Pferde zu Leonhardi in Warngau prächtig herausgeputzt
Ein schöneres Wetter hätten sich die Warngauer Leonhardifahrer nicht wünschen können. Bei traumhaftem Sonnenschein machten sich am Sonntag Rosserer mit ihren rund 250 Pferden auf den Weg zur Wallfahrtskirche Allerheiligen bei Oberwarngau. Mehr als tausend Zuschauer säumten den Weg dorthin.
Warngau – In der Ortsmitte von Oberwarngau kommen die Fahrer mit ihren Kutschen und die Reiter aus allen Himmelsrichtungen zum Leonhardiumzug nach Allerheiligen jedes Jahr zusammen. Dort herrschte gestern schon früh entsprechend emsiger Trubel. Den herausgeputzten und mit Blumen und Bändern geschmückten Pferden verlangt das Warten einige Geduld ab. Die Routinierten, die oft etwa bei Volksfestumzügen dabei sind, nahmen es mit Gelassenheit. Andere scharrten mit den Hufen, kauten auf dem Gebiss und brauchten auch mal ein strenges Wort ihrer Besitzer, um stillzustehen. Als es losging, waren alle Vierbeiner froh, und für die Zuschauer gab es viel zu sehen. Nicht nur aus der Region, sondern auch aus den Nachbarlandkreisen und dem Münchner Raum waren diese gekommen, wie die Kennzeichen an den Autos auf den Parkplätzen schließen ließen.
Berittene Polizei führt Prozession an
Etwa 100 Reiter, 20 Zweispänner und knapp 50 Vierspänner zogen die Straße zur Wallfahrtskirche hinauf. In den alten bemalten Truhenwagen und auf den großen und kleinen Kutschen saßen Trachtler, Schalkfrauen und Miederdirndl, Gebirgsschützen, Musikanten, Ehrengäste oder „nur“ die Rosserfamilien. Vorneweg an der Spitze führte die berittene Polizei aus Rosenheim die Prozession an, gefolgt von den Tafelträgern und dem Wagen mit der Geistlichkeit.

Wie die Rösser brauchte auch Pfarrer Gottfried Doll aus Holzkirchen etwas Geduld, denn er war der Erste, der bei der Kirche eintraf. In einer großen Runde über Reitham zogen die Teilnehmer auf die Wiese bei der Kirche. Die schwitzenden Pferde bekamen hier Decken aufgelegt.

Vor dem Freialtar an der Nordseite waren ein paar Bänke aufgestellt, wo unter anderem Bürgermeister Klaus Thurnhuber und einige seiner Amtskollegen aus den Nachbargemeinden sowie Vertreter von Behörden Platz nahmen. Doll bat um Gottes Segen, nicht nur für die Pferde, sondern für alles Vieh in den Ställen und die Menschen, die in der Landwirtschaft tätig sind.

Suche nach dem Himmelreich Thema der Predigt
Die Suche nach dem Himmelreich machte Gemeindereferentin Barbara Kainz zum Thema ihrer Predigt. Diese Suche sei das Wichtigste für Gläubige. Wer all die Menschen sehe, die sich auf den Weg gemacht haben, um hier Leonhardi zu feiern, der könne meinen: „Das passt.“ Es sei gut so und genüge. „Aber das Himmelreich ist mehr“, sagte Kainz. Um es zu finden, brauche es Menschen, die sehen, wo geholfen werden muss. Der Heilige Leonhard habe Hilfsbereitschaft vorgelebt. „Er hat sich für das Volk eingesetzt.“ Auch wir sollten uns einsetzen für ein Himmelreich auf Erden, forderte Kainz auf. „Da sein, wo die Not eng wie eine Kette ist, und diese Kette sprengen.“ Da dürften die Menschen darauf vertrauen, dass Gott dabei sei.
Für die Rosserer führte der Weg nach dem Gottesdienst und dem Segen nach Hause. Viele Besucher machten noch Brotzeit beim Hof nebenan, wo ein kleiner „Biergarten“ aufgebaut war und es Würstl, Leberkas und Getränke gab. Andere kehrten im Gasthof zur Post ein, wo es sich in der Sonne auch an den Tischen draußen gut aushalten ließ. Nach Reichersdorf war Warngau die zweite Leonhardifahrt im Landkreis.