Deutsche Rakete für F-16-Kampfjets? Geheimnis um IRIS-T gelüftet

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Die F-16-Kampfjets sollen die ukrainische Luftabwehr im Konflikt mit Wladimir Putins Russland stärken. Ist eine deutsche Rakete Teil des Waffenarsenals?

Kiew - Ob Wladimir Putin das in Moskau ausblenden kann und will? Seine Armee kann die ukrainischen Truppen in der russischen Region Kursk nicht mal mit der Lancet-Drohne aufhalten. Währenddessen setzt die Ukraine die ersten der von der Verteidigungsallianz Nato gelieferten F-16-Kampfjets ein.

Waffen für die Ukraine: IRIS-T-Einsatz an gelieferten F-16-Kampfjets?

Während die Verluste für Russland im Ukraine-Krieg, den Putin völkerrechtswidrig begann, unaufhörlich steigen, wird über die Lieferung der gewaltigen JASSM-Marschflugkörper aus den USA für die F-16-Kampfflugzeuge der ukrainischen Luftstreitkräfte und durch den Einsatz der F-16-Kampfjets über eine neue Ukraine-Taktik spekuliert.

Unklar war bislang auch, ob Berlin Kiew den Einsatz der Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T mit den F-16 erlaubt. Also, um feindliche Raketen und Kampfflugzeuge im direkten Luftduell zu bekämpfen. IPPEN.MEDIA hat sowohl beim Bundesverteidigungsministerium als auch beim Waffenbauer Diehl Defence vom Bodensee nachgefragt.

Gelieferte F-16-Kampfjets der Ukraine stehen bereit.
Gelieferte F-16-Kampfjets der Ukraine stehen bereit. © IMAGO / ZUMA Press Wire

F-16-Kampfjets der Ukraine: Keine IRIS-T-Luft-Luft-Raketen aus Deutschland

Wie ein Sprecher von Diehl Defence aus Überlingen mitteilte, sei „von einer Verwendung von IRIS-T Luft-Luft-Flugkörpern an F-16 in der Ukraine nichts bekannt“. Heißt: Kiew hat bei dem deutschen Rüstungskonzern, der sich auf Flugabwehr spezialisiert hat, nicht direkt Luft-Luft-Raketen IRIS-T für die aufbereiteten F-16-Kampfjets aus den 1980er Jahren bestellt. Von den Flugzeugen wollen die Nato-Mitglieder Niederlande, Belgien, Dänemark und Norwegen dem geschundenen Land nach und nach bis zu 100 Stück liefern. Mindestens sechs Exemplare haben die Ukrainer mittlerweile (Stand, Ende August) von dem Militärbündnis zur Abwehr des heimtückischen Angriffs Russlands erhalten.

Diehl Defence erklärte IPPEN.MEDIA auf Anfrage weiter, „dass wir im Rahmen der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung sowohl bodengebundene Flugabwehrsystem der Typen IRIS-T SLM als auch IRIS-T SLS sowie dazugehörige Flugkörper, wohlgemerkt Boden-Luft, in die Ukraine liefern“. Laut Liste der militärischen Unterstützungsleistungen auf der Website der Ampel-Bundesregierung (SPD, Grüne und FDP) hat Deutschland den Ukrainern – Stand 28. August – drei Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLS und vier Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM samt dazugehörigen Boden-Luft-Raketen bereitgestellt.

Luftverteidigungssysteme aus Deutschland: IRIS-T SLS IRIS-T SLM
an die Ukraine geliefert: 3 plus Flugkörper 4 plus Flugkörper
Lieferung in Vorbereitung: 9 8

Quelle: Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Bundesregierung, Stand 29. August, 10.55 Uhr

F-16 im Ukraine-Krieg: Deutsche Bundeswehr an „Fragestellung nicht beteiligt“

Bereits zuvor hatte das Bundesverteidigungsministerium aus Berlin auf Anfrage darauf verwiesen, dass die Bundeswehr, Zitat, „an dieser Fragestellung nicht beteiligt“ sei. Stattdessen verwies das Ministerium von Boris Pistorius (SPD) auf „die Aussagen des Bundeskanzlers im Rahmen der Pressekonferenz am 28. Mai 2024 in Meseberg sowie die Pressemitteilung des Sprechers der Bundesregierung zum Einsatz gelieferter Waffen an die Ukraine vom 31. Mai 2024“.

In genannter Stellungnahme hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit erklärt, dass die Ukraine auch gegen russische Stellungen im „unmittelbar angrenzenden russischen Grenzgebiet“, insbesondere im Raum Charkiw „auch die von uns gelieferten“ Waffen einsetzen darf. Heißt im Umkehrschluss: Da die IRIS-T-Luft-Luft-Lenkflugkörper mit 25 Kilometern eine begrenzte Reichweite haben, schließt die Ampel-Koalition deren Einsatz durch die ukrainischen Luftstreitkräfte nicht grundsätzlich aus. Es wurden aber keine solchen Flugkörper bei Diehl Defence bestellt.

Ein Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T, hier vor einem Eurofighter der Bundeswehr. (Symbolfoto)
Ein Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T, hier vor einem Eurofighter der Bundeswehr. (Symbolfoto) © IMAGO / Schöning

IRIS-T-Rakete aus Deutschland: Verwendung im Ukraine-Krieg in der Flugabwehr

Die 2,9 Meter lange IRIS-T gilt nach ihrer Indienststellung bei den deutschen Streitkräften im Jahr 2005 in ihrer Luft-Luft-Version mit einem Infrarot-Suchkopf bis heute als eine der fortschrittlichsten Kurzstreckenraketen der Welt. Laut Bundeswehr-Journal können die Piloten mit IRIS-T sowohl gegnerische Kampfflugzeuge als auch angreifende Luft-Luft- und Boden-Luft-Flugkörper von feindlicher Flugabwehr bekämpfen – wenn im Cockpit schnell genug gehandelt wird. Damit nicht genug: IRIS-T ermöglicht es den Piloten zudem, Luftziele rund um das eigene Flugzeug zu bekämpfen, ohne sich in Abschussposition manövrieren zu müssen. Die Rakete kann nach ihrer Abkoppelung somit auch hinter dem eigenen Kampfflugzeug eingesetzt werden. (pm)

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