Flüchtlinge ausgesetzt: Bichler verfolgt Schleuser – Dank und Belohnung von Polizei
Mehrmals waren in den vergangenen Wochen im Loisachtal Flüchtlinge ausgesetzt worden. Dass einer der mutmaßlichen Schleuser gefasst werden konnte, ist Michael Geiger aus Bichl zu verdanken. Deshalb wurde er nun von der Polizei geehrt.
Bichl – Als Michael Geiger am 4. November vormittags mit seinem Auto auf der Bichler Sportplatzstraße unterwegs war, kam ihm etwas komisch vor: Auf Höhe eines Stadels stiegen mehrere, fremdländisch aussehende Menschen aus einem Auto. Geiger hielt an und sprach den Fahrer des Autos an. „Er deutete auf den Bahnhof und sagte ,train‘, also das englische Wort für Zug“, berichtet Geiger. Der Bichler spürte sofort, dass etwas nicht stimmte – denn der Zugang zum Bahnhof ist ganz woanders. Geiger ahnte, dass er auf einen Schleuser gestoßen war, der Flüchtlinge aussetzte. Der fremde Mann ahnte das ebenfalls – er sprang ins Auto und fuhr davon. Geiger zögerte nicht und nahm die Verfolgung auf, während er über den Notruf 110 die Polizei alarmierte.
Verfolgung über B472 und Autobahn
Geiger gelang es, das Fahrzeug des Mannes im Blick zu behalten und der Polizei die Strecke durchzugeben. Die Beamten hatten derweil entsprechend Alarm ausgelöst. Der Fremde fuhr über die B472 auf die Autobahn Richtung Garmisch-Partenkirchen. Er sah, dass Geiger ihm folgte. „Auf der Landstraße hat er immer mal wieder versucht, mich zu verwirren, indem er blinkte, aber dann doch nicht abbog“, erzählt der Bichler. Auf der Autobahn gab der Fremde mächtig Gas. „Aber dank der Baustelle hab‘ ich ihn dann wieder eingeholt.“ Bei der Ausfahrt Eschenlohe fuhr der Fremde ab – und wurde direkt von Beamten der Grenzpolizeiinspektion Murnau gefasst. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen 62 Jahre alten Ukrainer mit Wohnsitz in Spanien. Um die Flüchtlinge in Bichl kümmerten sich zwischenzeitlich andere Beamte. Der Ukrainer wurde in Eschenlohe der Bundespolizei übergeben und sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft.
Anerkennungsschreiben von Polizeipräsident Hauser
Es gebe nicht oft Situationen, in denen Bürger sich so mutig verhielten, lobte am Montag Thomas Haberger, Erster Polizeihauptkommissar und Leiter der Dienststelle der Grenzpolizeiinspektion Murnau. Im Namen von Manfred Hauser, Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, überreichte er Michael Geiger eine Belohnung und ein Anerkennungsschreiben des Polizeipräsidenten. Darin schreibt Hauser, Geiger habe durch sein „couragiertes und aufmerksames Verhalten maßgeblich dazu beigetragen, einen Schleuser dingfest zu machen“.
Die ganze Situation sei nicht ungefährlich gewesen, sagte Haberger. Es hätte schließlich auch passieren können, dass der Ukrainer mit dem Auto versucht, den Polizeiwagen, der sich schon positioniert hatte, zu rammen. „Und mir war auch klar, dass ich beim Fahren aufpassen muss“, erinnert sich Geiger.
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Wäre der Bichler nicht so aufmerksam gewesen, hätten die Beamten den Ukrainer nie gefasst. Deshalb sei es wichtig, verdächtige Beobachtungen sofort der Polizei zu melden, sagte Haberger. „Wir sind in solchen Fällen auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen.“ Sollte sich die Situation anders herausstellen, werde man keinesfalls dafür belangt. Welche Hintermänner der Gefasste hat, versucht nun der Kriminaldienst der Bundespolizei herauszufinden. „Das ist oft Gegenstand von jahrelangen Ermittlungen“, so Haberger.