Iran warnt vor „totalem Krieg“: Teheran zieht rote Linie
Irans Führung warnt vor Angriffen auf seine Atomanlagen. Ein Militärschlag könne einen „totalen Krieg“ auslösen, so Außenminister Abbas Araghchi. Warum?
Teheran – Der Iran hat erneut vor einem möglichen Angriff auf seine Nuklearanlagen gewarnt und dabei die Gefahr eines umfassenden Krieges im Nahen Osten betont. Dies erklärte Irans Außenminister Abbas Araghchi in einem Interview mit dem katarischen TV-Sender Al Jazeera.

Er bezeichnete einen militärischen Angriff durch die USA oder Israel als „einen der größten historischen Fehler, den die USA machen könnten“. Araghchi betonte, dass Iran in einem solchen Fall „sofort und entschieden“ reagieren würde, was zu einem „totalen Krieg“ in der Region führen könnte.
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA besuchte Irans Außenminister Abbas Araghchi die katarische Hauptstadt Doha, um sich mit Premierminister Mohammad bin Abdulrahman Al Thani zu treffen. Das Gespräch diente der „Besprechung der aktuellen Entwicklungen in der Region und Fragen der bilateralen Beziehungen“. Araghchi traf sich während seines Besuchs in Katar auch mit Hamas-Mitgliedern und erklärte laut Al Jazeera, die Palästinenser hätten in Gaza einen „Sieg“ errungen.
Donald Trump, Benjamin Netanjahu und Irans Nuklearprogramm
Derzeit bereitet besondere Sorge der iranischen Führung die Möglichkeit, dass US-Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ermächtigen könnte, iranische Nuklearanlagen anzugreifen. Die aktuellen Entwicklungen könnten den Iran laut Reuters dazu veranlassen, Verhandlungen mit der Trump-Administration über sein schnell wachsendes Nuklearprogramm in Betracht zu ziehen.
Araghchi schlug in diesem Zusammenhang vor, dass die USA eingefrorene iranische Gelder freigeben könnten, um Vertrauen zwischen den beiden Ländern aufzubauen. Er erinnerte daran, dass die USA unter der ersten Trump-Administration 2018 aus dem Nuklearabkommen von 2015 ausgestiegen waren und harte Sanktionen gegen Iran verhängt hatten. Dies habe letztlich zu einer Beschleunigung der Urananreicherung im Iran geführt. Ob Trump während seiner zweiten Amtszeit erneut eine Politik des wirtschaftlichen Drucks verfolgt, um ein neues Abkommen zu erreichen, bleibt abzuwarten.
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Vernichtung Israels als Staatsräson im Iran
Während US-Präsident Donald Trump Israels Unterstützung verstärkt, bleibt die iranische Führung bei ihrer pro-palästinensischen Haltung. „Wir küssen die Hände und Arme der klugen, jungen palästinensischen Planer“, sagte Khamenei nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Die politische Führung im Iran hatte in der Vergangenheit auf dem Palästina-Platz im Zentrum der Hauptstadt Teheran eine digitale Uhr mit der Bezeichnung „Vernichtungskalender Israels“ installiert, der den Countdown bis zur angeblichen Vernichtung Israels anzeigen sollte. Diese Uhr wurde 2017 enthüllt und zeigte ursprünglich 8411 Tage bis zum Jahr 2040 an. Die Zeitspanne basierte damals auf einer Aussage Khameneis aus dem Jahr 2015, in der er prophezeite, dass es in 25 Jahren keinen Staat Israel mehr geben werde.
Im Zuge der innenpolitischen Spannungen in Israel während der Justizreform 2023 erklärten Khamenei und der nach einem Hubschrauberabsturz verstorbene Präsident Ebrahim Raisi, dass der Untergang Israels noch früher als ursprünglich vorhergesagt eintreten werde.
Militärische Konfrontationen zwischen Iran und Israel
Im Jahr 2024 eskalierten die Spannungen zwischen Israel und Iran durch mehrere Raketenangriffe. Am 1. Oktober 2024 griff der Iran Israel in zwei Wellen mit rund 200 ballistischen Raketen an. Die Offensive war der bisher größte Angriff im Iran-Israel-Konflikt und die zweite direkte Attacke nach April 2024. Israel reagierte unter anderem am 26. Oktober 2024 mit gezielten Luftangriffen auf militärische Einrichtungen im Iran.
Diese wechselseitigen Angriffe markieren eine neue Eskalationsstufe im Konflikt zwischen beiden Staaten. Sie führten zu Sachschäden und vereinzelten Todesfällen. Die meisten der iranischen Raketen wurden von Israels Luftverteidigungssystemen abgefangen, jedoch verursachten einige Einschläge Schäden an militärischen Einrichtungen und ziviler Infrastruktur. Ein palästinensischer Zivilist wurde durch herabfallende Raketentrümmer getötet, und es gab geringfügige Verletzungen in Israel. (fsa mit Agenturen)