Eklat in Italien: Einheimische wüten gegen Venedig-Gebühr – „Es ist eine Schande“
Gehören überfüllte Gassen in Venedig bald der Vergangenheit an? Die Lagunenstadt führt die umstrittene Eintrittsgebühr ein. Einheimische toben allerdings.
Venedig – Für einen Tagestrip nach Venedig müssen Urlauber ab sofort Eintritt zahlen. Fünf Euro pro Tag werden seit dem 25. April an bestimmten Tagen fällig. Damit will Italien dem Massentourismus den Kampf ansagen – offenbar ganz zum Ärger der Einheimischen.
„Wir wollen nicht kontrolliert werden“: Ab sofort Eintrittsgebühr für Venedig-Besuch
An 29 ausgewählten Tagen müssen Touristen in der italienischen Lagunenstadt die Gebühr zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr zahlen. Wer sich weigert und erwischt wird, muss mit einer Strafe von bis zu 300 Euro rechnen. Übernachtungsgäste werden aber nicht zur Kasse gebeten. Zudem gelten für Kinder unter 14 Jahren und auch andere – etwa Studierende – Ausnahmen. „Unser Ziel ist es, Venedig lebenswerter zu machen“, erklärte Bürgermeister Luigi Brugnaro die Maßnahme.
So funktioniert das Eintrittskartensystem in Venedig
Besucher der Lagunenstadt müssen an bestimmten Tagen eine Gebühr in Höhe von fünf Euro zahlen. Das entsprechende Ticket kann online oder an einem Schalter vor Ort gekauft werden. Urlauber bekommen dann einen entsprechenden QR-Code. Auch Übernachtungsgäste benötigen einen QR-Code, müssen dafür aber nichts zahlen. Diesen gibts vom Hotel oder Vermieter.
Das sehen viele Einheimische allerdings anders. So gab es zum Auftakt der neuen Regelung bereits Demonstrationen. „Wir sind absolut gegen diesen Eintritt. Wir wollen nicht kontrolliert werden. Und wir können die Stadt nicht in ein Museum verwandeln mit Eintrittskarte. Es ist eine Schande“, zitierte der BR einen Demonstranten. „Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahme ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt“, kritisierte auch Ex-Bürgermeister Massimo Cacciari.
„Wir müssen etwas tun“: Bürgermeister verteidigt Eintrittsgebühr für Venedig
Viele Urlauber aus dem Ausland haben allerdings Verständnis. „Das ist in Ordnung“, zitierte die italienische Nachrichtenagentur Ansa einen Touristen. Das einzige Problem sei die Wartezeit in der Schlange. Die Gesamtzahl der Registrierungen am zweiten Tag stieg bereits auf 127.900. Viele von ihnen sind allerdings Übernachtungsgäste oder von der Regelung ausgenommen, weil sie beispielsweise Verwandte besuchen.

„Der erste Erfolg ist, wie ich sagen würde, ein kultureller. Also den Italienern und den Touristen vermitteln, wie fragil Venedig ist. Und, dass auch der Staat Venedig unterstützen muss“, sagte Bürgermeister Brugnaro zum Auftakt. „Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, aber wir müssen etwas tun, wir können nicht nur reden.“
Meine news
Bei der Gebühr handelt es sich bis Jahresende um eine Testphase. Danach wird evaluiert, wie es weitergeht. An besonders frequentierten Tagen könnte der Preis für den Eintritt angehoben werden. Doch damit nicht genug: Ab Juni 2024 will Venedig wohl auch größere Reisegruppen in der Stadt verbieten. Auch an der „Cinque Terre“ gibt es neue Einschränkungen für Italien-Reisende.