„KI wird Arbeitsalltag grundlegend verändern“: In diesen Branchen müssen Sie sich jetzt anpassen

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Kann die KI bald meinen Job für mich übernehmen? © Montage

Viele Arbeitnehmer sehen in der KI eine Bedrohung. Eine Expertin erklärt, ob diese Angst berechtigt ist und welche Jobs von Änderungen betroffen sind.

Frankfurt – Stiehlt Künstliche Intelligenz mir meinen Job? Diese Angst scheint fast jeden zweiten Arbeitnehmer umzutreiben. Wie eine repräsentative Umfrage ergeben hat, erwarten 46 Prozent der Befragten, dass KI die Anzahl von Jobs verringern wird. Nur 35 Prozent gehen davon aus, dass durch sie mehr Arbeitsplätze entstehen. Der Kreditversicherer Allianz Trade hat für die Erhebung 6271 Menschen in sechs europäischen Ländern – darunter 1020 Deutsche – befragt.

Ist diese Angst berechtigt? Eine Expertin erklärt, welche Jobs sich durch den Einsatz von KI ändern werden und wie Arbeitnehmer:innen sich auf diese Veränderungen vorbereiten sollten.

Auswirkungen der KI auf Jobs: „Schlüssel liegt nicht darin, Mitarbeiter durch KI-Tools zu ersetzen“

Europas größter Softwarehersteller SAP hat angekündigt, aufgrund einer Umstrukturierung bis zu 10.000 Stellen zu streichen. Als Grund dafür wird unter anderem ein neuer Schwerpunkt auf Jobs mit dem Fokus Künstliche Intelligenz genannt. SAP investiere nach wie vor in das Ziel, der führende Anbieter von Unternehmens-KI zu werden, erklärte Konzernchef Christian Klein der Tagesschau.

Mit Blick auf diese Zahlen ist es erst einmal nicht verwunderlich, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger Sorgen um ihre Anstellung machen. Doch Arne Holzhausen, Leiter von Versicherung, Vermögen und ESG bei Allianz Research, kann beruhigen: „Der Schlüssel liegt nicht darin, Mitarbeiter durch KI-Tools zu ersetzen, sondern KI zur Ergänzung und Erweiterung ihrer Fähigkeiten einzusetzen“, betont Holzhausen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

KI wird Jobs nicht überflüssig machen – sondern Aufgaben verändern

Das bestätigt auch Dr. Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe „Berufe in der Transformation“ vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA erklärt sie: „Sobald eine Technologie in einen Beruf Einzug erhält, der diesen verändern könnte, wird immer relativ schnell daraus geschlussfolgert, dass dieser Beruf damit obsolet wird. Das ist aber nicht ganz richtig, da es natürlich unterschiedliche Arten gibt, wie Branchen mit neuen Technologien umgehen.“

„Es wird in Zukunft nicht so sein, dass beispielsweise alle Mediendesigner arbeitslos werden, nur weil es eine generative KI gibt, die potenziell diesen Job machen könnte“, fährt sie fort und statuiert: „Das ist einfach falsch.“ Allerdings lenkt sie ein, dass es durch die zunehmende Nutzung von KI-Technologien durch bestimmte Personengruppen dazu kommen könnte, dass „man vielleicht nicht mehr ganz so viele Mediendesigner braucht“.

Medien, Steuerberatung, Verwaltung: Welche Jobs sich wegen KI verändern

Abgesehen vom Medien- und Fotodesign sieht Matthes Veränderungen in beruflichen Tätigkeiten ebenso auf Dolmetscher und Dolmetscherinnen, Synchronsprecher, Journalistinnen, Steuerberaterinnen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Verwaltung zukommen. Auch „der klassische Informatiker, der vor Jahren noch die Programmiersprache C++ gelernt hat, muss offen sein für andere Arten des Programmierens und wie man Projekte erstellt“, so die Expertin.

Generell plädiert sie für eine gewisse Offenheit gegenüber KI, „also die Offenheit gegenüber dem, was kommt“. Auf die Frage, wie sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf die kommenden Veränderungen vorbereiten sollten, heißt es schlicht: „KI lernen. Das ist ganz einfach. Sich die Tools angucken, in denen KI benutzt wird, möglichst mit der KI zusammenarbeiten lernen und die KIs produktiv für die eigene Arbeit nutzen.“

Positive Aspekte von KI auf dem Arbeitsmarkt: Fachkräftemangel könnte entgegen gewirkt werden

Gerard de Melo, Leiter des Fachgebiets Künstliche Intelligenz am Hasso-Plattner-Institut, sieht indes auch Vorteile in KI-bedingten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Zunächst bestätigt er gegenüber IPPEN.MEDIA: „KI wird zweifelsohne den Arbeitsalltag in vielen Berufen grundlegend verändern“ und führt aus: „Dies betrifft zunächst viele Bürotätigkeiten, aber durch Fortschritte in der Robotik sowie durch selbstfahrende Fahrzeuge und Drohnen wird das durchaus auch andere Bereiche betreffen.“

Er führt aus: „Eine große Nachfrage wird es stets geben nach sozialer Interaktion, z.B. im Gesundheitswesen, in der Pflege, Therapie oder auch in der Gastronomie. Tatsächlich beklagen sich viele dieser Branchen über fehlendes Personal.“ Der kommende demografische Wandel werde dieses Problem noch viel akuter machen. Aufgrund des Fachkräftemangels sei es in vielerlei Hinsicht „etwas ganz Wunderbares, wenn wir mit weniger menschlicher Arbeit insgesamt als Gesellschaft produktiver sein können“, so de Melo.

Wichtig sei aber dabei, dass alle von dieser gesteigerten Produktivität profitieren können. „Hier ist die Politik gefragt“, schließt der Experte. Ob sich damit nicht wieder ein neues Problem abzeichnet, ist dahingestellt.

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