Putins unbezwingbarer „Bär“ zerstört: Was Russlands Bomber so gefährlich macht

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Die Ukrainer setzen in einer aufsehenerregenden Drohnen-Attacke Dutzende von Wladimir Putins Langstrecken-Bomber in Brand. Jetzt hat Moskau ein Problem.

Murmansk - Die Aufregung ist in Russland nach dem spektakulären Drohnen-Angriff der Ukraine tief im Landesinneren groß. Russische Militär-Blogger der Gruppe „Rybar“, die mehr als 1,2 Millionen Abonnenten auf Telegram hat, reagierte mit einer drastischen Analyse zur Luftwaffe des Kreml-Autokraten Wladimir Putin.

Nach Drohnen-Angriff der Ukraine: Russland hat „mehrere“ Bomber Tupolew Tu-95 verloren

Es seien „mehrere Tu-95“ verloren gegangen, hieß es darin. Bei der Tupolew Tu-95 handelt es sich um den größten strategischen Langstrecken-Bomber des Moskau-Regimes. „Die strategischen Luftfahrzeuge Tu-95 und Tu-22 werden schon lange nicht mehr produziert – es gibt keine Möglichkeit, sie zu ersetzen. Entsprechend sind diese Verluste nicht wiederherstellbar“, erklärte die kremltreue Gruppe „Rybar“ in einer Einordnung.

Ukrainischen Angaben zufolge wurden bei der aufsehenerregenden Drohnen-Attacke auf vier russische Militärflugplätze 41 von Putins Langstreckenbombern zerstört oder zumindest schwer beschädigt, sodass sie nicht mehr einsatzbereit sind. Videos in Sozialen Netzwerken zeigten brennende Flugzeuge von genau diesem Typ Tu-95.

Die Tupolew Tu-95 ist der Langstreckenbomber von Wladimir Putins russischer Luftwaffe (Symbolfoto). © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / ITAR-TASS

Langstreckenbomber von Wladimir Putin: Tupolew Tu-95 stammt noch aus Sowjetunion

Es ist ein geradezu mächtiges Kampfflugzeug, das unter dem Nato-Codenamen „Bear“ (Deutsch: Bär) beobachtet wird. Der über 46 Meter langer Bomber wurde mit einer Spannweite von 50 Metern schon in den 1950er Jahren in der damals kommunistischen Sowjetunion entwickelt. Der Erstflug datierte im Jahr 1952, knapp vier Jahre später wurde der riesige Langstreckenbomber als Antwort auf gleichwertige US-amerikanische Modelle in Dienst gestellt und ging in Serienproduktion. Der „Bär“ war nicht zuletzt auch dafür konzipiert, um im Ernstfall kleinere taktische Nuklearbomben transportieren zu können.

Das verwendete Einturbinentriebwerk TW-12 stellt bis heute das leistungsstärkste Turboproptriebwerk der Welt dar. Dabei handelt es sich um Propellerturbinen für den Antrieb. Die Folge: Die Tu-95 erfüllt ihre Funktion als Langstreckenflugzeug und kann in großen Höhen enorme Distanzen zurücklegen, was es im „Kalten Krieg“ regelrecht berüchtigt machte. Moskau nutzt das Flugzeug gerne als Aufklärungsflugzeug für eine von Putins vielen internationalen Provokationen. So wurden zum Beispiel im Mai 2024 zwei Tu-95 vor Alaska von US-Kampfjets abgefangen und überwachend begleitet.

Tupolew Tu-95
Waffentyp: strategischer Langstrecken-Bomber, Seeaufklärungs- und U-Jagdflugzeug
Erstflug: 12. November 1952
Produktionszeit: 1956 bis 1993
Höchstgeschwindigkeit: 930 km/h
Länge / Spannweite: 46,13 m / 50,05 m
Bewaffnung: Marschflugkörper Ch-55 und Ch-101, zwei radargesteuerte 23-mm-Zwillingskanonen GSch-23

Wladimir Putins Bomber zerstört: Ukrainer setzten offenbar KI-Drohnen ein

Jetzt sind wohl viele dieser Flugzeuge, die trotz ihrer einzigartigen Fähigkeiten nicht mehr gebaut werden, zerstört. Wie RTL und ntv berichteten, steuerten die Ukrainer die Drohnen mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) in die Bomber. Und zwar vorprogrammiert in deren schwächste Teile, wie etwa zwischen den Tragflächen und dem Rumpf, wo die Tu-95 nach den Treffern heftig Feuer fingen. Den Flammen nach könnte sich Treibstoff entzündet haben, andere Fotos von Militär-Bloggern zeigten, wie einzelne Langstreckenbomber unter dem Feuer förmlich in sich zusammengeklappt sind.

Die russische Luftwaffe hatte im Ukraine-Krieg mit den Tu-95 bislang mutmaßlich Marschflugkörper vom Typ Ch-101 und Ch-55 auf ukrainische Städte abgefeuert. Und zwar wohl aus weiter Entfernung in entlegenen Gebieten Russlands selbst, weil die Tu-95 mittels Luftbetankung so weit kommen. Was auch die ungewöhnlichen Zapfverbindungen vor der Pilotenkabine erklärt. „So etwas wurde in dieser Art noch nie durchgeführt. Gerade dass man die Drohnen komplett ferngesteuert und ohne lokale Bedienungseinheiten in Regionen bis zu 4000 Kilometer von der Ukraine weg bedient, ist ein Novum“, meinte Militär-Experte Gustav Gressel im „heute journal“ des ZDF zu den Drohnen-Angriffen auf die Bomber.

Verluste für Wladimir Putin: Ukraine trifft Moskau-Regime mit „Aktion Spinnennetz“

Der österreichische Politikwissenschaftler und Offizier erklärte zu Putins Debakel: „Die russische Bomberflotte ist insgesamt ungefähr 110 Flugzeuge stark. Das ist ein erheblicher Anteil der gesamten Bomberflotte, die zumindest nicht operabel ist. Einige Flugzeuge dürften ja komplett kaputt sein.“ Die Drohnen seien beim Anflug auf den Militärflugplatz Olenja in der nordwestrussischen Region Murmansk wohl schlicht über das russische Mobilfunknetz eingewählt gewesen.

Elektronisches Stören mittels Störsendern sei offenbar schlicht „unterlassen“ worden, „und das bei Flughafen, die einen Teil der strategischen Bomberflotte beherbergen. Das ist schon äußerst schlampig“, sagte der Experte für Osteuropa, Sicherheitspolitik und Militärstrategien beim European Council on Foreign Relations in Berlin. Wie viele Tu-95 die russische Luftwaffe jetzt überhaupt noch hat, ist nicht überliefert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte die „Aktion Spinnennetz“ einen „absolut brillanten Erfolg“ des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU. (pm)

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