Vorbild für Deutschland? Neue Regierung in Österreich bringt große Veränderungen für Rentner auf den Weg

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Österreich ist im Staatsdefizit und steht vor einer demografischen Krise. Die Austro-Ampel hat nun ein Pensionspaket auf dem Weg gebracht. Ökonomen halten dieses jedoch für wenig wirksam.

Wien – Nicht nur Deutschlands Regierung befindet sich in einer Finanzierungskrise. Bei den europäischen Nachbarn sieht es mit den Staatsfinanzen ähnlich aus. Die Ampel-Regierung in Österreich hat sich auf eine Vielzahl von Maßnahmen geeinigt, um das eigene Haushaltsloch von 18 Milliarden Euro zu stopfen. Treffen wird es dabei auch Rentner: Diese sollen künftig länger arbeiten, wie österreichische Medien berichten. Ökonomen sind die Maßnahmen jedoch nicht genug. Sie sehen mit Blick auf die demografische Krise die Anhebung des Renteneintrittsalters als effektive Lösung.

Österreichisches Staatsdefizit: Rentner sollen länger arbeiten

Bis 2031 soll der Pensionsbereich nach Einigung der österreichischen Regierung 2,9 Milliarden Euro zur Staatskasse beisteuern. Das gesetzliche Pensionsalter soll allerdings zunächst bleiben. Jedoch will die Regierung, dass Menschen bis zur Erreichung dieses Alters weiter arbeiten. Geschehen soll dies durch ein höheres faktisches Rentenantrittsalter der sogenannten Korridorpension – einer vorzeitigen Alterspension. Dieses soll von 62 auf 63 Jahre steigen, gleichzeitig erhöhen sich die erforderlichen Versicherungsjahre auf 42. 

Zudem soll es mehr Anreize für das Arbeiten im Alter geben, beispielsweise durch Steuererleichterungen. So sollen laut Medienberichten Sozialversicherungsbeiträge auf Seite der Arbeitgeber wegfallen sowie ein einheitlicher Steuersatz eingeführt werden. Bessere Fortbildungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer stehen außerdem auf der Agenda. Auch sollen Unternehmen „motiviert“ werden, Umschulung für einen altersgerechten Arbeitsplatz zu schaffen.

Vereidigung neue Regierung in Wien
Staatsdefizit: Die neue Austro-Ampel plant mitunter Änderungen bei den Pensionen. © Roland Schlager/APA/dpa

Die Regierung plant überdies eine neue Teilpension, mittels jener Arbeitnehmer nach 42 Jahren ihre Arbeitszeit reduzieren und somit weiterarbeiten können. Bei einer Verringerung von 50 Prozent wird 50 Prozent des Gehalts und 50 Prozent des Pensionsbetrags ausgezahlt. 

Österreichs Ökonomen warnen: Gesetzliches Alter für die Rente muss angehoben werden

Ökonomen des Landes kritisieren indes das Pensionspaket der Regierung und halten dieses für wenig wirksam. Auch Österreichs Volkswirtschaft kämpft mit einer alternden Bevölkerung. Allein durch die Anhebung der Korridorpension werde die Staatskasse langfristig nicht ausgeglichen: „Wir haben beim Fiskalrat versucht, das nachzurechnen. Es ist uns nicht gelungen“, sagte Fiskalratspräsident Christoph Badelt im Interview mir Ö-1. 

Der Wirtschaftswissenschaftler warnt vor diesem Hintergrund vor einer „demografischen Bombe“, die die Staatskasse des Landes in Zukunft bedroht. Das Budgetdefizit werde nach Angaben des Fiskalrats in den nächsten Jahrzehnten deswegen um zwei bis drei Prozent pro Jahr steigen. Badelt fordert daher von der Politik langfristige Maßnahmen. „Eine verantwortungsvolle Regierung, die über die eigene Legislaturperiode hinausdenkt, würde sich dranmachen, das gesetzliche Pensionsalter schrittweise zu erhöhen“, monierte der Fiskalratspräsident.

Mehr Rentner im Nachbarland: Österreich in anhaltender Rezession

Das Pensionsantrittsalter für Männer liegt weiterhin bei 65 Jahren, für Frauen wird es sich auf 65 Jahre erhöhen. Solange 480 Versicherungsmonate gesammelt wurden, können Erwerbstätige bereits mit 62 in Rente gehen. Dabei gelten jedoch Abschläge 0,425 Prozent für jeden Monat vor dem Regelpensionsalter. Österreicher gehen im EU-Durchschnitt früher in Rente: Bei Männern betrug 2023 das Eintrittsalter 62,3 Jahre, bei Frauen 60,2 Jahre durchschnittlich. 

Österreich befindet sich seit zwei Jahren in einer Rezession. 2024 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erneut um 1,2 Prozent. Schuld daran ist besonders die rückgängige Industrieproduktion, die wegen der international schwachen Nachfrage nach Industriegütern aus dem Tief nicht herauskomme, wie es im WIFO-Konjunkturbericht hieß. 

Auch interessant

Kommentare