Merz’ CDU fordert „Option“ Kernkraft – Antwort der Betreiber fällt klar aus
Die CDU will AKWs als „Option“. Die Industrie erteilt eine klare Absage. Der oberste AKW-Sicherheitsbeamte warnt vor solchen Plänen.
Berlin – Die CDU setzt energiepolitisch auch auf eine Rückkehr zur Atomkraft. Das geht laut Medienberichten aus einem Beschlussentwurf für die Klausurtagung des Bundesvorstands hervor, die am 12. Januar in Heidelberg beginnt. „Es braucht jetzt einen Kurswechsel“ heißt es in der „Heidelberger Erklärung“, über die am Mittwoch das Magazin Spiegel und die Mediengruppe Bayern berichteten. Die Nutzung der Kernkraft solle weiterhin eine Option sein. Den Tag der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke nannte CDU-Chef Friedrich Merz damals einen „schwarzen Tag für Deutschland“. Neben der CDU ist auch die FDP offen für eine Wiederaufnahme der Kernkraftproduktion.

Die Energiebranche dringt indes auf den Bau neuer Gaskraftwerke und warnte vor einer neuen Atomdebatte. Kernenergie sei sehr kostenintensiv, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energiewirtschaft, Kerstin Andreae, am Donnerstag, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Die drei bisherigen Atomkraft-Betreiber sagten alle, dass es keine Option sei. Der scheidende Chef des Bundesamts für Sicherheit der nuklearen Entsorgung zog Anfang Januar eine Bilanz der Kernkraftdebatte: „Fakt ist, dass sich der Bau von Atomkraftwerken sowohl zeitlich als auch ökonomisch in der Praxis völlig anders darstellt, als es versprochen wird“, sagte König der Deutschen Presse-Agentur. Wer heute die Hoffnung auf diese Technologie nähre, blende alle Risiken aus, die die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima gezeigt hätten.
„Erneuerbare im Zentrum“ – Neue Gaskraftwerke künftig auch mit Wasserstoff nutzen
„Für uns ist klar: Erneuerbare im Zentrum“, sagte Andrae. Für den Ausgleich der wachsenden, aber schwankenden Produktion von Solar- und Windkraft brauche man aber neue flexible Gaskraftwerke, die künftig mit Wasserstoff betrieben werden müssten. Die Anlagen, die nur selten laufen würden, müssten nun dringend vom Bund ausgeschrieben und gefördert werden. „Wir dürfen den Druck hinter dieser Kraftwerkstrategie nicht mindern, indem wir eine andere Option in den Raum stellen“, sagte sie mit Blick auf die Kernkraft.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat eine Kraftwerksstrategie angekündigt, mit der neue Gaskraftwerke gebaut werden sollen. Diese können anders als Kohle- oder Atomkraftwerke schnell hoch- und heruntergefahren werden. Dies wird zunehmend nötig sei, da der Anteil von Wind- und Solarstrom stetig wächst, aber stark schwankt. 2023 wurde erstmals mehr als die Hälfte des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Die Gaskraftwerke sind zudem nötig, um möglichst schnell aus der Kohlekraft auszusteigen. Die Grünen wollen dies bis 2030.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Andreae sagte, die Zeit dränge. Von Planung bis Inbetriebnahme brauche ein Gaskraftwerk im Allgemeinen sechs Jahre. Man brauche bis 2030 etwa 15 Gigawatt Leistung an wasserstofffähigen Anlagen. Das entspricht etwa 15 AKW-Blöcken. Für die Jahre nach 2030 werde man weitere 15 Gigawatt brauchen, sagte Andreae. Die CDU hat sich die Forderung nach der Nutzung der Kernkraft bereits vergangenes Jahr in ihr Grundsatzprogramm geschrieben. (rtrs/dpa/afp/kb)