Rente: Vom Gehalt abhängiges Renten-Eintrittsalter? Wirbel um Ökonomen-Idee aus Österreich
Sollte die Ersatzrate der Rente und das Renteneintrittsalter vom Gehalt abhängen? Das schlägt ein Ökonom aus Österreich vor. Es gibt jedoch direkt Kritik.
Wien – Die Rente war nicht nur bei der Bundestagswahl in Deutschland ein wichtiges Thema im Wahlkampf. Auch in Österreich wird heftig um die Pensionen gestritten und ein Weg gesucht, wie auf die in Schieflage geratene Alterspyramide reagiert werden kann. Ein neuer Vorschlag zu einem nach Gehalt gestaffelten Renten-Eintrittsalter heizt die Debatte nun weiter an.
Die neue Zuckerl-Koalition in Österreich aus ÖVP, SPÖ und NEOS ist noch keinen Monat alt – und muss nun wohl doch eine Lösung für das Problem der Renten suchen – und möglichst auch finden. Denn die Renten-Frage dominiert aktuell die politische Debatte in Österreich. Allerdings konnte man in bisherigen Verhandlungen keine abschließende Lösung für das Problem liefern. Immerhin: Ein Ziel wurde formuliert. Das Rentenalter soll steigen.
Rentenrate vom Gehalt abhängig machen: Österreich-Idee will soziale Ungleichheit angreifen
In just diesen Moment fällt nun ein neuer Vorschlag: Einkommensabhängige Rentenraten. So könne man soziale Ungleichheiten ausgleichen, meint zumindest Markus Knell von der Österreichischen Nationalbank, der den Vorschlag laut kosmo.at eingebracht hat.
Der Hintergrund: Die gestiegene Lebenserwartung hat in vielen Ländern in Europa zwar schon zu einer Erhöhung des Renteneintrittsalters geführt. Dazu zählen etwa Deutschland, Dänemark oder auch Schweden. In Frankreich scheitern solche Schritte aber etwa immer wieder an heftigen Protesten gegen eine Erhöhung des Eintrittsalters. Das zeigt besonders gut, wie umstritten diese Reformen der Rente sind. Und auch in Österreich ist das Thema laut dem Portal heikel und förderte auch den Zerfall der alten Regierungskoalition.
Gehalt als Basis für Rente und Eintrittsalter?
Knells Vorschlag setzt nun an dieser Stelle an, denn: Ein Hauptargument in der Debatte ist, dass die Lebenserwartung nicht gleichmäßig gestiegen sei. Deshalb solle man auch eben nicht den Renteneintritt gleichmäßig anheben, so Knells Idee. Hintergrund: Es gibt laut Knell einen deutlichen Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung. Heißt: Wer mehr verdient, wird auch älter. Seine Idee deshalb: Besserverdiener sollen erst später die volle Rente von derzeit 80 Prozent ihres durchschnittlichen Lebenseinkommens erhalten.
Geringverdiener sollen dagegen früher ihre volle Pension erhalten können. Das soll helfen, soziale Unterschiede auszugleichen und die Akzeptanz für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters in der Bevölkerung zu steigern. Zudem sei das Gehalt leicht messbar und somit wäre die Renten-Reform für den Staat relativ einfach zu organisieren.

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Rente und Gehalt: Kritik an Idee von Österreich-Ökonom
Doch es gibt auch sofort Kritik an dem Vorschlag. Zwar sei der Zusammenhang von Lebenserwartung und Einkommen „unstrittig“, argumentiert Monika Köppl-Turyna vom Institut Eco-Austria laut Kleiner Zeitung. Allerdings gebe es Studien, die darauf hinweisen würden, dass der Zusammenhang nicht direkt und kausal sei. Vielmehr könnten die beiden Faktoren beide von Bildung beeinflusst werden.
Viel wichtiger ist für sie aber, dass das Rentensystem ihrer Meinung nach nicht dafür gemacht sei, soziale Ungleichheit zu berücksichtigen. Das Pensionssystem sei ein Versicherungssystem, wie etwa auch die Krankenkasse. In dieser würden unterschiedliche Lebensrisiken aber auch nicht abgebildet werden. Die Ökonomin laut dem Blatt: „Wenn man diese Tür aufmacht, kann man sie nicht zumachen. Wie ist das bei Rauchern und Nicht-Rauchern?“.
Zudem könnte das Knell-Modell Anreize schaffen, weniger zu arbeiten, um dann früher in Rente zu gehen. So wären Teilzeit-Beschäftigungen etwa von höherem Reiz. Knell selbst gesteht laut dem Bericht ein, dass es schwierig sei, ein komplett faires Renten-System zu schaffen. (rjs)