Neue Vorwürfe gegen Staatsgemäldesammlungen: „Das ist eine Kampagne“
Neue Vorwürfe gegen die Bayerische Staatsgemäldesammlungen bezüglich Provenienzforschung. Dort widerspricht man. Kunstminister Blume entschuldigt sich.
Der Ärger ist groß. Innerhalb der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sieht man sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte darüber geschrieben, dass die Nachfahren von enteigneten jüdischen Kunstbesitzern nicht über NS-Raubkunst im Besitz der Staatsgemäldesammlungen informiert worden seien. Obwohl die Herkunft der geraubten Werke teils schon jahrelang bekannt gewesen sei. Diesen Vorwurf wies das Haus deutlich zurück. Hat den Presserechtler Christian Schertz dazu beauftragt, rechtliche Schritte gegen die Zeitung zu prüfen.
Ein internes Schreiben innerhalb der Staatsgemäldesammlungen wurde an die Presse weitergegeben
Nun legt die „SZ“ nach. Und berichtet über ein internes Schreiben, in dem Kritik an der Leitung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zum Umgang mit möglicher NS-Raubkunst geäußert worden sein soll. Verfasst worden sei die mehrseitige „Stellungnahme zum Stand der Provenienzforschung der BStGS“, datiert auf 10. Mai 2022, angeblich von den beiden damaligen Stellvertretern von Generaldirektor Bernhard Maaz: dem Sammlungsdirektor Moderne Kunst, Oliver Kase, und dem Sammlungsdirektor der Alten Pinakothek, Andreas Schumacher.
Auf Anfrage bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zeigt man sich mehr als erstaunt darüber, dass dieses Schreiben öffentlich gemacht wurde. Zumal es wohl nie abgeschickt worden war – und Generaldirektor Maaz damit nie erreicht hatte. Von einer Kampagne gegen das Haus sprechen jetzt manche. Man leiste, was man könne, um die Provenienz der einzelnen Werke der Sammlung zu prüfen, dokumentiere alle Informationen öffentlich in der Onlinesammlung. Zudem seien 53 Werke der von der „SZ“ erwähnten Liste bereits bei Lost Art gemeldet. Fakt sei aber auch: Nur zweieinhalb Stellen für alle Häuser der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen stehen für die wichtige Provenienzforschung zur Verfügung, müssen sich allerdings teilweise auch noch um andere Aufgaben kümmern.
Kunstminister Markus Blume entschuldigt sich bei Mitarbeitern
Umso mehr nimmt man nun den Bayerischen Kunstminister Markus Blume beim Wort, der öffentlich zusätzliche Mittel für die Provenienzforschung in Aussicht gestellt hatte. Am Montag kam er persönlich ins Haus, auch um sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dafür zu entschuldigen, dass er die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen öffentlich kritisiert hatte.
Innerhalb des Hauses sieht man das als wichtiges Signal. Das Bild, das gerade öffentlich von dem Team gezeichnet werde, sei falsch, betont eine Sprecherin. Provenienzforschung sei aufwendig, bedürfe gewissenhafter Recherche, auch für die Werke, die restituiert werden sollten, brauche es oft weitere Nachforschungen, um die rechtmäßigen Erben ausfindig zu machen. „Das sind langwierige Prozesse. Es fehlt an Personal und Ausstattung.“ Trotzdem tue man alles, um Raubkunst den ursprünglichen Besitzern oder deren Erben wieder zuzuführen.