Nato-Manöver in Deutschland: Norwegische, tschechische und deutsche Soldaten üben Häuserkampf
Die Nato probt den Ernstfall. Soldaten verschiedener Länder üben den Häuserkampf. In einer Übungsstadt mit „gläsernem Gefechtsfeld“ in der Altmark.
Altmark – Fast ein halbes Jahr lang probt die Nato den Bündnisfall im größten Manöver seit 35 Jahren. „Steadfast Defender 2024“ heißt die Übung, bei der Streitkräfte der Bundeswehr und anderer Nato-Staaten mit mehr als 90.000 Soldaten und 6000 Fahrzeugen Verteidigungsbereitschaft demonstrieren möchte. Nicht nur an der Nato-Ostflanke wird der Ernstfall geprobt, sondern auch in Deutschland. Im April in der Altmark, in einer Stadt, die nur dem Zweck von Kampf-Übungen dient.
In der Stadt Schnöggersburg befinden sich seit Mitte März Einheiten der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ gemeinsam mit norwegischen und tschechischen Soldaten. Die Retortenstadt ist der einzige Ort in Europa, in dem ein Häuserkampf in dieser Form simuliert und dokumentiert werden kann, berichtet die FAZ. Bereits am Montag (8. April) haben die tschechischen und norwegischen Truppen die Stadt eingenommen, in der alle rund 550 Gebäude voll digitalisiert sind.
Nato probt Manöver in Übungsstadt in Sachsen-Anhalt: Eine der modernsten Anlagen in Europa
Schnöggersburg verfügt über Wohnhäuser, Kirchen, einen Regierungssitz und Cafés. In der Stadt mitten im Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr in der Altmark lebt jedoch niemand. Die Übungsstadt erstreckt sich über mehr als sechs Quadratkilometern.
Darauf befinden sich neben den rund 550 Gebäuden eine 16 Kilometer lange Straße, ein 800 Meter langer Flusslauf und eine begehbare Kanalisation von 600 Meter Länge mit 20 Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, schreibt das bundeswehr-journal. Der Ort dient einzig und allein dem Kampf im urbanen Gelände, in diesem Fall dem Nato-Manöver „Wettiner Schwert“, und gelte als einer der modernsten urbanen Übungsanlagen Europas.
Nato-Übung „Wettiner Schwert“: Deutsche Truppen proben Rückeroberung der Stadt
Die Übung „Wettiner Schwert“ hat bereits Mitte März begonnen und ist nun in vollem Gange. Mit einem Vorstoß über die Elbe in Richtung Schnöggersburg habe das Manöver begonnen, berichtete der MDR. Die Truppen vor Ort haben mithilfe eines Schwimmbrückensystems das Gewässer überquert.
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Schwimmschnellbrücke „Amphibie M3“ heißt das System, das die Einheiten der FAZ zufolge dafür genutzt haben. Mit acht der Fahrzeuge bauen Pioniertruppen in 20 Minuten eine 100 Meter lange Brücke bauen. Nun sollen die deutschen Truppen die Stadt zurückerobern.
Norwegen nimmt mit Leopard-Panzern an Nato-Übung teil
Mit dabei ist die sächsisch-thüringische Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“. In den Jahren 2022 bis 2024 ist die deutsche Panzergrenadierbrigade der Leitverband für die multinationalen Landanteile der Nato Response Force und führt damit bis zu 12.000 Soldatinnen und Soldaten aus neun Nationen. Das norwegische Telemark-Bataillon rückte unter anderem mit Leopard-Panzer an und die tschechische Armee mit „Pandur“-Radpanzer des 41. Mechanisierten Bataillons an.
Russland greift in Ukraine-Krieg Städte an: „Man muss sich auf solche Szenarien einstellen“
Der Hauptmann Renzo di Leo, Presseoffizier der Brigade, erklärte gegenüber dem MDR, dass der Kampf im urbanen Gelände von immer größerer Bedeutung sei. Das liege auch daran, dass immer mehr Menschen im urbanen Raum leben. „Man muss sich auf solche Szenarien einstellen“, sagte Brigadegeneral Alexander Krone demzufolge, mit Blick auf den Ukraine-Krieg und russischen Angriffe auf ukrainische Städte.
Kein Soldat wolle in „urbanem Gelände kämpfen“, erklärte Krone gegenüber der FAZ, „aber wenn es denn sein muss, ist es besser, darauf vorbereitet zu sein“. Übungen wie diese seien für die Zusammenarbeit innerhalb der Nato enorm wichtig, erklärte der Kommandeur der deutschen Panzergrenadierbrigade. Rund 3200 Soldaten und Soldatinnen seien an dem Übungs-Manöver in der Altmark beteiligt.
Nato-Truppen simulieren auf „Gläsernem Gefechtsfeld“ Einsatz großkalibriger Geschütze und Raketen
Jede Bewegung des Manövers werde gefilmt und später ausgewertet. Heiko Diehl, der zuständige Oberst vor Ort, erklärte gegenüber der FAZ, man mache „das Gefechtsfeld gläsern“. Angriffe werden mithilfe von Laserstrahlen simuliert. Fahrzeuge, die „getroffen“ werden, fallen aus und auch der Einsatz großkalibrige Geschütze und Raketen werde simuliert.
Nato-Übung „Quadriga 2024“: Fünf Monate langer Probeeinsatz
Quadriga 2024 heißt die Übung der deutschen Landstreitkräfte, in Rahmen der groß angelegten Nato-Übung. Fünf Monate lang sind die Streitkräfte der Bundeswehr im Probeeinsatz. Im Januar wurden die ersten Truppen alarmiert und enden wird Quadriga 2024 im Mai mit einer großen Abschlussübung in Litauen.
Ziel der Übung sei auch Abschreckung. „Die Nato will zeigen, wozu sie in der Lage ist – und Russland soll sehen, was es bei einem Angriff auf das Bündnisgebiet zu erwarten hätte“, schreibt die Bundeswehr über die Übung. Abschreckung sei „das Gebot der Stunde“. (pav)