor, um Mitarbeitende zu finden und sie vor allem auch halten zu können, ist das Angebot von bezahlbarem Wohnraum. Den will die Gemeinde schaffen – an der Kaserne, wie Klaffenbacher betont. Den Vorstoß der Grünen, das alte Krankenhaus, das derzeit einen Teil des Kreispflegeheims beherbergt, nicht abzureißen, sondern in günstige Wohnungen umzubauen, sieht der Rathauschef mit Blick auf die Bausubstanz und die Kosten weiterhin mehr als skeptisch. „Aber natürlich brauchen wir bezahlbaren Wohnraum“, sagt er.
Kostensteigerung beim Heimplatz: Bewohner müssen mit 1500 Euro mehr pro Monat rechnen
Ein ausreichend großer Personalstamm ist für die Caritas überlebensnotwendig. Denn nur dann können alle 90 Betten belegt werden. „Wenn man so ein Haus nicht auslastet, gerät man schnell in eine wirtschaftliche Schieflage“, sagt Schneider. Nötig sei eine 96-prozentige Auslastung der Einrichtung. Wer sich für einen Platz interessiert, könne sich im Kreispflegeheim melden. Allerdings sind die Kosten pro Platz beträchtlich (siehe Infobox). Die Bewohner des alten Heims müssten mit etwa 1500 Euro mehr pro Monat rechnen, so Schneider. Darüber seien die Angehörigen bereits informiert worden.
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Dafür wird das neue Haus aber auch wirklich sehr schön, das lässt sich jetzt bereits erahnen. Die Ost-West-Ausrichtung der Gebäude sorgt für viel Licht in den Zimmern, die bodentiefen Fenster gewähren einen wunderbaren Ausblick auf Geierstein oder Brauneck. Die Caritas richtet die Zimmer mit Pflegebett und Nachtkästchen ein. Wer möchte, kann darüber hinaus eigene Möbel mitbringen. Der Boden in den Zimmern besteht aus PVC in einer warmen Holzoptik. Für die Bäder haben Caritas und Gemeinde dunkelgraue Fliesen für den Boden und khakifarbene für die Wand ausgewählt. In den Gemeinschaftsbereichen gibt es barrierefreie Zugänge zu Terrasse oder Balkon.
Tag der offenen Tür im neuen Pflegeheim geplant
In den Gemeinschaftsbereichen stehen auch die Küchenzeilen, in denen das aus Holzkirchen angelieferte Essen fertig gegart wird. „Wir waren sehr skeptisch am Anfang, weil es eigentlich eine klare Maßgabe war, dass es eine Produktionsküche im Haus gibt“, sagt Klaffenbacher. Zusammen mit mehreren Gemeinderäten fuhr er nach Holzkirchen. „Wir haben uns Essen servieren lassen, das den ganzen Prozess durchlaufen hat – und danach war jeder überzeugt vom Geschmack und von der Qualität.“
Heimplatz-Kosten
Die Kosten für einen Heimplatz setzen sich zusammen aus Pflegekosten, Kosten für Unterkunft und Verpflegung, Investitionskosten sowie einer Ausbildungsumlage. Der Betrag für die Pflegekosten liegt im Caritasverband zwischen 2270 und 4600 Euro – je nach Pflegegrad. Davon übernimmt die Pflegeversicherung einen Teil. Die Pflegekosten errechnen sich aus Personal- und Sachkosten. Großer Kostentreiber seien hier die Tarifsteigerungen, aber auch die Inflation im Sachkostenbereich, so die Caritas.
Die Investitionskosten sind der Betrag, mit dem die Kosten für den Bau, die Instandhaltung und die Ausstattung des Heims auf die Bewohner umgelegt werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Baukosten der Gemeinde liegen bei 22 Millionen Euro, dazu kommen 2,5 Millionen von der Caritas für die Ausstattung. Das Haus wird auf 40 Jahre abgeschrieben. Die Bewohner des neuen Heims müssen mit einem Investitionskostenanteil von 1500 Euro monatlich rechnen. Beim Kreispflegeheim lag der Anteil bei rund 385 Euro, da seinerzeit deutlich günstiger gebaut werden konnte. Dazu kommt, dass seit Baubeginn nicht nur die Baupreise, sondern auch die Zinsen für Kredite gestiegen sind. Auch sie werden über die Investitionskosten gedeckt. Nicht umgelegt werden die 1,5 Millionen Euro, die die Gemeinde in ein Solardach investiert hat. „Wir gönnen uns kein teures Dach auf Kosten der Bewohner“, betont Bürgermeister Stefan Klaffenbacher.
Insgesamt rechnet die Caritas damit, dass sich die Heimplatzkosten zwischen 4900 (Pflegegrad 1) und 7300 Euro (Grad 5) im Monat bewegen. Als Eigenanteil vom Bewohner zu tragen sind davon 4700 bis 5200 Euro. Wer sich das nicht leisten kann, für den springt der Sozialhilfeträger ein. Er übernimmt einen Teil oder auch den kompletten Eigenanteil.
Geplant ist demnächst ein Vor-Ort-Termin mit den Angehörigen der derzeitigen Pflegeheim-Bewohner, damit sie sich selbst ein Bild von der neuen Einrichtung machen können. „Wir wollen auch sehr bald einen Tag der offenen Tür für alle Interessierten machen“, sagt Klaffenbacher.
Insgesamt investiert die Gemeinde rund 22 Millionen Euro in den Neubau. Dazu kommen 2,5 Millionen Euro von der Caritas für die Ausstattung. (va)