Traditionsreiches deutsches Familienunternehmen meldet Insolvenz an - 115 Mitarbeiter betroffen

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Die traditionsreiche Unternehmensgruppe Menrad hat Insolvenz angemeldet, wovon am deutschen Stammsitz rund 115 Mitarbeiter betroffen sind.

Schwäbisch Gmünd - Die Insolvenz-Welle in Deutschland rollt weiter, und laut einer Statistik ist das wirtschaftlich starke Baden-Württemberg besonders betroffen. Nachdem jüngst ein weiterer Autozulieferer Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet hat, ist nun auch ein weiteres Familienunternehmen in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht. Der traditionsreiche Brillenhersteller Menrad mit Hauptsitz in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) und einem weiteren deutschen Standort in München (Bayern) hat am 31. März am Amtsgericht Aalen Insolvenz angemeldet.

Wie aus einer Mitteilung der Ulmer Anwaltskanzlei PLUTA hervorgeht, sind die Gründe für die Insolvenz des 1896 gegründeten Unternehmens, Liquiditätsprobleme aufgrund von rückläufigen Auftrags- und Umsatzentwicklungen in einem zunehmend schwierigen Marktumfeld. Das Amtsgericht Aalen hat den PLUTA-Rechtsanwalt und Sanierungsexperten Florian Zistler zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Ferdinand Menrad GmbH + Co. KG bestellt. Zu Beginn des Jahres hatte das Gmünder Traditionsunternehmen Schleich seinen Hauptsitz nach München verlegt.

Brillenhersteller Menrad meldet Insolvenz an - „werden alles versuchen, um eine Sanierung zu ermöglichen“

Das Unternehmen Menrad wird seit 1991 in der vierten Familiengeneration geführt und gilt als einer der führenden Brillenhersteller in Europa, der seit mehr als 125 Jahren im Eyewear-Geschäft tätig ist. Insolvenzverwalter Zistler hat laut der Mitteilung bereits erste Gespräche mit der Geschäftsleitung geführt. Die Mitarbeiter am Stammsitz in Schwäbisch Gmünd wurden im Rahmen einer Betriebsversammlung über die nächsten Schritte informiert. „Wir stehen ganz am Anfang des Verfahrens. Meine heutigen Gespräche verliefen sehr konstruktiv“, erklärt Zistler. „Der Betrieb ist gut strukturiert und läuft normal weiter.“

Name Ferdinand Menrad GmbH + Co. KG
Gründung 1896
Sitz Schwäbisch Gmünd, Baden-Württemberg
Branche Eyewear
Mitarbeiter 250 weltweit, davon 115 am Stammsitz
Standorte Schwäbisch Gmünd (Verwaltung, Vertrieb, Logistik), München (Produktdesign, Export- und Marketing) + Vertriebsgesellschaften in mehreren Ländern
Partnerschaften (Brands) Joop, Ted Baker, Scotch & Soda, Hackett und weitere

Die Gehälter der Mitarbeiter sind demnach für die Monate März, April und Mai über das Insolvenzgeld gesichert. Der Verwalter will nach eigenen Angaben schnellstmöglich eine Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege leiten, um die Gehälter schnell auszahlen zu können. In Schwäbisch Gmünd beschäftigt Menrad 115 Mitarbeiter, in München sind bei einer Tochtergesellschaft weitere vier Beschäftigte angestellt. Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters und der Geschäftsführung ist es, das traditionsreiche Unternehmen zu erhalten und zukunftssicher aufzustellen. „Wir werden alles versuchen, um eine Sanierung zu ermöglichen und den Betrieb zu erhalten“, so Zistler.

Menrad-Geschäftsleitung erhofft sich von Insolvenzverfahren eine „Chance für einen Neuanfang“

Darauf hofft auch die Geschäftsführung von Menrad. „Die aktuelle Situation ist herausfordernd, aber ein Insolvenzverfahren kann auch die Chance für einen Neustart bieten“, erklärt sie laut Mitteilung. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter werde daran gearbeitet, das Unternehmen zu stabilisieren und den Mitarbeitern und Partnern eine Perspektive zu bieten. „Wir wollen unseren traditionsreichen Betrieb erhalten und sind zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird.“ Florian Zistler und sein Team streben eine langfristige Lösung an und wollen in den kommenden Tagen erste Gespräche mit potenziellen Investoren und Partnern führen.

Blick auf die Stadt Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis, Baden-Württemberg.
Das traditionsreiche Familienunternehmen Menrad mit Sitz in Schwäbisch Gmünd hat Insolvenz angemeldet. © Imago/Werner Dieterich

Die Menrad-Gruppe ist für die Entwicklung, Fertigung und den Vertrieb von hochwertigen Korrektionsfassungen und Sonnenbrillen bekannt, die weltweit vertrieben werden. Dafür unterhält das Gmünder Unternehmen eigene Vertriebsgesellschaften in Österreich, Schweiz, Frankreich, Niederland, Großbritannien, Italien, Polen, Türkei und Brasilien. Diese sind nicht von der Insolvenz betroffen. Zuletzt wurde bekannt, dass ein traditionsreicher Bäckereibetrieb in Familienhand den Betrieb nach einer Insolvenz vollständig einstellen muss.

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