500 Euro mehr im Monat durch Renten wie in Österreich – Ist das realistisch?
Stimmen aus Politik, Verbänden und Gewerkschaften fordern ein Rentensystem wie in Österreich. Die DRV hält eine Umsetzung aber für schwierig.
München – Im Jahr 2022 betrug die durchschnittliche gesetzliche Rente in Österreich monatlich 1645 Euro. Laut der Deutschen Rentenversicherung (DRV) sind das rund 500 Euro mehr als hierzulande. Aus diesem Grund steht unser Nachbarland regelmäßig im sozialpolitischen Fokus, auch als mögliches Vorbild für Deutschland. Gewerkschaften wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Verdi fordern schon lange eine Orientierung an Österreich. Aber ist das umsetzbar?
Vorbild Österreich: DRV hält Vergleich der Renten für „problematisch“
„Wenn Franz aus Graz und Hans aus Hamburg nach 35 Versicherungsjahren mit Durchschnittsbeiträgen in Rente gehen, kann Franz sich jeden Monat über 545 Euro mehr als Hans auf dem Konto freuen“, führt Verdi als Beispiel auf. Dabei bezieht sich die Gewerkschaft auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) aus dem Jahr 2016. Demnach bietet die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) in Österreich im Alter deutlich bessere Leitungen als das deutsche Pendant.
Auch international vergleichende Statistiken wie der OECD weisen für die österreichische Rentenversicherung ein höheres Leistungsniveau aus als für die Rentenversicherung in Deutschland. Fakt ist aber, dass das deutsche und das österreichische Rentenrecht sich nicht nur hinsichtlich des Leistungsniveaus unterscheiden, sondern in zahlreichen Gestaltungsmerkmalen. Daher hält die DRV einen auf einzelne Kennzahlen beschränkten Vergleich der Renten für „problematisch“.

Renten wie in Österreich? Diese Faktoren führen zu durchschnittlich höheren Beiträgen
Doch warum sind die Renten in Österreich höher? Der DRV zufolge wird fast die Hälfte des Rentenunterschieds durch höhere Beitragssätze und Bundesmittel erklärt. Zudem sind ausnahmslos alle Erwerbstätigen zu vergleichbaren Beitrags- und Leistungskonditionen in die obligatorische Alterssicherung einbezogen – im Gegensatz zu Deutschland auch Selbstständige. Das Rentenalter von Frauen ist deutlich niedriger und der Bund übernimmt allein die Finanzierungsrisiken.
Nach der Statistik der DRV ergibt sich rund ein Viertel des Rentenunterschieds durch eine günstigere demografische Ausgangslage in Österreich, die nicht unmittelbar auf Deutschland übertragen werden kann. Hinzu kommt, dass in dem Nachbarland mindestens 15 Versicherungsjahre für den Bezug einer Rente notwendig. Hierzulande sind es nur fünf Jahre. „Ob Österreich daher in jedem Punkt als Vorbild dienen kann, bleibt fraglich“, schlussfolgert die DRV.
Im gleichen Zuge weist die DRV darauf hin, dass ein einheitliches Rentenrecht für alle Erwerbstätigen interessant für die deutsche Reformdiskussion sei. Tatsächlich plante die Ampel, dass Beamte und Selbstständige künftig in die Rentenversicherung einzahlen müssen. Mit dem Ende der Koalition aus SPD, Grüne und FDP rückt die Renten-Reform nun aber in die Ferne. Denn die aktuell wahrscheinliche künftige Regierung unter CDU-Führung hält von diesen Plänen wenig. (cln)