Waffenlieferungen für die Ukraine: „Russland wird die Angriffe verstärken“
Russland geht im Ukraine-Krieg in die Offensive. Um den Vormarsch zu stoppen, braucht es laut Ex-CIA-Chef Petraeus unverzügliche Waffenhilfe aus den USA.
Washington, D.C. – Im Ukraine-Krieg steht es derzeit schlecht um die Verteidiger. Die Front bröckelt und offenbar fehlt es der Ukraine im Kampf gegen die Truppen von Wladimir Putin an allen Ecken und Enden. Auch der ehemalige CIA-Chef David Petraeus schätzt die Lage als äußerst prekär ein und zeichnet für das Frühjahr sogar noch ein düstereres Bild.
Der Ansicht des ehemaligen US-Generals befinde sich Russland auf dem Vormarsch und könnte mit zunehmend besseren Wetterbedingungen sogar noch weiter in die Offensive gehen, da es der Ukraine an Waffen, Soldaten und Nachschub fehle.
Waffenlieferungen für die Ukraine: Munitionsmangel könnte Kiew im Ukraine-Krieg zum Verhängnis werden
Nachschub scheint also dringend notwendig. Allerdings gestaltet sich weitere Hilfe für die Ukraine derzeit schwierig, da das Paket über 60 Milliarden Dollar noch immer nicht vom US-Repräsentantenhaus genehmigt worden ist. Die Zeit drängt allerdings, da die benötigten Waffenlieferungen für den Verlauf des Ukraine-Kriegs zunehmend von entscheidender Bedeutung sind. „Europa hat bereits einen Schritt nach vorne gemacht, indem es im Februar 50 Milliarden US-Dollar an Hilfe für Kiew ankündigte und die Solidarität des Engagements weiter unter Beweis gestellt hat stellt“, so Petraeus im Interview mit dem italienischen Nachrichtenportal La Stampa zur aktuellen Lage im Ukraine-Krieg.
Seiner Ansicht nach sei es wichtig, „dass die USA jetzt denselben Weg gehen.“ Petraeus sei sich allerdings sicher, dass die Waffenlieferungen in der Ukraine eintreffen werden. Für den Ex-General ist derweil „das Problem jedoch ein anderes.“ Die Waffenhilfe werde „sofort benötigt, nicht erst nach längerer Zeit“, lautet die Analyse von Petraeus. „Die Ukraine spart bereits den Einsatz von Artillerie. Und es gibt konkrete Befürchtungen, dass Flugabwehr, Waffensysteme und Abfangjäger aufgrund des Munitionsmangels die Einsatzreichweite weiter verringern könnten.“
Soldaten im Ukraine-Krieg: Kiew gehen gegen Russland die Männer auf dem Schlachtfeld aus
Hinzu kommt, dass es der Ukraine im Kampf gegen Russland zunehmend an Soldaten auf dem Schlachtfeld mangelt. Während Putins Streitkräfte offenbar einen endlosen Nachschub an Truppen gegen die Frontlinie ins Feld werden, gehen den Verteidigern die „Männer im Feld“ aus. Daher macht Petraeus deutlich, dass das „Kiewer Parlament und die Führung Selenskyjs“ die Regeln zur Wehrpflicht überprüfen müssten.
„Die ukrainischen Frontlinien bestehen aus Soldaten, deren Durchschnittsalter über 40 Jahre liegt. Kiew muss die Truppenrotation überprüfen, die Nachhut verstärken und die Wehrpflicht ausweiten.“ Der ehemalige CIA-Chef ist sich bewusst, dass dies ein heikles Thema und eine Herausforderung sei, aber „schnell gelöst werden“ werden müsse.
Ukraine-Krieg: Nadelstiche Kiews verhindern weiteres Vorrücken von Putins Truppen
Derzeit spricht nur für die Kämpfer der Ukraine, dass sie mit gezielten Nadelstichen in der russischen Grenzregion durch pro-ukrainische Partisanen und den Attacken auf Ölraffinerien sowie den Angriffen gegen die Schwarzmeerflotte es vermögen, den Vormarsch von Putins Truppen einzudämmen. „Es gibt zwei Aspekte, die beim Einsatz von Drohnen und ihren Garantien nicht außer Acht gelassen werden sollten. Erstens zerstörten sie ein Drittel der russischen Flotte im Schwarzen Meer und zwangen die Russen, Schiffe aus dem strategischen Hafen Sewastopol auf der besetzten Krim abzuziehen. Das war und ist ein Schlüsselelement.“
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Der andere Aspekt ist, dass „die Ukraine der russischen Energiewirtschaft dank Drohnen einen schweren Schlag versetzt hat“, so Petraeus weiter. „Raffinerien wurden zerstört und der Export von Gas und Rohöl wurde eingeschränkt, ebenso wie die Produktion von Erdölderivaten, die sich auf die Streitkräfte auswirken.“
Lange List für Waffenlieferungen im Ukraine-Krieg: Flugabwehr- und Artilleriefahrzeuge haben „Priorität“
Nach der Einschätzung von Petraeus müssen deshalb zwei Fahrzeugtypen abseits der Munition bei den Waffenlieferungen für die Ukraine Priorität haben. „Artillerie- und Flugabwehrfahrzeuge“, sagt er im Interview und führt aus. „Aber die Liste ist umfangreich. Einige dieser Waffen werden jedoch in der Ukraine hergestellt, etwa See- und Luftdrohnen.“ Dennoch benötige die Ukraine die Materialien, um diese Drohnen auch herzustellen.
Derweil setzen die russischen Streitkräfte ihre offensiven Bemühungen fort, um die ukrainische Verteidigung im Vorfeld eines für den Sommer geplanten erneuten Vorstoßes nicht zur Ruhe kommen zu lassen und so viel Territorium wie möglich zu gewinnen. Das Institute for the Study of War (ISW), dessen Karten den aktuellen Stand der Dinge entlang der Frontlinie zeigen, legt nahe, dass die russischen Truppen versuchen, das Tempo der Operationen im Osten der Ukraine beizubehalten.
Russlands Offensive im Ukraine-Krieg: Putins Truppen wollen keine Stabilisierung der Verteidigungslinie
Damit sollen die Kiewer Streitkräfte daran gehindert werden, ihre Verteidigungslinien zu stabilisieren, was nach Ansicht von Analysten nicht schnell genug geschieht. Ein Militärexperte erklärte gegenüber Newsweek, die „Ukraine baut keine langen Gräben wie die Russen im vergangenen Jahr, sondern entwickelt Befestigungsanlagen, die auf einem System von gut positionierten Stützpunkten beruhen“.
Während sie ihre Offensiven fortsetzen, bereiten sich die russischen Streitkräfte auf einen neuen Vorstoß im Sommer vor. Derzeit konzentrieren sich Putins Truppen darauf, so weit wie möglich westlich von Awdijiwka vorzudringen, bevor die Ukraine eine schwerer zu durchdringende Linie in dem Gebiet errichtet, analysiert der ISW weiter.
Putins Truppen gehen im Ukraine-Krieg in die Offensive: Russland hat noch weitere Reserven
„Es sieht so aus, als würde die Ukraine lange Panzerabwehrgräben ausheben und Infanteriestellungen in mehreren Richtungen errichten“, führt der unabhängige Analyst Emil Kastehelmi bei Newsweek aus. „Die Ukraine hat die Front in Awdijiwka im Moment etwas stabilisiert, aber die Russen haben noch viele Reserven, die sie in den Kampf schicken können.“
Dennoch erklärte Kastehelmi, dass der russische Vormarsch durch gestoppt oder zumindest verlangsamt werden könne. Denn selbst „mittelmäßige Befestigungen mit Minen“ seien in der Lage, eine wichtige Rolle zu spielen, um Russland aufzuhalten. Denn werden Putins Streitkräfte höchstwahrscheinlich versuchen, bis zum Frühjahr so weit möglich vorzurücken, um den derzeitigen Munitionsmangel und die fehlenden Truppen der Ukraine für sich zu nutzen.